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Die Gartenkunst — 12.1910

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Arntz, Wilhelm: Italienische Renaissance-Gärten, [2]: Florentiner Villen
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Zahn, Fritz: Literaturnachweis für Gartenkunst und Gartentechnik, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0054

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46

DIE GARTENKUNST.

XII, 3

durch die glatt geschnittenen Wände von Steineichen-
dickicht. Die Kreuzungen dieser Nebenachsen mit der
durch den Brunnen laufenden Querachse bezeichnen
Rondelle von je 8 Steineichen, in der ,Mitte unter ihrem
Schatten kleine Brunnen, umgeben von Bänken und
Kirschlorbecrhecken, welche die Baumstämme verbin-
den. Im Sommer muß dieser Garten, wenn gut be-
pflanzt, ganz prächtig sein.

Uber ihm erhebt sich eine zweite Terrasse (denn der
Garten endigt nach unten auch als hohe Terrasse), mit-
tels der kleinen Doppeltreppe fest ins Ganze eingefügt.
Auf ihr steht die dritte große Terrasse, welche das Schloß
trägt, und zu seinen Seiten Parterres. Das Schloß, von
quadratischem Grundriß, ist in seiner edlen Einfachheit,
seinen guten Verhältnissen mit dem krönenden Turm
von größter Schönheit. Aus der Abbildung kann man
auch ersehen, welche gute Wirkung ein niederes Dach
ausüben kann, wenn es nur durch genügenden Vor-
sprung kräftig abschließt, eine „Gesimswirkung" erhält.

Von den Parterres ist das eine in ein undefinierbares
Mittelding zwischen regelmäßigen Beeten und eng-
lischen Gehölzgruppen umgewandelt, das andere durch
einzelne Bäume in seiner Symmetrie entstellt. Dieses,
nach Osten gelegen, mit schöner Aussicht, trägt in der
Mitte den Brunnen, der für Castello gearbeitet war.
Der edle weiße Marmor, unter diesem Himmel auch
im Winter warm , zart durchscheinend und voll
Leben, ist nach einem ähnlichen Grundgedanken wie
bei dem Brunnen in Castello gearbeitet und bringt
seine höchste Schönheit zur Geltung. Auch hebt er
sich vom dunklen Grün leuchtend ab, während sich die
Bronzefigur auf der Spitze wundervoll auf der lichten
Himmelswölbung abzeichnet. Nach Norden, nach dem
Berge hin, wird das alles abgeschlossen durch eine
Mauer. Hinter ihr läuft die Zufahrt entlang, von großen,
immergrünen Hecken eingefaßt, und über dieser zieht
sich -ein großes Walddickicht von anscheinend qua-
dratischer Form den Berg hinauf, mit seinen dunklen
Steineichen und Zypressen der beste Hintergrund für
die Villa. (Schluß folgt.)

Literaturnachweis für Gartenkunst und
Gartentechnik.

Bearbeitet von F. Zahn, Steglitz.
(Fortsetzung).

II. Vorgärten.

In einem gewissen Zusammenhang mit den im ersten
Kapitel behandelten Straßenbäumen stehen die Vorgärten.
Häufig werden dieselben zusammen genannt, sind auch in ihrer
Anwendung im Straßenbild vielfach voneinander abhängig,
es ist daher wohl angebracht, die Vorgärten den Straßen-
bäumen anzugliedern.

Die Vorgartenfrage ist in ihrem hauptsächlichsten Teile
eine reine städtebauliche. Ist im Bebauungsplan auf Verteilung,
Lage, Breite usw. nicht die nötige Rücksicht genommen, werden
sich später stets Übelstände herausstellen, die wiederum auf

das Aussehen derselben selbst einwirken und Nachteile
für das Straßen- und Stadtbild, Nachteile für die Bewohner
und Straßenpassanten nach sich ziehen. So werden dann
die Vorgärten, die doch bestimmt waren, das Straßenbild
zu verschönern, oft das Gegenteil bewirken, werden eine
Quelle von Ärger und Verdruß für die Verwaltung und
die Haus- und Ladenbesitzer. Die städtebauliche Seite der
Vorgärtenfrage muß daher auch den Gartenkünstler inter-
essieren, er muß mit ihr vertraut sein, damit er gegebenenfalls
eingreifen oder, wenn er vor eine vollendete Tatsache gestellt
wird, daß er beizeiten auf entstehende Folgen aufmerksam
machen kann, um gegen spätere Vorwürfe gesichert zu sein.
Ich halte es daher für angebracht, vorerst die städtebauliche
Seite in den Kreis der Betrachtungen zu ziehen, besonders
auch aufmerksam zu machen auf Bebauungspläne, die Vor-
gärten in mustergültiger Anordnung enthalten.

Erwünscht dürften auch Hinweise auf baupolizeiliche Be-
stimmungen über Vorgärten und ortspolizeiliche über Benutzung
sein. Demgegenüber wird der mehr gärtnerische Teil ver-
hältnismäßig kurz ausfallen, schon deshalb, weil dies anscheinend
undankbare Gebiet wenig behandelt ist.

A. Die städtebauliche Seite der Vorgärten.

Der Städtebau. Jahrg. I. Heft io. Tafel 73—74. Bebauungs-
plan von Marienberg. Camillo Sitte-Wien. Vorgärten in ge-
schlossener Bebauung an der Nordfront sind grundsätzlich ver-
mieden. An der Südfront treten sie fast immer in Verbindung
mit Straßenbäumen auf.

Der Städtebau. Jahrg. V. Heft 3. Seite 37. Tafel 20—21.
Zur Änderung eines Bebauungsplanteiles der Flur Einsiedel bei'
Chemnitz. Dr. Ing. Klopfer-Holzminden. Der Vorgarten fehlt
an der Nordfront in der von SO. nach NW. gehenden Straße,
um den nach Süden liegenden hinteren Garten größer zu be-
kommen. Dagegen hat die Südfront tiefe Vorgärten erhalten,
um den Gärten die Südsonne zu lassen.

Der Städtebau. Jahrg. III. Heft 8. Seite 57 und Tafel .
38—39. Bebauungsplan der Wernerstraße und der neuen
Straße C in Ludwigsburg. Artur Müller-Stuttgart. In der
Wernerstraße stehen die Gebäude, um den Gärten die Süd-
lage zu sichern, 15 m hinter der Baulinie; in der Straße C,
welche Westfront hat, treten die Gebäude bis in eine Baulinie
vor, so daß die Gärten als Hintergärten Ostlage haben.

Der Städtebau. Jahrg. VI. Heft 6. Seite 71. Beschreibung
zu den Bebauungsplänen auf Tafel 41—44. Siegfried Sitte-Wien.
Wohnhauskolonien in Teplitz. Die Vorgärten sind hauptsächlich
nur an den Südseiten angelegt. An den nach Norden gelegenen
Straßenfronten ist davon Abstand genommen nicht nur wegen
der Nordseite, sondern auch wegen des abfallenden Geländes.

Der Städtebau. Jahrg. V. Heft 1. Tafel 6 und 7. Bebauungs-
plan Buchholz, rechts der Sehma. Klette-Dresden. Vorgärten
meist einseitig wegen des hängenden Geländes.

Der Städtebau. Jahrg. I. Heft 1. Seite 9. Der Bebauungs-
plan für den südwestlichen Stadtteil von Jena. K. Henrici-
Aachen. Dazu Tafel 3—4. Vorgärten sind das beste Mittel
einen ausreichenden Luftraum zwischen den Häusern zu schaffen
und eine zu weit gehende Beschränkung in der Haushöhe zu
vermeiden. Hier sind Vorgärten meist nur bergseitig angelegt,
da bei talseitiger Anlage durch Abrückung der Häuser von
der Straße ihre Entwässerung erschwert wird. Geschäftsstraßen
sind ohne Vorgärten.

Der Städtebau. Jahrg. II. Heft 5. Berge und Wasserläufe
im Bebauungsgebiet der Städte. H. Chr. Nußbaum-Hannover.
Auf Seite 59 wird ausgeführt , daß an Hangstraßen für die
unteren Häuser Vorgärten zwecklos sind, daß dagegen die-
selben sich ergeben für die oberen Häuser, wenn diese des
Gebäudeabstandes wegen von der Straße abgerückt werden
müssen. Zur Vermeidung von Gleichmäßigkeit, die dem Ge-
samtbild schädlich ist, soll dem Besitzer Freiheit betreffs der
Ausnutzung dieses ihm gehörigen Streifens gegeben werden.
Aus gleichen Gründen empfiehlt sich Erhaltung der ursprüng-
lichen Form des Hangstreifens, sowie eine möglichst niedrige
 
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