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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Witte, Fritz: Der Wille zur Tat
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0029

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 1/2

ihm verbundene Werkstättenorganisation die volle Verantwortung für künstlerische
Qualität der Arbeiten dem Auftraggeber gegenüber übernehmen.

Das Institut wie die Werkstätten verzichten auf jeden weiteren materiellen
Gewinn als den, daß die Unterhaltung der Einrichtung selbst gesichert erscheint.
Damit fällt für die Auftraggeber von vorneherein die Gefahr einer etwaigen Über-
vorteilung oder eines Verrates an gewinnsüchtiges Unternehmertum, dem in erster
Linie unsere Kampfansage gelten muß.

Die Leitung des Institutes selbst arbeitet in engster Fühlungnahme mit der
bestellenden Geistlichkeit und nach Anhörung ihrer Wünsche und Vorschläge
die Gesamt- und Einzelpläne aus und bestimmt von Fall zu Fall den in Frage
kommenden ausführenden Künstler.

Die Organisation des Institutes und der mit ihm verbundenen Werkstätten
wäre kurz gesagt diese:

Der eintretende Schüler hat den Nachweis einer genügenden praktischen
Vorbildung und der unbedingt erforderlichen Allgemeinbildung sowie vor allem
den moralischer Reife zu erbringen. In etwa 8—10 Wochenstunden wird ihm für
sein religiös-kirchliches Kunstschaffen das Spezialwissen und in erster Linie die
religiöse Stimmung vermittelt, aus der heraus allein er Gutes zu schaffen imstande
ist. Die gesamte übrige Zeit wird er in den Werkstätten für angewandte Kirchen-
kunst beschäftigt.

Der Lehrplan der theoretischen Abteilung des Institutes umfaßt folgende
Disziplinen:

1. Die Geschichte der kirchlichen Kunst und Kunstarchäologie unter be-
sonderer Herausarbeitung der Psyche der Stile.

2. Die Quellen kirchlichen Kunstschaffens:

a) die Heilige Schrift, exegesiert für Künstler,

b) die Liturgie,

c) Hymnologie und Kirchenlied,

d) aszetische und homelitische Literatur alter und neuer Zeit,

e) Dogmatik.

3. Ikonographie.

4. Kirchenkunst und Kirchenrecht.

5. Der Verkehr mit den Behörden.

6. Kirchenkunst und Denkmalpflege.

7. Die Architektur als Mutter der kirchlichen Kunst. Die angewandte Kunst
in ihrem Verhältnis zur Raumkunst.

8. Seminarübungen im Aufstellen von Gesamtplänen und Kompositionslehre.

Es ist selbstverständlich, daß bei allen Vorlesungen der Nachdruck zu legen ist
auf eine Vertiefung des religiösen Empfindens bei den Schülern.

Das Institut und die Werkstätten sind nicht schlechthin als Lehranstalt für
junge Künstler gedacht, sie wollen beide werktätig in die Gestaltung unserer
kommenden Kunst eingreifen, sie wollen deshalb auch innigste Fühlungnahme
suchen mit den älteren, freischaffenden Künstlern und Kunstgewerblern. Dieser-
halb ist allen auf dem fraglichen Gebiete tätigen Meistern der Anschluß an die
Einrichtungen ermöglicht. Sie sollen von einer mit dem Institut verbundenen
Beratungsstelle aus soweit möglich mit Aufträgen bedacht werden und diese
 
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