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Die Gartenkunst — 12.1910

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178

DIE GARTENKUNST.

XII, 10

die mehr und mehr dem Untergange preisgegeben sind. Es
gilt überall da, wo die Natur noch unbehelligt vom Menschen
ihre Macht hat entfalten können, ihre Werke so viel als irgend
möglich vor zerstörenden menschlichen Eingriffen zu behüten
und allerorten Schutztruppen zu werben, damit zunächst
Achtung und Ehrfurcht wieder wach werden vor Dingen, die
wir nicht schaffen können und vor Werten, die sich nicht mit
Mark und Pfennig messen lassen. Über die höchst erfreulichen
Erfolge, die der energischen Missionsarbeit von Einzelpersonen,
Vereinen, städtischen und staatlichen Behörden in dieser Hin-
sicht bereits zu danken ist, unterrichtet der Verfasser den
Leser und regt ihn an, in gleicher Richtung eine Bewegung zu
fördern, die unser Leben zu bereichern und zu veredeln ge-
eignet ist.

Sehr lebendig, lehrreich und ansprechend behandelt
Dr. Konrad Quenther in seinem Buche „Der Naturschutz" ein

wichtiges Thema, nahe verwandt den beiden erstgenannten.
Auch hier wird anfangs überzeugend dargelegt, daß der un-
entbehrliche Zusammenhang des Menschen mit der Natur durch
unsere hastig übertriebene Kultur bedenklich gelockert wird,
und daß die ungesunden Folgen solcher Einseitigkeit nach-
weislich zunehmen müssen, so lange nicht neben den materi-
ellen Interessen auch ideelle Werte der Natur voll gewürdigt
und tatkräftig gefördert werden. Der Verfasser schildert dann
die gegenseitige Abhängigkeit der Naturorganismen vonein-
ander und die damit zusammenhängende Regulierung der Zu-
und Abnahme der verschiedenen Arten. In diese Beziehungen
im wirtschaftlichen Betrieb der Natur muß der Kulturmensch
wenigstens Einsicht gewinnen, um bei seinen Eingriffen in die
Natur Maßhalten zu lernen und schonend Rücksicht zu nehmen
auf feinere Gesichtspunkte, statt unbekümmert um höhere In-
teressen, kurzsichtig und gedankenlos ausschließlich nach
seinem persönlichen Nutzen und Schaden oder gar nach augen-
blicklichem Vergnügen und zufälliger Laune Tier- und Pflanzen-
arten zu bewerten und demnach ihnen den Krieg zu erklären, der
schon vielerorts mit einer Niederlage der Natur hat enden müssen.

Der Verfasser schildert in grellen Farben die erschreckende
Zunahme sinnloser Naturzerstörung die allerorten noch im
Gange ist, und zeigt an vielen Beispielen, wie dieser verkehrten,
ja törichten Naturausschlachtung zu steuern möglich ist. Den
Behörden und Vereinen, dem Einzelnen in seinem Beruf, dem
Gutsbesitzer, dem Förster, dem Architekten gibt er treffliche
Ratschläge, wie zu seinem und der Gesamtheit Vorteil die
Natur geachtet, geschützt und gefördert werden soll. Beson-
ders wichtig für uns Fachleute ist das 8. Kapitel, wo der
mehrfach in Parks und Gärten bemerkbare Mangel an Natur-
kenntnis gerechterweise auf das Schuldkonto der Gärtner ge-
schrieben wird. Wahrlich, man muß dem Verfasser recht
geben: Die vielgerühmte „praktische Erfahrung" und „Natur-
liebe", die so oft dem „Laien" gegenüber hervorgehoben wird,
sollte durch gründlicheres Studium fleißig vertieft werden!

Die Wärme der Auffassung und die Fülle der Kenntnisse,
die diese Bücher auszeichnen, mögen auf viele Leser leben-
bereichernd wirken und sie tüchtig machen zu froher Mit-
arbeit, v. Engelhardt.

Dr. Jng. Gerold E. Beetz: „Das eigene Heim und sein
Garten." III. Auflage. Westdeutsche Verlagsgesellschaft m. b.
H. Der Titel reizte mich s. Z. zur Anschaffung der ersten
Autlage, glaubte ich doch nach demselben etwas ganz Beson-
deres in ihm zu finden. Es war in der Tat etwas Besonderes,
allerdings nicht das Erwartete, wenigstens nicht, soweit das
Kapitel „Der Garten und die Einfriedigung" in Frage kommen.
Die ersten Kapitel die uns in die baulichen Angelegenheiten
einführen, die den Kauf oder Bau einer Villa, die einzelnen
Räume des Hauses, Baumaterialien und Ausführung, Heizung
und Beleuchtung behandeln, liegen meiner Beurteilung etwas
fern und doch möchte ich gerade ihnen den Hauptwert des
Buches beimessen, weil in ihnen eine ganze Reihe beachtens-
werter Ratschläge gegeben sind , denen es auch wohl zu
danken ist, daß innerhalb 6 Monaten zwei Auflagen des Buches

verkauft wurden. Die mir jetzt vorliegende dritte verbes-
serte Autlage zeichnet sich ihren Vorgängerinnen gegenüber
durch ein reicheres, 650 Nummern umfassendes Abbildungs-
material, Ansichten, Grundrisse und Schnitte aus. Ich bedaure,
daß die Verbesserung sich nicht auf das Kapitel „Garten" er-
streckt hat. Das wäre ganz besonders revisions- und ver-
besserungsbedürftig gewesen. In dieser Fassung kann es nur
dazu beitragen, falsche Ansichten über den Garten zu ver-
breiten. Wenn in dem Vorwort gesagt ist, daß durch Ver-
kauf der Überproduktion von Gartenerzeugnissen Tilgung der
Schuldlast und Ersparnisse erzielt werden können, wenn zum Be-
weise dessen angeführt wird, daß ein Invalide aus ca 100 m
seines Obstgartens 120 Mk. Jahreserlös hat, so ist das eine
Ausnahme, eine allzu optimistische Färbung Wir alle wissen,
daß ein Garten im eigenen Heim Geld kostet, wissen, daß —
vergl Seite 29 — 24,0 Mk. besondere Aufwendungen für den
Garten und sonstiges entschieden zu niedrig gegriffen sind.
Und diese Ziffer soll sich noch günstiger stellen durch die Er-
träge einer praktischen und guten Bewirtschaftung?

Nun der Garten selbst! Das Haus kommt in die Mitte
des Grundstücks, so daß ein Vor- und ein Hintergarten ent-
steht (Seite 46). Wozu diese durchaus nicht empfehlenswerte
Zerschneidung des Grundstückes? Gibt es nicht bessere Lö-
sungen? Wie ein Vorgarten aussehen soll, verrät uns Seite
149. Eine Rasenfläche, an den vier Ecken Gebüschgruppen,
dazwischen Blumenrabatten, in der Mitte ein ovales Beet mit
Ricinus und Tabak, Sonnenblumen und Georginen. Von den
Sträuchern wird verlangt, daß sie sich leicht zurückschneiden
lassen, wenn sie zu hoch oder zu dicht werden. Die Wege
sollen nicht über 50 cm breit sein. Auf der nächsten Seite
wird empfohlen, bei Anlage einer Villenkolonie das Wald-
gelände als Ganzes zu ordnen, dann zu parzellieren und
zu bebauen. Einzelne besonders schöne Bäumchen dürfen
stehen bleiben.

Baumfrevel möchte ich ein solches Vorgehen nennen,
ebenso den Vorschlag (S. 157), Kugelakazien deshalb zu
pflanzen, weil sie, wie die Platanen, alljährlich zurückge-
schnitten werden können. In dieser und ähnlicher Art sind
die gärtnerischen Vorschläge fortgesetzt. Ich glaube, daß
diese wenigen Proben genügen dürften. Wo Kultur- und
Pflanzungsvorschläge gemacht werden, ist es nicht anders und
mancher Satz wäre besser ungeschrieben geblieben, wie auch
der, „daß an einer oder zwei Ecken des Hofes Lauben aus
Holzlatten mit Teerpappendach aufgestellt werden sollen.
Diese sollen mindestens zwei Ein- oder Ausgänge haben; je
kleiner die Laube, desto mehr Zugänge sind nötig." In der
ersten Auflage hielt ich es für einen Druckfehler; daß es sich
in der dritten wiederholt, zeigt, daß es als feststehende Tat-
sache angesehen werden soll. Zugleich finden wir in dem
vorgeschlagenen Pappendach einen Widerspruch zu Seite 116,
wo von ihm gesagt wird, daß es tot und freudlos ist. Sollte
das Buch einer vierten Auflage entgegengehen, so würde der
Verfasser gut tun, das Kapitel „Garten" zu streichen oder
aber zu versuchen, einen gärtnerischen Mitarbeiter zu ge-
winnen. Zahn.

Verschiedene Mitteilungen.

Gartenkunst und Weltausstellung. Die in der Öffentlich-
keit laut gewordenen Äußerungen stimmen darin überein, daß
die deutsche Gartenkunst auf der Weltausstellung in Brüssel
nicht so vertreten ist, wie es eigentlich der Fall sein müßte.
So bedauerlich diese Tatsache ist, so sind die Gründe hierfür
jedoch unschwer zu finden. Der Aussteller eines Kunst- oder
Industriegegenstandes hat nur mit verhältnismäßig geringen
Kosten zu rechnen, in der Hauptsache nur mit den Transport-
und Aufstellungskosten, Platzgebühren und ähnlichen Neben-
dingen. Der Wert des Ausstellungsgegenstandes selbst bleibt
 
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