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Die Gartenkunst — 12.1910

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Hoemann, Reinhold: Von der Fachklasse für Gartenkunst an der Düsseldorfer Kunst- und Gewerbeschule
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Bücherschau
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Verschiedene Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0132

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124

DIE GARTENKUNST.

XII, 7

große, alte Bäume unregelmäßig ins Gelände gestellt Diese
Bäume waren selbstverständlich zu erhalten, das Haus war
unsymmetrisch gegliedert. Die Lösungen der Schüler waren
sehr interessant, in der verschiedensten Art suchten die Kunst-
jünger ihrer Aufgabe gerecht zu werden, oft mit gutem Ver-
ständnis. Und dann zensierte der Meister die Leistungen, gab
das Resultat zunächst aber nicht bekannt, sondern er ließ die
Schüler selbst urteilen und zensieren und nun erst wurden in
einer ausgiebigen Besprechung die Zensuren verglichen. In
manchen Punkten näherten sich die Bewertungen, in anderen
wichen sie erheblich voneinander ab. In lebhafter Kontroverse
wurde dann das Für und Wider der verschiedenen Auf-
fassungen besprochen. Schließlich zeigte v. Engelhardt dann
den eigenen Entwurf, den er nach Korrektur der anderen
Arbeiten aufgestellt hatte und knüpfte daran seine Schluß-
betrachtungen.

Ich finde diese Methode ausgezeichnet und wohlgeeignet,
selbständige Menschen und Künstler zu erziehen. Daß in
ähnlicher Weise auch kritischer Anschauungsunterricht vor
ausgeführten Werken geübt wird, erscheint wohl selbstver-
ständlich.

Meine kurzen Bemerkungen möchte ich schließen, noch-
mals wiederholend, daß ein zutreffendes Urteil über den Wert
dieser Neueinrichtung heute noch nicht gegeben werden kann.
Ich persönlich hoffe jedoch, daß der Versuch sich bewährt und
eine höchst wertvolle Ergänzung in der künstlerischen Aus-
bildung des jungen Gartenarchitekten bildet. Wie ein späterer,
wohl unausbleiblicher Ausbau dieser Einrichtung zu erfolgen
hat, das kann man zunächst der Zukunft überlassen.

Pfingstsonntag 1910. Reinhold Hoemann.

Bücherschau.

„Zwischen Straßenzaun und Baulinie, Vorgartenstudien",

nennt sich ein von Harry Maaß-Hamburg im Verlag von
Trowitzsch & Sohn in Frankfurt a. O. erschienenes Buch.
Wenn der Verfasser im Vorwort sagt: „Ich habe versucht,
ihnen (nämlich dem Gartenkünstler, dem Städtebauer und
Laien) zu zeigen, wo unsere Arbeit einzusetzen hat, wenn
Vollwertiges im Sinne der deutschen Kultur entstehen soll.
So wie bisher gearbeitet wurde — die wenigen Ausnahmen
abgerechnet — kann es unter keinen Umständen weitergehen;
oder fühlen wir uns zu schwach, besseres zu schaffen ?" so
hat er damit, glaube ich, uns allen aus der Seele gesprochen;
denn so kann es nicht weitergehen. Daß ein von dem üblichen
Schema abweichender Vorgarten zu schaffen möglich ist, daß
es tatsächlich Vorgärten gibt, deren Anblick erfreut, die dem
Besitzer des Hauses, dem Bewohner etwas anderes sind als
eine Last, die ihm die Möglichkeit der Benutzung geben und
dadurch nicht als Luxus empfunden werden, das beweisen
uns die zahlreichen Abbildungen nach Aufnahmen des Ver-
fassers, beweisen die Zeichnungen, die Vorschläge für eine
Vorgartenstraße und für den Vorgarten selbst. Ich darf ver-
weisen auf die Abhandlung in Heft 6 Jahrgang XI dieser
Zeitschrift, die in fünf Grundrißskizzen mit Ansichten die Ab-
sicht des Verfassers über den einzelnen Garten klarlegt. Den
Hauptgrund dafür, daß so viele Vorgärten und Vorgarten-
straßen langweilig und eintönig wirken, erblickt der Verfasser
— und darin gebe ich ihm vollständig Recht — in den
schematisierenden polizeilichen Bestimmungen, in der gleich-
mäßig durchgeführten Baufluchtlinie, die kein Vorspringen,
kein Zurücktreten von Bauteilen zuläßt, in der gleichmäßigen
Anpflanzung der Straßenbäume. „Alle Baumpflanzungen inner-
halb und außerhalb der Vorgärten vorzunehmen, muß unbe-
dingt Sache der gärtnerischen Behörde sein, jedenfalls wenigstens
die Angabe des Standortes der Bäume". Könnten wir dies
erreichen, so wäre uns auch ein gutes Straßenbild sicher. Des
Gartens weitere Einteilung und Bepflanzung ist Sache des Be-

sitzers, dem es zum Bewußtsein gebracht werden muß, daß
der Vorgarten für ihn zu einem Aufenthaltsort bestimmt ist,
wo er innerhalb der Blumen ein trauliches behagliches Plätzchen
in der Laube, hinter der Heckenwand, unter dem Schatten-
dache eines Baumes oder großen Strauches findet. Ich hege
den Wunsch, daß die kleine aber inhaltreiche Schrift — denn
sie verdient es — gute Verbreitung finden, an all den Stellen,
die über Stadtbebauungspläne zu entscheiden haben, gelesen
und vor allem beachtet werden möge, daß man die Vorschläge
beherzigt und die Grundbedingungen für einen Vorgarten in
diesem Sinne gibt. An uns soll es dann nicht fehlen.

Zahn.

Verschiedene Mitteilungen.

Deutscher Pomologen-Verein. Im Anschlüsse an die
23. Hauptversammlung fand am 28. Mai d. J. in Eisenach, dem
Sitze des Deutschen Pomologen-Vereins, die Feier seines 50jäh-
rigen Bestehens statt. Der Deutsche Pomologen-Verein wurde
unter Führung von Oberdieck, Lucas, Koch u. a. im Jahre
1860 gegründet und hat sich nach mancherlei Wandlungen,
wie sie durch die veränderten Zeitverhältnisse geboten waren,
zu einer über dreitausend Mitglieder umfassenden Vereinigung
entwickelt, die heute in vorzüglicher Organisation und unter
zielbewußter, tatkräftiger Leitung nicht nur eine führende
Stelle im Deutschen Reiche spielt, sondern auch im Ausland
sich eines großen Ansehens erfreut.

In einer Festschrift, die anläßlich der Jubelfeier vom Vor-
stande herausgegeben ist, kann man den Entwickelungsgang
des Vereins verfolgen, sich ein Bild von seiner erfolgreichen
Tätigkeit in der Vergangenheit bilden und die Richtlinien er-
kennen, welche er für seine fernere Wirksamkeit ausgesteckt hat.

Die Sitzung, welche zur Fünfzigjahrfeier im großen Saale
des „Fürstenhofes" in Eisenach stattfand, war von ungefähr
dreihundert Personen besucht, darunter die Vertreter zahl-
reicher Staatsbehörden, Stadtverwaltungen, vieler Gesellschaften
und Vereine, die in langer Reihe ihre Glückwünsche zum
Ausdruck brachten. Der Vertreter der großherzogl. sächsischen
Staatsregierung, Finanzrat Dr. Moszeigk-Weimar, überbrachte
außer der Gratulation seiner Regierung dem I. Vorsitzenden,
Herrn A. Lorgus-Eisenach, das ihm vom Großherzog von
Sachsen verliehene goldene Verdienstkreuz des Ordens vom
Weißen Falken. — Anschließend an den Gratulationsakt folgten
drei Vorträge von allgemeinem Interesse: Herr Largus sprach
über das Thema „Der Deutsche Pomologen-Verein und der
deutsche Obstbau", Prof Dr. Rubner, Geh. Medizinalrat und
Direktor des Physiologischen Institutes der Universität Berlin,
über „Die Bedeutung des Obstes für die Ernährung des
Menschen" und Freiherr v. Solemacher über „Die Zukunft
des deutschen Obstbaues".

Die Vorträge sind im 16.—19. Hefte der Deutschen Obst-
bauzeitung vom 15. Juni d. J. abgedruckt.

Am Nachmittage fand eine von prachtvollem Wetter
begünstigte Wagenfahrt durch die herrliche Umgebung Eisenachs
statt und zum Beschluß abends ein Festmahl im „Fürstenhof".

Die obenerwähnte Festschrift, sowie das den Versamm-
lungsbericht enthaltende Heft der Obstbauzeitung steht in der
Bibliothek der D. G. f. G. jedem, der sich eingehender über den
Deutschen Pomologen-Verein, seine Geschichte und seine Ziele
unterrichten will, zur Verfügung. H.

Staatl. dipl. Gartenmeister. Durch Ministerialverfügung ist
bestimmt worden, daß denjenigen Herren, welche an den Kgl.
Gärtnerlehranstalten in Dahlem (Wildpark), Geisenheim und
Proskau die Obergärtnerprüfung bestanden haben, die Ge-
nehmigung erteilt werden kann, den Titel „Staatl. dipl. Garten-
meister" zu führen. Die Anträge sind an die Direktion der
genannten Anstalten zu richten. Für Geisenheim und Proskau
ist ein Termin festgesetzt, nach welchem die Obergärtner-
prüfung abgelegt sein muß, für Dahlem-Wildpark nicht.
 
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