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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Weise, Georg: Das Tympanon der Peter- und Paulskirche zu Sigolsheim im Elsaß
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0069

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105

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

106

Das Tympanon der Peter- und Paulskirche zu Sigolsheim im Elsaß.

(Mit Abbildung.)

|men kleinen Beitrag zur Ikono-
graphie der frühmittelalterlichen
IkXS^^I Portalskulpturen will die vorliegende
j^I__ZJj Untersuchung liefern. Häufig tap-
pen wir bei der Deutung solcher Darstellungen
aus romanischer Zeit noch vollständig im
Dunkeln da, wo es sich nicht lediglich um
die allerbekanntesten Figuren aus der Heils-
geschichte handelt. Klarheit läßt sich in dieses
schwierige Gebiet nur bringen, wenn es, wie
bei dem Sigolsheimer Portale, möglich ist, zu
einzelnen Darstellungen bestimmte Beziehungen
in der gleichzeitigen Literatur aufzufinden.

liehe Abhängigkeit von der Basler Galluspforte
verrät2). In dreifacher Abstufung ist das
Portal3) in die Mauerfläche eingeschnitten.
Schlanke Säulchen mit reich geschmückten
Kapitellen sind in die Abtreppungen ein-
gestellt, darüber umzieht ein wuchtiger Kämpfer
mit verschiedenartigem Blattornament das ganze
Gewände. Rundstäbe und Hohlkehlen, die
mit Kugelknöpfen besetzt sind, wechseln in
der Leibung des Bogens ab.

Das Tympanon besteht aus zwei Teilen.
Auf dem rechteckigen Türsturz finden sich in
fünf konkaven Medaillons das Lamm Gottes



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Gelingt es uns, auf diesem Wege in einzelnen
Fällen sichere Deutungen zu erhalten, so werden
wir hoffen dürfen, daß sie uns einen Anhalts-
punkt dafür geben, wo bei anderen ähnlichen
Fragen die Lösung zu suchen ist.

Die romanische Peter- und Paulskirche zu
Sigolsheim im Ober-Elsaß, unweit von Kolmar,
ist vermutlich um die Mitte des XII. Jahrh.
erbaut worden '). Das reiche Westportal, das
uns hier beschäftigen soll, dürfte erst einige
Zeit später, gegen Ende des Jahrhunderts, an-
gelegt worden sein, da es in seinem Stil deut-

') Vergl. F. X. Kraus, »Kunst und Altertum in
Elsali-Lotbringen« (Straßburg 1876 ff.) Bd II Ober-
Elsati S. 002 ff. und E. Polaczek, «Der Übergangs-
stil im Elsaß« (Straßburg 1894) S. 15.

mit Kreuzstab und Kreuznimbus, umgeben
von den vier Evangelistensymbolen4). Im
eigentlichen Tympanon erblicken wir in der
Mitte den thronenden Christus auf einem mit
Tierköpfen verzierten Faldistorium, die Rechte

2) Schon Polaczek a. a. O. S. 18 und Lindner,
>Die Basler Galluspforte und andere romanische Bild-
werke der Schweiz« (Straßburg 18991 S. 40 haben
auf diese Verwandtschaft aufmerksam gemacht. Auf
die Frage der Datierung hoffe ich demnächst an anderem
Orte näher eingehen zu können.

8) Vergl. die Abbildung bei Polaczek a. a. O.
Tafel II.

4) Eine ähnliche Darstellung findet sich auf dem
Türsturz des Portales der Kirche zu Heselbach im
Murgtale, vergl. die Abbildung in Paulus, »Die Kunst-
und Altertumsdenkmale im Königreich Württemberg,
Schwarzwaldkreis« (Stuttgart 1897) S. 97.
 
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