Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 12.1910

DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Artikel:
Zahn, Fritz: Literaturnachweis für Gartenkunst und Gartentechnik, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0074

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
66

DIE GARTENKUNST.

XII, 4

bracht wird, um so mehr fesselt ein solches Buch, gerade weil
man hier und da anderer Meinung als sein Verfasser ist.

Wer das Buch liest, sieht v. Engelhardt im Geiste vor sich
stehen und glaubt ihn zu hören, wie er auf unseren Versamm-
lungen in die Debatten eingreift und klar und bestimmt seine
Ausführungen zu dem jeweiligen Verhandlungsgegenstand
macht. Er ist kein leichter wortreicher Plauderer, dem man
nur mit halbem Ohre zuzuhören braucht, um ihm zu folgen.
Er pflegt sehr inhaltreich zu sprechen und man muß auf-
merksam sein, wenn man ihn vollinhaltlich erfassen will.

Wer sicli in sein Buch mit Hingabe vertieft, wird daraus
nicht nur Nutzen ziehen und eine Fülle von Anregungen
schöpfen, sondern auch seine Freude daran haben, wie er
sein Thema meistert und in klarem Aufbau seine Gedanken
entwickelt. Es zeigt sich darin nicht nur der denkende Fach-
mann, der seinen Stoff beherrscht und um den treffenden Aus-
druck für das, was er zu sagen hat, nirgends in Verlegenheit
kommt, sondern auch der Künstler, der sein Werk planvoll
entwirft und formvollendet zur Durchführung bringt.

Was Engelhardt sagen will, ist dies: Die Gegensätze,
welche in der Gartenkunst, je nach der Wahl der Ausdrucksform
zutage treten, sind zurückzuführen einerseits auf das Bewußt-
sein aktiver Herrscherkraft des Könnens und den Kultursinn für
selbstständiges Formen und Gestalten der Umwelt — anderseits
auf das passive Gefühl der Abhängigkeit von einer bindenden
Macht, die uns Ehrfurcht gebietet und unser Nichtkönnen zum
Bewußtsein bringt. Hiernach unterscheidet er die Ausdrucks-
formen der Gartenkunst in Kulturformen und Naturformen; er
beleuchtet die Bedeutung beider näher, prüft die künstlerischen
Werte ihrer Gegensätzlichkeit, vergleicht die Wirkung der
Kulturform mit der der Naturform und stellt die organische
Verbindung beider Formgruppen ihrer willkürlichen Vermischung
gegenüber.

Wer nun v. Engelhardt oberflächlich für einen blinden
Anhänger jener Richtung gehalten hat, die mit Vorliebe, wenn
nicht gar ausschließlich, die Kulturform im Garten angewandt
wissen will, — es gibt weite Kreise unter den Gartenfach-
leuten, die diese Meinung von ihm haben, — der wird sich aus
seinen feinsinnigen Ausführungen über die Berechtigung und
Anwendbarkeit der Naturformen überzeugen können, daß es
nicht leicht einen wärmeren Verehrer der wunderbaren und
herrlichen Großmacht Natur als ihn gibt. Freilich für jenes ge-
dankenlose Schablonentum, jene charakterlose Scheinkunst,
die unter der koketten Maske mißverstandener Naturform
bei Gärten jeglicher Art noch immer so viele Leute entzückt,
findet er ganz berechtigter Weise nur Worte schärfster Ab-
lehnung. Und dafür dürfte ihm jeder Einsichtige danken.

Wenn ich sagte, daß ich nicht in allen Punkten mit seinen
Ausführungen einverstanden sei, so ist es hauptsächlich das,
daß ich auch die Anwendung der Naturform beim Gestalten
von Gärten nicht als einen Ausdruck passiver Abhängigkeit
von der ehrfurchtgebietenden Natur gelten lassen möchte,
sondern auch darin eine mit Bewußtsein zum Ausdruck ge-
brachte Betätigung „aktiver Herrscherkraft des Könnens"
erblicke. II.

Camillo Karl Schneider. Illustriertes Handbuch der Laub-
holzkunde, Verlag von Gustav Fischer, Jena. — Von diesem
Werke sind inzwischen eine Reihe weiterer Lieferungen er-
schienen. Der erste Band, welcher unter anderem die Fami-
lien der Berberidaceen, Betulaceen, Drupaceen, Fagaceen,
Pomaceen, Rosaceen, Spiräaceen enthält und was systematisch
von kleineren Familien zu ihnen gehört, ist mit der fünften
Lieferung zu Ende geführt. Vom zweiten Bande, mit dem das
Werk abschließen wird, liegen vier Lieferungen vor. In ihnen
sind von wichtigen Familien unter anderen die Leguminosen,
Aceraceen, Vitaceen, Liliaceen, Cornaceen und Ericaceen be-
handelt.

Eine gewisse Schwierigkeit für die Nomenklatur hat sich
insofern ergeben, als inzwischen auf dem Wiener botanischen
Kongreß 1905 die Nomenklatur auf eine international geregelte

Basis gestellt worden ist. Ihre Beschlüsse konnte der Ver-
fasser für die letzten Bogen des ersten Bandes noch berück-
sichtigen, für den übrigen Teil sind die Änderungen in einem
Nachtrag beigegeben. Der zweite Band ist ganz nach den
Wiener Beschlüssen gehalten. Naturgemäß hat der Verfasser
sich unter diesen Umständen die Benennung nach dem Hand-
buch der Laubholzbenennung, welches von der Deutschen
Dendrologischen Gesellschaft herausgegeben ist, nicht zu eigen
machen können, um so weniger, als er an diesem mancherlei
auszusetzen hat.

Die Umgrenzung des Stoffes ist im wesentlichen die
gleiche geblieben, wie von Anfang an vorgesehen war. Im
einzelnen haben Studienreisen des Verfassers, die ihn nach
England und Frankreich führten, viel zum Gelingen des Werkes
beigetragen; nicht minder die Unterstützung, die er bei vielen
deutschen und ausländischen Dendrologen in entgegenkom-
mendster Weise gefunden hat.

Für den praktischen Landschaftsgärtner und Gartenkünstler
ist Schneiders Laubholzkunde, ohne daß das Werk in seinen
einzelnen Abschnitten für die behandelten Gattungen den Cha-
rakter einer Monographie haben kann, ein außerordentlich
rationelles Hilfsmittel auf dem schwierigen Gebiete der Ge-
hölzkunde. Man erkennt seinen Wert, sobald man sich in
einen Abschnitt vertieft, der irgend eine den Leser besonders
interessierende Gattung behandelt. Man lernt dann die Ge-
wissenhaftigkeit und Sorgfalt, mit der der Verfasser sein
Material zusammengetragen, geprüft, gesichtet und geordnet
hat, schätzen. Man gewinnt dann auch Vertrauen zu den-
jenigen Abschnitten, die einem weniger naheliegende Gattungen
und Arten behandeln.

Überall sind wieder Tabellen eingefügt, die das Bestimmen
nach einzelnen Organen ermöglichen, z. B. bei der Gattung Acer,
von der 83 Arten beschrieben sind, nach ausgereiften Samen-
blättern. Die zahlreichen guten Illustrationen, welche eine
außerordentlich reiche Fülle Blätter, Blütenstände, Samen usw.
darstellen, sind eine wertvolle Ergänzung des Textes.

Wir empfehlen das Werk jedem, der als Liebhaber und
von Beruf auf eingehende Kenntnis der in unseren Gegenden
winterharten Gehölze angewiesen ist, aufs neue angelegentlich
und sind der Meinung, daß es in keiner Handbibliothek in den
Kreisen unserer Landschaftsgärtner und Baumschulenbesitzer
fehlen dürfte. H.

Literaturnachweis für Gartenkunst und
Gartentechnik.

Bearbeitet von F. Zahn, Steglitz.
(Fortsetzung).

Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung, Jahrg. 1900, bringt in
Heft 32, Seite 358 unter: „Straßen-Bepfhnzungen in nord-
amerikanischen Städten" und Heft 35, Seite 392, Heft 36
Seite 404, Heft 51 Seite 576; „Straßenbäume im östlichen
Nordamerika", eine Reihe Abbildungen, die für die Vorgarten-
frage von besonderem Interesse sind, weil sie von dem bei
uns üblichen Schema abweichen und zweifellos als die bessere
Lösung angesehen werden können. In Jahrgang 1901, Heft 31,
Seite 371: Einige Beobachtungen über amerikanische Park-
straßen von Alfred Rehder, ist die Fortsetzung gegeben.

Der Städtebau. Jahrg. II. Heft 9. Nordamerikanische Park-
anlagen. H. Kayser-Charlottenburg, bietet die gleichen Bilder.

Der Städtebau. Jahrg. III. Heft 2. Tafel 9—10. Allge-
meiner Bebauungsplan für die Stadt Kufstein. Otto Lasne-
München. Die Vorgärten liegen hauptsächlich in dem Gebiet
der offenen Bauweise, auch nicht immer den ganzen Block
 
Annotationen