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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Witte, Fritz: Die ersten Arbeiten des Institutes für religiöse Kunst in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0125

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Nr. 8

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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Abb. 9. E. Riegel, Urkundenschrein für Marschall Hindenburg. Eisen geätzt, Tauscbierung und Edelsteine.

geholt, was in ihm lag. Dazu trat die Liebe zum Farbigen. Dem Metall
wurden Materialien beigegeben, die, was Wert und Wirkung anging, mit
ihm zusammenzuklingen imstande waren: Elfenbein und vor allem Edelsteine
und Halbedelsteine sowie das wirkungsvolle Email. Wie ein einziges großes
Zittern und Flimmern huscht es über die durch Ornamente und Figuren
belebten Metallflächen, die unter dem Hammer entstanden waren; alle Licht-
strahlen der Umgebung werden gewissermaßen angesogen und gezwungen,
sich im strahlenden Metall zu spiegeln. Jede Berührung und Bewegung des
Objektes läßt neue Lichter aufblitzen, neue Farben erglühen in den mysti-
schen Steinen, die das Auge gewissermaßen in unergründliche Tiefen zwingen
im Gegensatze zum flimmernden Golde, das in kecken Strahlen sich ins
Auge des Beschauers bohrt. Stärker kann das Transzendentale des Reli-
giösen kaum zum Ausdruck kommen als in den vielen Reliquienschreinen,
Büsten, Kelchen, Kästchen usf. der Glanzzeit frühmittelalterlicher Gold-
schmiedekunst. Wer immer dem Material seine Wirkungsmöglichkeiten
ablauschen will, der gehe vor diese Dinge, sie werden ihm alles offen-
baren.

Nun, die Zunft derer, die auch im Jahre 1 921 noch glaubten, sie könnten
heute einen echt romanischen, morgen einen ebenso echten gotischen Kelch
herstellen und damit Wertvolles schaffen, sie wird wie eine schwer ausrott-
bare Sekte ihr Leben weiterfristen; aber der Bonifatius war längst da und
hatte den Mut, die Axt an den Götzenbaum des Elektizismus zu legen,
 
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