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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Baumeister, Wilhelm: Dechant Wischius und seine Stiftungen in St. Georg zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0108

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Nr. 7 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Q/

hätte11. Auf die Dauer entzweite sich Wischius aber auch mit den zu ihm
haltenden Kanonikern so gründlich, daß er nicht einmal nach seinem Tode
in ihrer Mitte weilen wollte. Als er am 20. Juni 1 545 starb, fand er seine
Ruhestätte in der Kirche der Kartäuser zu Köln12. Wischius hatte sich dieses
Kloster zu Dank verpflichtet durch die Ausstattung einer weiteren Zelle für
die Aufnahme eines Bruders; auch seine Bibliothek, oder wenigstens Teile
derselben, waren an die Kartäuser gelangt. So enthält ein Exemplar der
Lectura super p. I und II digesti veteris des Alexander Tartagnus ab Imola13,
heute in der Stadtbibliothek Köln14, die Eintragung, daß es ein Geschenk
des Wischius an das Kloster seiu. Gleichzeitig erfährt man aus der Notiz,
daß der Verstorbene in der Marienkapelle daselbst beerdigt wurde, nach-
dem er ein Alter von etwa 71 Jahren erreicht hatte. Sein Grabstein, der
heute verschollen ist, trug die Inschrift: Anno domini 1545 die 20. mensis
Junn obiit venerabilis et egregius dominus Wilhelmus Wisch, legum doctor,
decanus et canonicus divi Georgii, qui cellam unam pro monacho dotavit,
cuius anima requiescat in pace16.

Wenn aber auch Wischius' Verhältnis zu seinen Mitkanonikern nicht
das beste war, so fand gleichwohl in seiner Stiftskirche ein Epitaph Auf-
stellung, das sein Andenken wachzuhalten bestimmt war. An der südlichen
Chorwand hat das Denkmal seinen Platz gefunden, das in einem aus zwei
Säulen mit konnthisierenden Kapitalen gebildeten und mit einem Rundbogen
geschlossenen Rahmen ein Relief mit der Darstellung der Kreuzigung nebst
Maria und Johannes enthält. Der kniende Stifter wird vom hl. Georg emp-
fohlen. Eine unter dem Relief angebrachte Tafel enthält die Inschrift17:

Obiit anno dni. 1545 20. Junii.
Occubuit fato clanssimus ille Wilhelmus
Wyschius antiquae religionis amans.
Dotibus ingenii legumque excelluit usu
Et fuit insignis doctor in arte sua.
Bis denis octoque annis mense amplius uno
Rite decanatum hac gessit in aede sacra.
Cerea quinque dedit summis accendere missis
Perpetuo ut vivat lumine Christe tuo.

Mit dem vorstehenden Grabdenkmal ist das an der gegenüberliegenden
Evangelienseite befindliche Sakramentshäuschen stilistisch verwandt, jedoch

11 Höhlbaum: Buch Weinsberg, Bd. I, S. 134 f.

12 Desgl , Bd. I, S. 127.

13 Hain-Cop. 15293.

14 GB. V, Nr. 133 d.

15 „Hunc hbrum legavit ac dono dedit venerabilis et egregius vir dominus Wilhelmus
Wisch de Reess, legum doctor, decanus divi Georgii Coloniensis Carthusiensibus in Colonia
et ibidem in capella diye ac gloriosissime virginis Marie sepultus, cuius anima per piam
misericordiam dei requiescat in pace, amen. Obiit anno 1545 20. Junii etatis 71 vel cir-
citer". — Nach dieser Altersangabe ist das oben angeführte Geburtsjahr errechnet.

In einem Exemplar der Sermones S. Leonis I papae, Basel, Mich. Wenßler |Hain *
100141. ebenfalls in der Stadtbibliothek Köln (G.B. IV, Nr. 2702), eine ähnliche Eintragung.

16 v. d. Ketten, Stamm- und Wappenbuch, Bd. VIII fol. 600v. — Stadtarchiv Köln.

17 Vergl. Kunstdenkmäler der Stadt Köln, Bd. I, Abt. IV, S. 367, wo die Inschrift
nicht genau wiedergegeben ist.
 
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