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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Witte, Fritz: Zur Frage nach der Heimat des transluziden Emails (Reliefschmelz) im XIV. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0170

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297

1911. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

298

der Vorname „Jehaiv' deutlich erscheintl0),
wodurch der französische Ursprung wahr-
scheinlich wird. Wenn auf dem Kelch der
Sammlung Schnütgen die hl. Katharina mit
der in langen Zipfeln vorn niedergehenden
Kapuze und den lang fallenden Ärmelstreifen
erscheint,

beides
spezifisch
franzö-
sische
Trachten
der zwei-
ten Hälfte
des XIV.
Jahrh. ").
so ist zu

bemer-
ken, daß
auch in
der Köl-
ner Pla-
stik die-
ses Ko-
stüm vor-
kommt12).

Nicht
kölnisch
aber ist
die Haar-
tracht.die
wie ein
Kompo-
situm aus

französi- Abb

sehen und italienischen Moden erscheint.

An einer besonders starken Beeinflussung
durch italienische Vorbilder, vielleicht über
Frankreich, ist kaum zu zweifeln; selbst das
auf rein ornamen- >—^_^^->,
talen Schmuck sich be-\ '

schränkende Prunk- \ /

schwert in St. Jakob \ /
weist fremde Motive
in den Maßwerken Abb

usw. auf; zwei rechteckige profilierte Felder
sind ganz und gar italienisch aufgefaßt, die i

10) Clernen, a.a.O. S. 128 liest: Jehan de Tom-
dorf (?) eure.

") v. Falke. »Kostümgeschichte« S. 205.

ii) Vgl. eine F~igur im Sut-niondi-Museum zu
Aachen. Schweitzer, Katalog I, Tat. IV, 1.

weichen Abrundungen der Maßwerkstege sind
um diese Zeit der Kölner Gotik fremd und
treten eigentlich nur in der französischen
Elfenbeinplastik sowie in Italien auf13). Die
reichgestaltete Kelchfußform als Stern, Rose
usf., ist besonders der westfälischen Gold-

schmiede-
kunst ge-
läufigund
findetsich
an zahl-
reichen
Kelchen
im Bezirk
der alten
Hansa-
stadt
Soest14).
Ob direk-
ter Im-
port vor-
liegt, oder
ob Köl-
ner Gold-
schmiede

unter
ausländi-
schem
Einfluß
gearbeitet

haben,
läßt sich
vorläufig
nicht ent-

l. scheiden;

daß unsere heimischen Gesellen in weite Ferne
zogen, um sich zu bilden, das beweist der
Vorfall, daß noch a. 1456 zwei rheinische
Goldschmiedegesellen von Piraten aufgegriffen

wurden, als sie sich auf
der Fahrt nach Sar-
dinien befanden15).
Sonst aber sagen
die Schreinsurkunden
*■ nichts, was für die

angeschnittene Frage von Belang wäre.

Küln. Witte.

13) Erinnert sei hier an das Gestühl in Ferrara,
abgeb. bei Venturi, IV. Fig. 740.

i") Ludorff. Kreis Soest« S. 115, 130, 131,
Taf. 83.

15) H. v. Loesch, »Kolner Zunfturkunden«, II,
Nr. 4:'>9.
 
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