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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Creutz, Max: Neue Arbeiten aus der Kölner Pantaleonswerkstatt des Fredericus
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0125

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211

1911. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

212

ihrer Herstellung. Die Kölner Platte zeigt
den Propheten stehend auf niederem Hügel in
kurzem um die Hüften gegürtetem Rocke. Die
Linke ist ausgestreckt, die Rechte hält eine
Schriftrolle mit den Worten: Reddidil Dem
superbiam Jacob sicut superbiam Israel.

Schultertuch, Gürtel, Ärmel und Brust-
streifen zeigen

feingezeichnete
Ornamente, die
zum Teil in den
stärkeren Linien
dunkel emailliert
wurden. DerGrund
ist mit aufsteigen-
den emaillierten
Ranken ausgefüllt,
die volutenförmig
in spitze und ge-
zackte Blattformen
auslaufen. Ihre
Farbenskala ist wie
beim Darmstädter
Reliquiar: weiß,
lichtblau, dunkel-
blau, gelb, dunkel-
grün und eisenrot.
In Verbindung
mit dem Gold-
grund wird so
eine überaus starke
koloristische Wir-
kung erzielt. Die
Platte ist in der
Mitte durch-

brochen von einer
Öffnung in den
Formen des roma-
nischen Schlüssel-
loches. Die Zu-
gehörigkeit zum
Darmstädter Reli-
quiar ergibt sich
außer der völlig
identischen, stilistischen Eigenart der Gravie-
rung, der Ranken, des Emails, der Schrift-
formen, besonders in der Unterschrift im
nachgesetzem P(ropheta) auch aus äußeren
Merkmalen. Ihre Größe, Höhe 12,.") cm, zu
Breite i>,~> cm, paßt genau in die säulen-
getragenen Nischenbögen des Turmreliquiars.
Die Darmstädter Platten haben in gleicher
Weise wie die Kölner auf der Rücksei'.e mit

Abb 1

dem Gravierstichel eingegrabene Buchstaben-
marken, z. B. die Amosplatte A, die des
Abdias B, die Kölner Tafel zeigt den Buch-
staben F. Wo der Holzkern im Reliquiar
alt ist, findet sich auf entsprechender Stelle
in einem besonders eingetriebenen Holzkeil
dieselbe Marke. Die Darmstädter Emails

sitzen infolge des
Verlustes von fünf
Platten nicht mehr
im ursprünglichen
Zusammenhange,
sondern sind des
geschlossenen Ein-
druckes wegen an-
einandergerückt8).
Um festzustellen,
wo die Kölner
Tafel saß, müßte
das ganze Reli-
quiar abmontiert
werden. Eine Öff-
nung oder Spuren,
die das Schlüssel-
loch in der Email-
platte erklären,
fand sich nicht,
allerdings ist der
innere Holzkern
mit Ausnahme
des Deckels und
Bodens erneuert.
Über die Zu-
gehörigkeit zur
Kölner Gruppe
gibt die Inschrift
der Schriftrolle in-
sofern einen inter-
essanten Auf-
schluß, als der
gleiche Ausspruch
des Propheten auf
dem Tragallare
des Eilbertus im
Weifenschatze wiederkehrt, der sich bekannt-
lich ausdrücklich als Coloniensis bezeichnet.
Über Entstehung und Ursprung der stili-
stischen Eigenart der Platte, über den vollen-
deten Stil der Gravierung, und die Kunst
des Emails lassen sich weitgehende Ver-

*j Bei den Untersuchungen in Daimitadt wurde
ich freundlicherweise von Herrn Ur. Kienzle und

Professor Riegl unterstützt.
 
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