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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Creutz, Max: Neue Arbeiten aus der Kölner Pantaleonswerkstatt des Fredericus
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0126

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213

1911.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr.

214

mutungen anstellen. Auffallend ist die über-
raschende Ähnlichkeit des strengen Kopftyps
der Propheten mit den Apostelfiguren vom
Rogkerustragaltare im Domschatz zu Pader-
born. Auch die spitzwinkeligen Falten, das
Sternchenornament kehren wieder, nur mit
dem Unterschiede, daß alles großzügiger und
monumentaler wurde. Es
kann kein Zweifel sein, daß
der Kölner Fredericus wie
schon Eilbertus in der Schule
des Rogkerus die Kunst der
Graviertechnik lernte, um
dann unter Hinzuziehung
der Kölner Emailtechnik
eine neue Möglichkeit für die
Ausschmückung der Reliqui-
arien zu geben. Schon beim
Tragaltare des Eilbertus im
Weifenschatze weist neben
der lokalen Herkunft die Be-
zeichnung Coloniensis darauf
hin, daß er, wenn auch Arbeit
eines Kölners, nicht gerade
in Köln entstanden zu sein
braucht, Eilbertus würde
sich sonst kaum als Kölner
bezeichnet haben.

Beim Darmstädter Kuppel-
reliquiar machen sich in
gleicher Weise manche Be-
ziehungen Kölns zur Rog-
keruswerkstatt Helmwards-
hausen bemerkbar, was beim
Austausch der tüchtigen
Kräfte innerhalb der Bene-
diktinerwerkstätten nur natür-
lich ist.- Schon Neumann4)
vermutet unter einer nament-
lich aufgeführten Heiligen
auf dem Boden des Darm-
städter Reliquiars eine Nonne
aus Neuenheerse, nicht weit
von Paderborn. Daneben
faßte das Kölner Reliquiar: Reliquie Thebcorum
Martirum et XI Mileum Virg. Auch glaubt
der gleiche Verfasser auf Grund eines Kuppel-
baues in Krukenburg in der Nähe von Helm-
wardshausen, der eine große Ähnlichkeit mit
dem Darmstädter Reliquiar bot, den Künstler
nach Helmwardshausen versetzen zu müssen,

Abb. ->

*) Der Schatz cks Hauses Braunschweijj-I.üneburg.
S. 185.

jedenfalls sind diese Momente wichtig für die
Beziehung der Mönchkünstler und für den
Ursprung ihrer künstlerischen Betätigung.

Wichtig ist vor allem der Ursprung der
Fredericusornamentik, die gezackten distel-
und eichblattartigen Bildungen aus der Rog-
keruswerkstatt. Schon früher ist ihre Her-
kunft aus dem antikisieren-
den Laubwerk karolingischer
Elfenbeine und Miniaturen
weiter nach rückwärts ver-
folgt worden.

Fredericus übernimmt
diese Ornamentik von den
Gravierungen rheinischer
Goldschmiedewerkslätten in
Essen, Trier, von der Reiche-
nau und verarbeitet sie zu
einem sofort erkennbaren
Werkstattzeichen seiner

Kunst. Mit der Erwerbung
dieser Platte kommt die Ent-
wicklung der romanischen
Kunst aus der Graviertechnik
zum Email und zu plastischer
Wiedergabe im Zusammen-
hange mit verschiedenen an-
dern neuerworbenenStücken,
einer gravierten Kreuz-
platte 5), einem thronen-
den Christus der Rogkerus-
werkstalt und einer Bronze-
schüssel mit gravierten Dar-
stellungen ausderGeschichte
desSamsonim Kölner Kunst-
gewerbemuseum in anschau-
licher Weise zur Geltung.
Ein zweites wertvolles
Fragment (Abb. 2) der
gleichen Gruppe und Schule
befindet sich im Bonner
Provinzialmuseum, eine

rechteckige vergoldete Platte
mit den Darstellungen von
Halbfiguren in Medaillons und zwei Gestalten
von Heiligen und Märtyrern in blauem Email
von Schriftbändern eingerahmt, (Höhe 2'2 cm,
Breite 7,8 cm.) Der Grund ist mit kleinen
Lebensbäumen in der charakteristisch ge-
zackten Blattfonn der Fredericuswerkstatt und
mit volutenförmigen Ranken ausgefüllt.

b) VgL »Zeitschrift für christliche Kunst« (1009),
S. 357 ff.
 
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