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Die Gartenkunst — 12.1910

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Zobel, Victor: Alte deutsche Gärten, [4]: Der Prinz Georggarten und das Heckengärtchen am Schloß in Darmstadt
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Schubert, Wilhelm: Geometrische und räumliche Gärten
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0078

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70

DIE GARTENKUNST.

XII, 5

weißen Bänke und das Gold der
Sonnenuhren durch das Grün
schimmern, dann ist der Zauber
dieses kleinen Gartens schwer zu
beschreiben. —

Auf den schmalen Terrassen,
welche die alten DarmstädterSchloß-
bauten umziehen, hat sich ein reizen-
der, versteckt liegender Hecken-
garten erhalten, von dem einige
Bilder beigegeben werden. Sie sol-
len zeigen, wie überaus geschickt
man es verstanden hat, den schma-
len Streifen Landes auszunützen,
und wie gut diese ruhigen grünen
Massen sich an den Fuß der
Gebäude schmiegen, sie rahmen
und heben. Im einzelnen sind
diese engumhegten Plätze mit
ihren Brunnen und Bänken und die
langen grünen Wandelgänge von
köstlichstem Reiz.

Georgs-Garten in Darnistadt: Gartenhütte.

Geometrische und räumliche Gärten.

für den Aufenthalt der Bewohner gedacht sind. Die
rings herumziehende Mauer schließt ihn sicher und
gut gegen die Außenwelt ab. Gesetzgebend für die Es ist ein alter, in der Geschichte der Gartenkunst

Wegevcrlcgung ist nächst dem beherrschenden Lust- viel geglaubter Lehrsatz, daß die Entwickelung vom
haus besonders das langgestreckte Gaitenhaus in der urtümlichen zum geometrischen, von diesem zum archi-
Südostecke; der Hauptweg hatte in der Mauernische tcktonischen, von diesem zum landschaftlichen Garten
sein Ziel und den architektonischen Abschluß. Von geführt habe. Mit besonderem Nachdruck hat jüngst
überaus feinem Rhythmus ist die Verteilung der Neben- Willy Lange diese Entwickelung behauptet, um die
gebäude um das Lusthaus, durch die zugleich der Berechtigung seines neuen „biologischen" Gartenstils
Platz aufs beste ausgenutzt und eine
Reihe von hofartig umschlossenen
Räumen geschaffen wird.

Der Garten ist heute noch bei-
nahe ganz in seinen alten Formen
erhalten, wenn man ihm auch einen
unbedeutenden Zipfel abgeschnitten
hat; nur das kleine Theater ist ver-
seil wunden, und an die Stelle der Ab-
schluß-Nische ist ein offenes Gitter-
tor getreten. Von besonders freund-
lichem Reiz sind die Formen der
alten Gartenhütte mit dem feinen,
weißen Stabwerk und dem grauen
Schieferdach, das im Sommer vom
Laub der ganz dicht herantretenden
Linden fast verdeckt wird. Vorzüg-
lich räum- und rhythmusgebend wir-
ken die vier als Walzen geschnitte-
nen Kornclkirschen am Haupt-
becken; und wenn die Blumen in
ihrer höchsten Blüte stehen, hier
und da Kübelbäumchen die Gar-
tenformen stärker betonen, die Georgs-Garten in Darmstadt: Mittelweg-Rondell.
 
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