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Zeitschrift für christliche Kunst — 24.1911

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Georg, Johann: Die liturgische Rolle im großen griechischen Kloster zu Jerusalem
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https://doi.org/10.11588/diglit.4275#0210

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373

1911. - ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST - Nr. 12.

374

orientalischer Weise mit beiden
Beinen auf einer Seite sitzend.
Zwei Apostel begleiten ihn.
Links vom Text ist eine Stadt
angedeutet, natürlich Jeru-
salem. Die Kuppel gemahnt
fast an die kleine, die sich auf
allen Darstellungen, z. B. auf
der von mir veröffentlichten
Miniatur, über dem Heiligen
Grabe befindet. Darum grup-
pieren sich einige Leute in so
absonderlicher Weise, daß man
versucht ist, an eine Initiale
zu denken. Es sollen wohl
die Einwohner von Jerusalem
sein, die den Heiland empfangen.
Weiterhin folgen die drei
Engel bei Abraham (siehe
Abb. 3). Die Engel sitzen
links an dem Tische. Auf
der anderen Seite des Textes
naht sich Abraham, um sie
zu bedienen. Die Griechen
bezeichnen diese Darstellung
als äyi.u tq(cc;, weil sie in
den drei Engeln ein Symbol
der allerheiligsten Drei-
faltigkeit sehen. Auf Abbil-
dung 4 ist Christus hinter
dem Altar stehend zu er-
blicken. Es scheint, als ob
er die Kommunion reichen
will. Von jeder Seite naht
sich ein Engel, der sich
verneigt. Hinter jedem
Engel folgen je drei oder
vier Männer, die man viel-
leicht als die Kommuni-
kanten auffassen kann.
Diese Miniatur befindet
sich ganz innerhalb des
Textes. Außerhalb des-
selben stehen rechts und
links etwas tiefer Michael
und Gabriel. Damit schließen
die von mir aufgenommenen
Miniaturen. Sie scheinen
mir künstlerisch die besten
der ganzen Rolle zu sein.
Sämtliche Miniaturen er-
innern an solche mancher
byzantinischer Handschrif-



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Abb. 4.

ten, die sich in verschiede-
nen Bibliotheken befinden. Ich
erinnere da an das griechische
Manuskript 74 der Biblio-
theque nationale in Paris, das
Ümont publiziert hat. Da
dieses aus dem XL Jahr-
hundert stammt, so dürfte
wohl auch die liturgische Rolle
aus dieser Zeit sein. Auch
die kleine Kuppel, von der ich
oben sprach, könnte ein Hin-
weis auf diese Zeit sein. So
sah vermutlich die Bekrönung
des Heiligen Grabes aus, nach-
dem es im Laufe dieses
Jahrhunderts wiederhergestellt
worden war. — Noch ein
Wort füge ich über die Ein-
rahmung des Textes bei.
Sie zeichnet sich durch
große Feinheit und vor-
züglichen Geschmack der
Ornamentierung aus. Es
ist ja ein verhältnismäßig
einfaches Bandornament, das
aber so geschickt in Linien
geführt ist, daß man nur
seine Freude beim Ansehen
haben kann. Ab und zu
sind in den Ecken stilisierte
Blätter angebracht oder
Worte bzw. abgekürzte
Worte. Die Schrift ist in
doppelter Weise ausgeführt.
Wo sie quadratisch um-
rahmt ist, ist sie größer
als bei der anderen Um-
rahmung. Die ganze litur-
gische Rolle scheint mir
ein großes Kunstwerk zu
sein. Sie verdient wohl eine
ausführliche Publikation, und
zwar, wenn möglich, in
Farben.

Es würde dann von be-
sonderem Wert sein, wenn
die beiden anderen Rollen
zur Vergleichung heran-
gezogen werden könnten.

Johann Georg,
Herzog zu Sachsen.
 
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