162 DIE GARTENKUNST. XII, 9
Teilnehmer — noch beisammen. Dann splitterte ein große- erinnert, sowohl was den Umfang der Anlagen wie auch die
rer Trupp ab, um am Abend noch Breslau zu erreichen. von jeder kleinlichen Effekthascherei freie Art des künstlerischen
Gartendirektor Richters unermüdlicher Beredungsgabe war es Schaffens anbelangt, obschon Graf Silva Taroucas Gestaltungs-
in Görlitz gelungen, eine ganze Anzahl Versammlungsteil- weise ganz eigenartig weit verschieden ist von derjenigen
nehmer für diese Besichtigungsfahrt nach Breslau zu gewinnen Pücklers und man Pruhonitz weder mit Muskau noch mit
und es muß dankend anerkannt werden, daß er und die Branitz vergleichen kann, weil alles so ganz anders ist.
übrigen Breslauer Herren sich die größte Mühe gegeben haben, Gleich nach unserer Ankunft führte uns der Besitzer in
uns diesen Tag in Breslau angenehm zu machen und möglichst seinen Alpengarten, der an Umfang und Reichhaltigkeit kaum
viel in der Schlesischen Metropole zu zeigen. Viel ist in Breslau von irgend einer anderen Anlage ähnlicher Art übertroffen wird,
im Laufe der Jahre geschehen, seit mit der Schaffung des Süd- Eine natürliche Felswand von wohl über 40 Meter Höhe und
parks bei Kleinburg vor etwa 15 Jahren begonnen wurde, die mehreren 100 Meter Länge ist sehr geschickt benutzt worden,
öffentlichen Gartenanlagen neuzeitlich auszubauen. Auf einer um den Pflanzen der Hochgebirge eine Stätte zu bieten, an der
alle Teile der Stadt berührenden Rundfahrt sahen wir Stadt- sie sich wohl fühlen und ihre Schönheiten entfalten können, wie
platze , Schrebergärten, Parkanlagen, malerische Stadtbilder an heimischen Standorten. Und nach Tisch wurden die Wagen
usw. in wechselnder Folge und gewannen den Eindruck, daß bestiegen und eine bis in den Abend hinein sich erstreckende
der Leiter der Breslauer Gartenverwaltung es wie wenige Rundfahrt durch den ausgedehnten Park unternommen, die
andere verstanden hat, seinem Dienstzweige bei den Gemeinde- eine Fülle schöner Eindrücke und mannigfache Anregungen
behörden die erforderliche Beachtung zu verschaffen, die zur bot. Die Anlagen sind zum größten Teile aus vorhandenen
Durchführung seiner Maßnahmen nötigen Mittel flüssig zu Waldbeständen herausgehauen worden, wobei Wiesentäler
machen und seinen ganzen Betrieb ausgezeichnet zu organi- von wechselnder Breite, teilweise mit Wasserläufen und see-
sieren. Unter solchen Umständen kann es dann, wie die aus- artigen Teichen ausgefüllt, den Kern der geschaffenen Bilder
wärtigen Besucher wiederholt anerkannten, auch an Erfolgen abgegeben. Den jüngsten und für mein Gefühl interessantesten
höhe Mittagsrast gemacht war, abends im schönen Scheitniger Teil des Ganzen bildet eine vollständig durch Neuanpflanzungen
nicht fehlen. Die Rundfahrt endigte, nachdem auf der Liebichs- entstandene Anlage an den Ufern eines langgestreckten Sees,
Park, dessen alte Eichen und Rüsterhaine in der Dämmerung der in mehrfachen Windungen ein schmales Tal mit teilweise
des schönen Sommertages stimmungsvolle Bilder gewährten. steil abfallenden Felsvorsprüngen ausfüllt. Sie ist noch im
Von Breslau aus führte einige von uns dann noch die allerjüngsten Entwickelungsstadium, berechtigt aber durch die
durch Camillo Schneider überbrachte Einladung des Grafen Art, wie die örtlichen Verhältnisse ausgenutzt und die Pflanzen-
Silva Tarouca, Vorsitzenden der Wiener dendrologischen Gesell- bestände angeordnet und zusammengesetzt sind, zu den aller-
schaft, zur Besichtigung seiner Parkschöpfungen auf Pruhonitz in besten Erwartungen.
Böhmenhinüber nach Prag. Auch die benachbarte Besitzung des Unermüdlich war Graf Silva Tarouca bestrebt, uns über
Erzherzogs Franz Ferdinand, des österreichischen Thronfolgers, die Entstehungsgeschichte des Parkes und die Motive, die ihn
Konopischt bei Prag, wurde besichtigt. Der Erzherzog ist ein bei seinen Maßnahmen im einzelnen geleitet haben, aufzuklären
großer Gartenfreund und läßt um sein Schloß herum ausgedehnte und Einblick in sein künstlerisches Programm zu gewähren.
Parkanlagen erstehen, deren Stil allerdings unseren modernen Erst in später Stunde, nachdem wir den Abend in der
gartenkünstlerischen Empfindungen wenig entspricht; dabei höhen Halle des Schlosses im Kreise der gräflichen Familie
kommt ihm die ausgenützte günstige Lage des Schlosses auf verbracht und in lebhafter Unterhaltung unsere Ansichten über
einem jäh abfallenden Hügelsehr zu statten. Der Fuß des Schloß- die Eindrücke des Tages ausgetauscht hatten, schieden wir
berges wird von einen malerischen langgestreckten See bespült, voll Dankes für das uns in liebenswürdigster Form Gebotene,
dessen Ufer wiederum von zahlreichen Hügeln in verschiedener um unsere Bahnstation zu erreichen und nach Prag zurückzu-
Höhe umsäumt sind. Beide Anlagen, Konopischt und Pruhonitz, zukehren, wo wir erst lange nach Mitternacht anlangten,
sind im ersten Hefte der „Gartenanlagen Österreich-Ungarns in Prag selbst bietet dem Gartenkünstler auf seinem Sonder-
Wort und Bild", gebiete wenig,
welche die Wie- " ' " ^^iSlffadMBRI um n'c'11; zu sa'
ner dendrologi- ''^wSStm'' gen nichts! La-
sche Gesell- % gegen fesselte
schalt heraus- **ittä uns Stadt
gibt, eingehend j«äfi| selbst mit ihren
beschrieben. t*r JÜjUM altenPIätzenund
Was Pru- jjtjfc,., "IBS | 1 j ^g^23BSBB B Gassen, Kirchen
honitzanbelangt, flgfijSy \ m•"»jKMwrHt \t'jjämBK^BmU unc' Palästen
so konnten wir HHhoL. , dKvBfeSfifll außerordentlich,
mit Befriedigung ^HBfe&t JjfUhujr, 1 '.^^jnHflHHSHjj^Hj^H' • Wir konnten
feststellen, daß Bfl HapHK. .__' ajU/«»"^M3B)BtJ^^^BBfc.lBwWMHl nicht alles sehen,
Beschreibung JM M&4 , jMijj^^wtiSh—mljBn&J^^^r^". " . dazu war die'
undAbbildungen Zeit zu knapp
in jenem Hefte geworden, aber
eigentlich nur j die Bilder, die
ein unvollkom- I wir auf unsern
menes Bild ge- Streifzügen
bell, von dein, EaH :i' '
was Graf Silva in früherMorgen-
Tarouca in bald stunde und bei
25jähriger Tätig- hereinbrechen-
HtpMp ^BsKr ^^^^^^^ * II J^^HBBfei^l
Man wird fast HpH ■vBT men haben, wa-
nn Pücklersche "Jj ^HlH ren unvergeß-
^^HE_,_BfciiLjl ^^Bni^B^By^^^^B^^^^^B lieh schön. H.
Aus den^Parkanlagen von Pruhonitz: Der Schloßteich mit dem Schloß im Hintergrund.
Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
Teilnehmer — noch beisammen. Dann splitterte ein große- erinnert, sowohl was den Umfang der Anlagen wie auch die
rer Trupp ab, um am Abend noch Breslau zu erreichen. von jeder kleinlichen Effekthascherei freie Art des künstlerischen
Gartendirektor Richters unermüdlicher Beredungsgabe war es Schaffens anbelangt, obschon Graf Silva Taroucas Gestaltungs-
in Görlitz gelungen, eine ganze Anzahl Versammlungsteil- weise ganz eigenartig weit verschieden ist von derjenigen
nehmer für diese Besichtigungsfahrt nach Breslau zu gewinnen Pücklers und man Pruhonitz weder mit Muskau noch mit
und es muß dankend anerkannt werden, daß er und die Branitz vergleichen kann, weil alles so ganz anders ist.
übrigen Breslauer Herren sich die größte Mühe gegeben haben, Gleich nach unserer Ankunft führte uns der Besitzer in
uns diesen Tag in Breslau angenehm zu machen und möglichst seinen Alpengarten, der an Umfang und Reichhaltigkeit kaum
viel in der Schlesischen Metropole zu zeigen. Viel ist in Breslau von irgend einer anderen Anlage ähnlicher Art übertroffen wird,
im Laufe der Jahre geschehen, seit mit der Schaffung des Süd- Eine natürliche Felswand von wohl über 40 Meter Höhe und
parks bei Kleinburg vor etwa 15 Jahren begonnen wurde, die mehreren 100 Meter Länge ist sehr geschickt benutzt worden,
öffentlichen Gartenanlagen neuzeitlich auszubauen. Auf einer um den Pflanzen der Hochgebirge eine Stätte zu bieten, an der
alle Teile der Stadt berührenden Rundfahrt sahen wir Stadt- sie sich wohl fühlen und ihre Schönheiten entfalten können, wie
platze , Schrebergärten, Parkanlagen, malerische Stadtbilder an heimischen Standorten. Und nach Tisch wurden die Wagen
usw. in wechselnder Folge und gewannen den Eindruck, daß bestiegen und eine bis in den Abend hinein sich erstreckende
der Leiter der Breslauer Gartenverwaltung es wie wenige Rundfahrt durch den ausgedehnten Park unternommen, die
andere verstanden hat, seinem Dienstzweige bei den Gemeinde- eine Fülle schöner Eindrücke und mannigfache Anregungen
behörden die erforderliche Beachtung zu verschaffen, die zur bot. Die Anlagen sind zum größten Teile aus vorhandenen
Durchführung seiner Maßnahmen nötigen Mittel flüssig zu Waldbeständen herausgehauen worden, wobei Wiesentäler
machen und seinen ganzen Betrieb ausgezeichnet zu organi- von wechselnder Breite, teilweise mit Wasserläufen und see-
sieren. Unter solchen Umständen kann es dann, wie die aus- artigen Teichen ausgefüllt, den Kern der geschaffenen Bilder
wärtigen Besucher wiederholt anerkannten, auch an Erfolgen abgegeben. Den jüngsten und für mein Gefühl interessantesten
höhe Mittagsrast gemacht war, abends im schönen Scheitniger Teil des Ganzen bildet eine vollständig durch Neuanpflanzungen
nicht fehlen. Die Rundfahrt endigte, nachdem auf der Liebichs- entstandene Anlage an den Ufern eines langgestreckten Sees,
Park, dessen alte Eichen und Rüsterhaine in der Dämmerung der in mehrfachen Windungen ein schmales Tal mit teilweise
des schönen Sommertages stimmungsvolle Bilder gewährten. steil abfallenden Felsvorsprüngen ausfüllt. Sie ist noch im
Von Breslau aus führte einige von uns dann noch die allerjüngsten Entwickelungsstadium, berechtigt aber durch die
durch Camillo Schneider überbrachte Einladung des Grafen Art, wie die örtlichen Verhältnisse ausgenutzt und die Pflanzen-
Silva Tarouca, Vorsitzenden der Wiener dendrologischen Gesell- bestände angeordnet und zusammengesetzt sind, zu den aller-
schaft, zur Besichtigung seiner Parkschöpfungen auf Pruhonitz in besten Erwartungen.
Böhmenhinüber nach Prag. Auch die benachbarte Besitzung des Unermüdlich war Graf Silva Tarouca bestrebt, uns über
Erzherzogs Franz Ferdinand, des österreichischen Thronfolgers, die Entstehungsgeschichte des Parkes und die Motive, die ihn
Konopischt bei Prag, wurde besichtigt. Der Erzherzog ist ein bei seinen Maßnahmen im einzelnen geleitet haben, aufzuklären
großer Gartenfreund und läßt um sein Schloß herum ausgedehnte und Einblick in sein künstlerisches Programm zu gewähren.
Parkanlagen erstehen, deren Stil allerdings unseren modernen Erst in später Stunde, nachdem wir den Abend in der
gartenkünstlerischen Empfindungen wenig entspricht; dabei höhen Halle des Schlosses im Kreise der gräflichen Familie
kommt ihm die ausgenützte günstige Lage des Schlosses auf verbracht und in lebhafter Unterhaltung unsere Ansichten über
einem jäh abfallenden Hügelsehr zu statten. Der Fuß des Schloß- die Eindrücke des Tages ausgetauscht hatten, schieden wir
berges wird von einen malerischen langgestreckten See bespült, voll Dankes für das uns in liebenswürdigster Form Gebotene,
dessen Ufer wiederum von zahlreichen Hügeln in verschiedener um unsere Bahnstation zu erreichen und nach Prag zurückzu-
Höhe umsäumt sind. Beide Anlagen, Konopischt und Pruhonitz, zukehren, wo wir erst lange nach Mitternacht anlangten,
sind im ersten Hefte der „Gartenanlagen Österreich-Ungarns in Prag selbst bietet dem Gartenkünstler auf seinem Sonder-
Wort und Bild", gebiete wenig,
welche die Wie- " ' " ^^iSlffadMBRI um n'c'11; zu sa'
ner dendrologi- ''^wSStm'' gen nichts! La-
sche Gesell- % gegen fesselte
schalt heraus- **ittä uns Stadt
gibt, eingehend j«äfi| selbst mit ihren
beschrieben. t*r JÜjUM altenPIätzenund
Was Pru- jjtjfc,., "IBS | 1 j ^g^23BSBB B Gassen, Kirchen
honitzanbelangt, flgfijSy \ m•"»jKMwrHt \t'jjämBK^BmU unc' Palästen
so konnten wir HHhoL. , dKvBfeSfifll außerordentlich,
mit Befriedigung ^HBfe&t JjfUhujr, 1 '.^^jnHflHHSHjj^Hj^H' • Wir konnten
feststellen, daß Bfl HapHK. .__' ajU/«»"^M3B)BtJ^^^BBfc.lBwWMHl nicht alles sehen,
Beschreibung JM M&4 , jMijj^^wtiSh—mljBn&J^^^r^". " . dazu war die'
undAbbildungen Zeit zu knapp
in jenem Hefte geworden, aber
eigentlich nur j die Bilder, die
ein unvollkom- I wir auf unsern
menes Bild ge- Streifzügen
bell, von dein, EaH :i' '
was Graf Silva in früherMorgen-
Tarouca in bald stunde und bei
25jähriger Tätig- hereinbrechen-
HtpMp ^BsKr ^^^^^^^ * II J^^HBBfei^l
Man wird fast HpH ■vBT men haben, wa-
nn Pücklersche "Jj ^HlH ren unvergeß-
^^HE_,_BfciiLjl ^^Bni^B^By^^^^B^^^^^B lieh schön. H.
Aus den^Parkanlagen von Pruhonitz: Der Schloßteich mit dem Schloß im Hintergrund.
Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.