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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Neuss, Wilhelm: Die christliche Kunst im theologischen Studium
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0085

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 5/6

Studiums wird. Sie ist es bereits nach dem Allgemeinen Studien-
programm Pius X. für die italienischen Seminare vom 10. Mai 1907.
Der Papst weist der „christlichen Kunstgeschichte und Archäologie" während
aller 8 theologischen Semester je 1 Wochenstunde zu. Bei der in diesem Studien-
programm vorgeschriebenen Dauer des Studienjahres von mindestens 9 Monaten
ergibt das jährlich 40, im Laufe der 4 theologischen Jahre also 160 Stunden, eine
Ziffer, die kein deutscher Studienplan auch nur von fern erreicht. An unsern
theologischen Fakultäten, evangelischen wie katholischen, hat sich die Ge-
schichte der christlichen Kunst bisher noch wenig eingebürgert und fast nur als
gelegentliche Neben Vorlesung eines Kirchenhistorikers oder Pastoraltheologen.
Eine genaue Feststellung ist auf Grund der veröffentlichten Vorlesungsverzeich-
nisse nicht möglich; aber ein im wesentlichen richtiges Bild läßt sich doch ge-
winnen. Nehmen wirdieVorlesungshstender „Hochschulnachrichten",die während
des Krieges eingegangen sind, so gab es im Sommer 1914, also im letzten Friedens-
semester, an 17 katholischen Fakultäten Deutschlands, Österreichs und der
Schweiz 8 Vorlesungen oder Übungen aus dem Gebiete der christlichen Kunst
oder Archäologie, an 21 evangelischen ebenfalls 8. Da Straßburg, Heidelberg,
Freiburg i. B., Freiburg in der Schweiz, Freismg, Paderborn, Fulda und Trier
fehlen und mindestens in Straßburg, Freiburg i. B. und Paderborn für die christ-
liche Kunstwissenschaft etwas geschehen ist, so verschiebt sich das Verhältnis
aller Wahrscheinlichkeit nach etwas zugunsten der katholisch-theologischen
Fakultäten. Die Liste der Hochschulnachrichten ergibt dementsprechend auch
für das Wintersemester 1914/15 in 19 evangelischen Fakultäten 5 und in 15 katho-
lischen 9 Vorlesungen. An 18 deutschen Universitäten mit theologischer Fakultät
ergeben die Vorlesungsverzeichnisse, die ich einsehen konnte, für das Winter-
semester 1919/20 in 15 evangelischen theologischen Fakultäten 7 (6 einstündige
und 1 zweistündige) Vorlesungen und 7 (3 einstündige und 4 zweistündige)
Übungen, für das Sommersemester 1920 6 (5 einstündige und 1 zweistündige)
Vorlesungen und 5 (4 zweistündige und 1 einstündige) Übungen; dazu werden
an 3 Fakultäten chnsthch-kunstgeschichtliche Exkursionen angekündigt. 7 katho-
lische theologische Fakultäten haben im Wintersemester 1919/20 2 Vorlesungen
(1 zweistündige und 1 einstündige) und 3 Übungen (2 zweistündige und 1 ein-
stündige) und im Sommersemester 1920 6 Vorlesungen (3 zwei- und 3 einstündige)
und 3 Übungen (2 zwei- und 1 einstündige). Eigene Lehrstühle für
christliche Kunstgeschichte bestehen meines Wissens nur in den
katholischen theologischen Fakultäten Bonn und Freiburg i. B.; dagegen sind
Kirchenhistoriker mit vorwiegend archäologischen und kunstgeschichtlichen
Interessen angestellt an den evangelischen theologischen Fakultäten in Berlin,
Greifswald, Halle und Leipzig und der katholisch-theologischen Fakultät zu
Breslau. Man sieht, alles ist noch im Werden. In Österreich haben die
Bischöfe auf ihrer Generalversammlung zu Wien am 13. November 1901 die
Errichtung von Lehrstühlen für kirchliche Kunstgeschichte und von solchen für
christliche Archäologie gefordert.

Bei uns ist die Geschichte der christlichen Kunst noch kaum in den Stu-
dienplan der katholischen Theologen aufgenommen worden.
Der neue Paderborner Plan enthält sie als obligatorisches Fach für 4 Semester
mit je 1 Wochenstunde. An Universitäten, wo sie durch hauptamtliche Lehrkräfte
 
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