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Die Gartenkunst — 12.1910

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Schubert, Wilhelm: Geometrische und räumliche Gärten
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Lichtwark, Alfred: Die Zweckfrage bei öffentlichen Parkanlagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0083

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XII, 5

DIE GARTENKUNST.

75

bis ein restloser Zusammenklang
aller Teile entstanden. Über dem
großen See erhebt sich auf niedriger
Terrasse ein Blumen-Parterre. Es
lehnt gegen die Wand des Schlos-
ses, das, dreigeschoßigmit reicher,
symmetrischer, fenster-durchbro-
chener Front zur Höhe geht.
Gegen den hinteren höher liegen-
den Schloßhof steht nur ein Stock-
werk. Mächtige Kastanien stehen
auf diesem Hof, ragen über das
Schloßdach und ergeben vom jen-
seitigen Seeufer ein Bild, das fast
wie Friedrich Bauers Perspektive
anmutet.

Und doch ist wohl sicher, daß
Bauer dieses verwunschene Mär-
chenschloß nicht gekannt hat. Hier
ist der rote Faden deutlich sicht-
bar, der alles Kunstwirken durch-
zieht und zwei gute Werke einer
Kunst näher bringt und ähnlicher
macht, als alles Stil-Nachahmen „ , Herrenhausen bei Hannover:

i ,j ,. , u , Durch unpassende Pflanzungen gestörte Raumwirkung,

und Motiverhaschen es kann. es &

Solche Ähnlichkeiten offenbaren die sonst ver-
schleierten Grundsätze einer Kunst. Und das strenge
Gesetz, welches die alten Schloßgärtner und Friedrich
Bauer gleiche Wege gehen hieß, hier ist es: Garten
gestalten heißt Räume schaffen.

Willi. Schubert-Hamburg.

Die Zweckfrage bei öffentlichen Park-
anlagen.*)

Von Alfred Lichtwark, Hamburg.

Als vor einem Jahrzehnt in einer stark besuchten
Versammlung eines politischen Klubs in Hamburg
über die Anlage eines Stadtparks verhandelt wurde,
stellte sich heraus, daß von der Mehrzahl der An-
wesenden, durchweg Männern im mittleren Lebens-
alter, die Bedürfnisfragc rundweg und mit Nachdruck
verneint wurde. Auch späterhin haben sehr ernst
zu nehmende Politiker der älteren Generation sich nur
widerstrebend mit der Parkfrage befaßt. Heute nun
spricht sich eine Mehrzahl rückhaltlos für den Park aus.

*) In seinem Werkchen „Kultur und Natur in der Garten-
kunst", besprochen auf Seite 65 des laufenden Jahrgangs
unserer Zeitschrift, betont v. Engelhardt, dafj bei der Planung
von Gartenschöpfungen die selbstverständlichste Frage — die
Frage nach dem Zwecke, dem die zu schaffende Anlage
dienen soll — wenig oder gar nicht berücksichtigt werde;
sei es, weil man sich der Notwendigkeit, sie zu stellen, gar
nicht bewutk wird, oder weil man die unklare Befürchtung
Herrenhausen bei Hannover: hegt, daß dadurch die Lösung der Aufgabe erschwert werde,

Infolge Freihaltens der Mitte ungebrochene Raumwirkung. weil man dann leicht genötigt werden könne, das gewohnte
 
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