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Die Gartenkunst — 12.1910

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Fischer, Rudolf: Die königlichen Gärten zu Schwedt und Monplaisir
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0171

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XII, 10 DIE GARTENKUNST. 163

Schwedt a. d. O: Blick vom Kgl. Schloß auf die Schloßfreiheit (Abb. i).

Die Königlichen Gärten zu Schwedt und Monplaisir.

Von Rudolf Fischer, Charlottenburg.

Schwedt, das freundliche, an der Oder gelegene
Städtchen, ist eine alte Markgrafenfeste der Uckermark
von historischem Interesse. Außerdem hat es be-
sondere Bedeutung als Zentralpunkt der von den
Refugies eingeführten Tabakkultur und -Fabrikation.

Nachdem die Stadt zwei Jahrhunderte hindurch
als Puffer in den Kämpfen zwischen den Markgrafen
von Brandenburg und den Pommerherzögen gedient
hatte, beginnt ihre Glanzzeit mit dem Jahre 1670, als
die Kurfürstin Dorothea, Gemahlin des Großen Kur-
fürsten, Schwedt und die Feste Vierraden in erblichen
Besitz nahm. Sie ließ das im dreißigjährigen Kriege
fast völlig niedergebrannte und verwüstete Städtchen
wieder aufbauen und von dem Berliner Baumeister
Cornelius Piquart dicht am Flußufer ein Schloß im
Stile der Spätrenaissance errichten.

Dorotheens Sohn, Philipp Wilhelm, der Begründer
der Linie Brandenburg-Schwedt, baute nach dem Tode
seiner Mutter im Jahre 1689 das Schloß weiter aus,
legte in dessen Achse die monumentale Schloßfreiheit
an und umgab sein Schloß mit einem regelmäßigen
Garten. Sein ältester Sohn und Nachfolger, Friedrich
Wilhelm (17II —1771), im Volksmunde der „tolle
Markgraf" genannt, ließ Schloß und Garten bedeutend
erweitern und schmückte die Schloßfreiheit mit Stand-
bilder griechischer und römischer Heroen vom Berliner
Bildhauer Gluhme. In der Achse dieser mächtigen
Allee schuf er am Eingang eines ausgedehnten Forstes
den Park von Monplaisir mit einem reizenden Jagd-
schlößchen, das auch als Operettentheater diente.
Später war es das stille Asyl seiner von ihm ver-

bannten Gemahlin Sophie Dorothea, einer Schwester
Friedrichs des Großen.

Markgraf Friedrich Wilhelm war ein Liebling und
Bewunderer König Friedrich Wilhelm I., an dessen
Hofe er erzogen war. In seiner Residenz und ihrer
Umgebung legte er zahlreiche Kastanien und Weiden-
alleen in echt preußischer Geradlinigkeit an und vor
seinem Schloß schuf er sich einen weiten Paradeplatz.

Sein jüngerer Bruder, Friedrich Heinrich, welcher
nach seinem Tode 1771 die Regierung übernahm, war
gleichfalls ein kunstsinniger Fürst, der neben der Pflege
der Musik und Schauspielkunst in seinem damals be-
rühmten Hoftheater die vorhandenen Parkanlagen aus-
baute und neue schuf. So legte er im Jahre 1778 das
nach ihm benannte Lustwäldchen ,.Heinrichslust" an.
Vor dessen Eingang ließ er einen Obelisken errichten,
der seinen Namenszug und folgende, für die damalige Zeit
und Kunst charakteristische Inschrift von Hölty trug:

„Du fragst mich, Wandrer, vor diesem Hain gerührt,
Wes dieser Namen sei, den meine Stirne führt:
Fragst: wer schuf zum Elysium
Diese kleine Wildnis um?

Fürwahr, es war ein Menschenfreund; ihm muß in

bessern Welten
Ein guter Gott dies schöne Werk vergelten.
Und willst Du wissen, wie er hieß?
Fürst Heinrich Friedrich schuf dies kleine Paradies."

Mit ihm starb 1788 die dem Großen Friedrich
„verhaßte" Rasse aus und das Land fiel wieder an
Preußen. —

Die Betrachtung der Königlichen Schloßgärten von
Schwedt und Monplaisir und ihr Quellenstudium er-
 
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