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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Schnütgen, Alexander; Gabriel, Heinrich; Mündelein, Franz: Die aus dem alten Kloster-Ökonomiegebäude durch Umbau entstandene Kirche zu Listernohl
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0138

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1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

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des kunstsinnigen Gönners wurden die Gebäu-
Iichkeiten von dem Baumeister Mündelein
zweckentsprechend umgebaut, bei sorgfältiger
Wahrung ihres alten Charakters, unter Mit-
wirkung des Unternehmers Herrn Bernh. Greite-
mann. Zu den vorhandenen Gebäuden wurde nur
hinzugefügt ein Chorar.bau, sowie ein schlanker
Turm. — Das Innere der Kirche wurde mit
alten interessanten Inventarstücken reichlichst
ausgestattet. — Am 7. Dezember 1903 wurde
die Kirche durch den Herrn Pfarrer Hellhake
benediziert. — Am 14. September 1904 fand
die feierliche Konsekration der Kirche statt
durch den Herrn Bischof Dr. Wilhelm Schneider
im Beisein des ihm befreundeten Fundators,
sowie zahlreicher Geistlicher und Ehrengäste.
Nach der Konsekrationsfeier benedizierte der
Herr Bischof die prächtige Friedhofs-
kapelle, als die Grabstätte des Stifters.

Im nächsten Jahre erhielten die Filialisten
die Vergünstigung der Osterkommunion, der
Karwochfeierlichkeiten und des Fronleich-
namsfestes, zu dem der Fundator bereits die
Requisite wie Traghimmel, Umbrella, Prozes-
sionslaternen, Fahnen usw. geliefert hatte, so
daß bereits 1905 die erste Prozession mit
Aufgebot reichsten Schmuckes und größter
Feierlichkeit gehalten werden konnte.

Nach Fertigstellung der Kirche und der
Sakristei ließ der Fundator es sich besonders
angelegen sein, das Innere durch wertvolle
Gegenstände auszustatten. Die drei Altäre
nebst Kommunionbank stammen aus der
erweiterten Pfarrkirche zu Alfter; Kanzel,
Beichtstühle und Orgel aus der verlassenen
Pfarrkirche zu Longerich. — Im Sommer 1907
wurde die ebenfalls von hier übernommene
Empore eingefügt, wodurch die Raumverhält-
nisse sehr verbessert sind. — Endlich gelangte
die Austattung der Kirche zum definitiven
Abschluß durch die 1908 von dem Maler
R. Rosenthal aus Köln ausgeführte Bemalung des
Gewölbes, der Wände, der Möbel und Figuren.

Der figürliche Schmuck der Wände besteht
im Chor außer den alten Büsten von St. Perpe-
tua und Felicitas, in dem großen Leinwand-
gemälde auf der Epistelseite, dem Fenster
gegenüber; im Langhaus auf der rechten Seite
aus den von prächtigen Konsolen getragenen
alten Statuen der hh. Petrus, Martinus, Stepha-
nus, Rochus, Antonius und Johannes Baptist
(über dem alten Marmortaufstein), auf der
linken Seite aus den alten Standfiguren der

hh. Paulus, Liborius, Anna, Joseph, Hermann
Joseph und Johannes von Nepomuk. — Die
Wandfläche unter der Empore wird ausgefüllt
durch ein altes Gruppenbild der hl. Familie
und durch die alten Büsten von St. Mar-
tinus und St. Barbara. — Das Orgelgehäuse
wird von der Statue des Salvator bekrönt.

Besonders herrliche Inventarstücke besitzt
die Kirche für die Festtage: Zehn versilberte
Altarleuchter, zwei große Standleuchter, zwei
reichverzierte Metallvasen. — Auch Monstranz,
Kelche, Ziborien, silberbeschlagenes Missale,
Pollen, Leuchter, Tabellen, wie fast alle
Paramente sind vom Fundator beschafft worden.

Über die äußere Entwicklung der neuen
Gemeinde, die am 1. März 1910 Korporations-
rechte erlangte, ist zu bemerken, daß die
Seelenzahl nach Errichtung der geistlichen
Stelle und Fertigstellung der Kirche schnell
gewachsen ist. Innerhalb der Frist von zehn
Jahren, also von 1901 bis 1911, ist die Seelen-
zahl um mehr als das Doppelte gestiegen,
von 420 auf 950 katholische Bewohner. Sollte
sie noch weiter zunehmen, was die immer
stärkere Pflege der Industrie im wasserreichen
Lister- und Biggetal, zumal nach Vollendung
der im Bau begriffenen Talsperre, vermuten
läßt, so würde sogar die Notwendigkeit der
Kirchenerweiterung als dringlich sich ergeben.

Unermeßlich ist der Segen, den die Einrich-
tung des Gottesdienstes und der Seelsorge hier
bewirkt haben, kräftige Förderungsmittel für
den altherkömmlichen frommen Sinn und die
brave soziale Gesinnung der fleißigen und ein-
fachen Bewohner, so daß der Stifter schon
jetzt die Früchte seiner edlen Tat reifen sieht.

Listernohl. Heinrich Gabriel.

Baubeschreibung.

Die beigefügten Abbildungen 1 — 9 veran-
schaulichen in Grundrissen, Ansichten und
Schnitten die in Listernohl belegene Filiale
des ehemaligen Augustinerklosters Ewich, und
zwar in seinem ursprünglichen Zustande
(Abb. 1, 2, 5), wie nach dem Umbau (Abb.
3, 4, (j, 7, 8, 9), der im Auftrage und gemäß
den Wünschen des Stifters von dein Unter-
zeichneten im Jahre 1903 vorgenommen wurde.

Die Gebäude, welche ausschließlich Wohn-
und Okonomiezwecken zu dienen halten,
sollten nunmehr für die Abhaltung des Ge-
meinde-Gottesdienstes und zur Wohnuii"- für
den Geistlichen umgebaut werden.
 
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