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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,2.1918

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Heft 7 (1. Januarheft 1918)
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Schumann, Wolfgang: Ist Mehrheit Unsinn?
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Fischer, Theodor: Was ich bauen möchte
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https://doi.org/10.11588/diglit.14372#0020

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Meinung widerlegen könnte. Wer heute folgerichtig das Recht der Völker auf
ein gewisses Maß von Selbstbestimmung leugnet, kämpft einen Windmühlen-
kampf, aber er darf dabei glauben, vielleicht habe er doch „Recht" und die
Windmühle habe „Unrecht".

Die Andern sind die Idealisten. Was du oben gezeichnet hast, so erwidern
sie mir, stellt vielleicht den gerade noch erreichbaren besten Zustand dar, für
heute und für Deutschland aber sogar noch einen Soll°-> bei weitem nicht den
Jst°Zustand, jedenfalls nicht den absolut besten. Arbeitet doch dieser ungeheuer-
liche Apparat von Mehrheit, Minderheit der Mehrheit, Minderheit, Mehr-
heit der Minderheit und Sachverständigen auf allen Seiten mit einer wahn-
sinnigen Verschwendung von Kräften und unter ständiger Gefahr, in labile Ver-
hältnisse zu geraten und schwerste Mißbräuche zu zeitigen. Es ist Wahres
daran, wenn Sapieha eine Gefahr der Mehrheitherrschaft so kennzeichnet:
„Bekümmert sich ums Ganze, wer nichts hat? Hat der Bettler eine Freiheit,
eine Wahl? Er muß dem Mächtigen, der ihn bezahlt, um Brot und Stiefel
seine Stimm' verkaufen. Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen."
And hundert fernere Gefahren drohen der „Demokratie", wie man bei Tocqueville,
Bryce, Hasbach, Wells, Delaisi und vielen anderen nachlesen kann, Gefahren,
angesichts deren es nicht mehr als der unwahrscheinlichste Glücksfall wäre, wenn
man sie in Deutschland abzuwehren wüßte. Für alle Zeit ist darum die Herr-
schaft der Besten und Klügsten der Herrschaft der Masse vorzuziehen. —

Anter denen, die so sprechen, können wir wieder Zwei Gruppen unterscheiden.
Einige sind wohl dazu geboren, sich vom Weltgeschehen ab- und ins stille
Kämmerlein einzuschließen, wo sie dann bis an ihr Lebensende den schönen
Atopien oder den Edelgebilden eines platonischen Staates nachsinnen, höchstens
von Zeit Zu Zeit das Fenster öffnend, um der „blinden", aber — wollenden
Menge ein bitteres Wort zuzuschleudern. Sie haben in Wahrheit der Zeit
zumeist nichts zu sagen, wie die Zeit auch ihnen nichts zu sagen hat. Den
Tatfähigeren jedoch ist es leichter, zu erwidern. Wohl, „Gefahren" bringt die
Nemokratis mit sich. Aber sie sind kaum größer als die der absoluten Monarchie
oder einer anderen Staatenart. Die Herrschaft der Besten und Klügsten ist gewiß
ein Ideal — darum wollen wir nach unsrer Kraft versuchen, sie aufzurichten.
Das aber muß innerhalb der Herrschaft der Mehrheit geschehen, denn
für diese hat sich nun einmal die Weltgeschichte vorläufig entschieden. Dazu
könnt ihr „Kenner" eindringlichst helfen! Es gibt keinen „Glücksfall", sonderu
nur das, was wir wollen, das wird. So denkend, verleihen wir dem
Ansinn der Mehrheit — Sinn. Wolfgang Schumann

Was ich bauen rnöchte

s klingt ein wenig anspruchsvoll, wenn ein Baumeister sich nicht daran be°
T^^gnügen lassen will, daß er die Aufgaben ausführe, welche ihm das Leben
^-^in seiner Vielgestaltigkeit stellt; wenn er außer Wohnhäusern, Kirchen,
Schnlen und allem andern noch etwas Besonderes sich zur Aufgabe wünscht.

* Der Deutsche Volkshausbund ist jetzt gegründet, und sein Sitz ist Karlsruhe,
Gartenstadt Rüppur, von wo man alles Nähere erfahren kann. Auch der
Dürerbund wird bei seiner Arbeit vertreten sein. Es schien uns billig und zweck-
mäßig, den Aufsatz heute nochmals abzudrucken, mit dem Theodor Fischer, der
Münchener Stadtbaurat, im ersten Oktoberheft M6 des Kunstwarts mit außer-
ordentlichem Erfolge für den Gedanken des Volkshauses geworben hat. K-L

S
 
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