Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 51.1922-1923

DOI Artikel:
Koch, Alexander: Bei Hans Thoma: nachträgliches zu Hans Thomas 83. Geburtstag am 3. Oktober 1922
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9144#0165

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HAN S
THOMA.

AUFNAHME
VON HUGO
ERFURTH-
DRESDEN.

BEI HANS THOMA.

NACHTRÄGLICHES ZU HANS THOMAS 83. GEBURTSTAG AM 3. OKTOBER 1922

VON ALEXANDER KOCH.

An einem heiteren, hellen Herbsttag führte
/i mich mein Weg in die badische Hauptstadt.
Seit einigen Tagen hatte ich von HansThoma,
der gerade unter ehrerbietiger Anteilnahme
eines ganzen Volkes seinen 83. Geburtstag be-
gangen hatte, die erfreuliche Zusicherung, daß
ich ihm zu einem Plauderstündchen herzlich will-
kommen sei. Bei dem verehrungsvollen Inter-
esse, das ich dem Patriarchen deutscher Kunst
seit langem entgegengebracht und in meiner
Zeitschrift praktisch betätigt habe, lag es mir
am Herzen, zu hören, wie ihm die Tage der
Feier vergangen waren, was sie ihm an Gedan-
ken, an Rück- und Ausblicken gebracht haben
mochten.

Thoma hat bekanntlich im letzten Jahrzehnt
mehrfach mit Worten der Mitteilung und Unter-
weisung zu uns gesprochen. Seine Äußerungen
hatten immer den geheimen Zauber eines kern-
gesunden, seelenvollen deutschen Menschen-

tums. Sie hatten das Gemütvolle, Behagliche
und etwas Grüblerische, das wir auch von seinen
besten graphischen Blättern her kennen. Sie
waren wie diese volkstümlich und urwüchsig,
völlig unverkünstelt und doch getragen von einer
Kraft stämmigen, saftigen Ausdrucks, der sie
wohltuend abhob von vielen dünnblütigen Er-
zeugnissen des grünen Tisches. Und so be-
festigte sich in mir der Entschluß, den Meister
aufzusuchen, mich als achtsamer Hörer an seiner
Rede zu erfreuen und den Lesern meiner Zeit-
schrift womöglich von dem Gehörten treue
Kunde zu geben.

Ein kurzer Gang durch die Badische Kunst-
halle, wo ich die Gewalt Grünewald'scher Kunst
auf mich wirken ließ, und durch das Thoma-
Museum bildete die Vorbereitung. Dann stand
ich vor dem bescheidenen Eingang zu Thomas
Wohnung, an den bunte Herbstbäume nahe
heranreichen, und freute mich des Wetterglücks
 
Annotationen