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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 51.1922-1923

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Sörgel, Herman: Die Räume E. Pfeiffers auf der Gewerbeschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9144#0190

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PROFESSOR EDUARD PFEIFFER—MÜNCHEN.

»AUSSTELLUNGSRAUM« GEWERBESCHAU.

DIE RÄUME E. PFEIFFERS AUF DER GEWERBESCHAU.

Professor Eduard Pfeiffer hatte auf der Deut-
schen Gewerbeschau einige Ausstellungs-
räume der Kunstgewerbeschulen ausgestattet,
die schon bei einem flüchtigen Rundgang durch
ihren eigenwilligen Charakter, der ganz im Ge-
gensatz zu dem bunten Kolorit des Durchschnitts
stand, auffielen. Mit Genugtuung hörte ich
viele Besucher gerade nach dem Urheber dieser
Räume fragen. Obwohl sie so merkwürdig
„schmucklos" und einfach waren, beeindruckten
sie ungleich stärker als so manche beabsich-
tigte Sensationen und Sensatiönchen. Warum?
Zweifellos weil sie in einer vorbildlich vorneh-
men Zurückhaltung das Ausstellungsobjekt
zum Sprechen brachten und selbst nur Hinter-
grund, „Folie" zu den vielen Köstlichkeiten,
die hier zu sehen waren, bildeten. So mancher
gewissenhafte Wanderer durch die überreiche
Gewerbeschau atmete hier unwillkürlich auf;
diese hellen, heiteren Säle wirkten wie eine Erho-
lung, hier wehte eine freiere, erleichternde Luft.

Dabei war der Gesamteindruck durchaus
nicht nüchtern oder gar armselig; denn die
wenigen Schmuckmotive wie die Vögel, Blumen
und Schrankbekrönungen aus golden glänzen-
dem Messing waren so raffiniert verteilt, daß
sie in ihrer urpersönlichen Ausformung auf dem
kühlen Weiß des Hintergrundes doch das Ganze
beherrschten und den Gesamtraum bestimmten.
Wie bei so vielen Arbeiten Pfeiffers — ich er-
innere nur an das Münchner Odeon-Kasino —
gelang es, mit sparsamsten Miltein aus der Not
eine Tugend zu machen. Gerade durch die
gebotene Ökonomie wurden die paar ange-
schlagenen Motive zu größtmöglicher Wirkung
gesteigert. Das Auge des Beschauers hatte
nicht nur Ruhe und Muße, es wurde geradezu
gezwungen, die Dinge, die sich ihm boten, op-
tisch zu erfassen und inhaltlich zu erschöpfen.

Die Abbildungen können natürlich auch nicht
annähernd den Farbenreiz wiedergeben, der
durch die zart abschattierten hellen Töne der
 
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