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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Beiträge zur rheinischen Kunstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0032

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Nr. 1/2__________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.____________23

noch im XIII. Jahrh. hergestellt. Das Latein der Inschriften, die Gelenius mit-
teilt, stellt sie denen des Schreines an die Seite. Die Verse lauten:

Sum Felix dictus, cole me si vis fore felix.
und

Augeo res auctas, qui nomine dicor Adauctus.

Mit dem Schreine und den Häuptern der beiden Heiligen zog das Kapitel
von St. Aposteln nach dem Nekrologium am Sonntag nach Pfingsten in feierlicher
Prozession über den Neumarkt4.

Die Verehrung der beiden Heiligen in der St.-Aposteln-Kirche kam auch durch
einen Hymnus zum Ausdruck, der wöchentlich gesungen wurde. Sein herrliches
Latein sticht von den Versen, die wir kennengelernt haben, erheblich ab. Gelenius

teilt folgende Verse mit:

Quorum capita Sanctorum
Clerus hie Apostolorum
Habet in custodia.
Haec de Roma tulit pnmus
Pius quondam Piligrimus
Praesul in Colonia
Cujus corpus hie decenter
Jacet et ejus frequenter
Agitur memoria.

Da ist von einem Schrein nicht die Rede, die Verse sind also älter. Und ge-
mahnen Sprache und Vers nicht an die Kunst des Archipoeta. Sollten wir von
diesem genialen Dichter vielleicht in dem Hymnus auch ein Kirchenlied besitzen ?
Oder sollte Köln zwei Dichter von solcher Kunst besessen haben? Leider hat
Prof. Keußen vergeblich nach dem vollen Texte Umschau gehalten.

Wenn schon nach den oben angeführten Zeugnissen Gottfried von Binsfeld
als der Veranlasser der Herstellung des Schreines und als Spender bedeutender
Mittel dasteht, so kommt noch das Zeugnis des Nekrologiums. In ihm heißt es
unter dem 13. Juli über den Dechanten Gottfried von Binsfeld: „Item contuht
ecclesie nostre duas honestas cappas purpurei coloris cum nohs et plura aha
clenodia ad capsam construendam."

Wer aber war nun dieser Gottfried von Binsfeld? Nach dem Nekrologium war
er der Sohn des Ritters Christian von Binsfeld. Von 1220 bis 1239 heißt der
Dechant Gottfried. Aber es sind zweifellos deren zwei. Den Beweis liefert das
Nekrologium; denn es kennt außer dem Dechanten Gottfried von Binsfeld noch
einen zweiten. Unter dem 19. März heißt es: Obiit Gofridus capellarius sacerdos
et decanus istius ecclesie; in dem wenig jüngeren Register wird er nicht unter der
Rubrik: „isti sunt de Binszvelt" aufgeführt.

Die Untersuchung hat eine historische Bedeutung; denn Konrad Beyerle hat
in seinen Untersuchungen über die sehr bedeutsamen Fälschungen der Burg-

3 K n i p p i n g , Regesten der Erzbischöfe von Köln 2 Nr. 500. Die Urkunde ist undatiert.

4 Es heißt zum 22. Mai: „In octava penthecostcs habemus duo maltra siliginis, que acci-
pientur de custe in Herkenburgh, que vendentur et dividentur, ad processionem et ad missam,
quia domini nostri circuibunt per novum forum et per claustrum cum capsa et capitibus beato-
rum Felicis et Adaucti et qui non fuent exeundo chorum prescns ad processionem et missam,
nichil dabitur ei; vicarns prout est consuetum."
 
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