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Die Gartenkunst — 12.1910

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Fischer, Rudolf: Die königlichen Gärten zu Schwedt und Monplaisir
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https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0172

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164 DIE GARTENKUNST. XII, 10

angelegt. Bald darauf erhielt die Schloß-
freiheit eine großzügige Erweiterung: Die
Hauptachse wurde weit in den benach-
barten Forst hinein verlängert und dieser
zu einem höfischen Park nach Versailler
Muster umgestaltet. Er nahm das Barock-
schlößchen Monplaisir auf, das als Jagd-
schloß und Operettentheater diente.

Aus dem beigefügten Plan in Vogel-
perspektive (Abb. 2) vom Jahre 1741 er-
sieht man, daß der Schloßbau ursprüng-
lich senkrecht zur Hauptachse projektiert
war. Mit den seitlich anschließenden, ge-
wissermaßen die Schloßflügel bildenden
Laubengängen, die von luftigen Garten-
häuschen unterbrochen sind, und mit dem
angegliederten Heckenwerk bildet das
Lustschloß eine so vollendete Raum-
schöpfung, daß es schwer verständlich ist,
warum dieser Entwurf nicht zur Ausfüh-
rung kam. Die Abb. 3, über 50 Jahre
später datiert, bietet Anhalt, wie das Pro-
jekt ausgeführt wurde. Das Gebäude
wurde beiseite geschoben und parallel zur
großen Achse gestellt, es wurde einfacher
in seiner Architektur, aber in einen zwei-
stöckigen Mittelbau und zwei einstöckige
Seitenflügel gegliedert (Abb. 4). Abge-
sehen von den durch krumme Wege zer-
schnittenen Geländestücken am Schloß
und im westlichen Parkteil, die nach 1785
zu datieren sind, zeigt der Plan (Abb. 3)
und noch stärker ein wegen Raummangel
nicht wiedergegebener, etwas früherer
Plan, schon Beziehungen zu dem soge-
nannten holländischen Gartenstil: Lauben-
gänge aus Linden mit eingeschnittenen
Fenstern, Tore und Türen aus Hecken
von geschnittenen Kugelbäumen flankiert,
Abb. 2. Schloßpark Monplaisir bei Schwedt a. d. O. (1741). ein vielfach zerschnittenes, reich geschnör-

keltes Parterre vor dem Schloßbau und
geben, daß beide Gartenschöpfungen in der gleichen den allbeliebten Irrgarten.

Zeitperiode entstanden sind und dieselben Umänderungen Die erwähnten Schlängelwege auf diesem Plan

im Laufe der Jahre durchgemacht haben. Als 1689 stellen den ersten zaghaften Versuch einer Anwendung
der Garten im Residenzschlosse zu Schwedt angelegt der englischen Manier in den Schwedter Gärten dar.
wurde, drang gerade des großen Lenötrc Ruf durch Es sei gestattet, hier daran zu erinnern, daß nach

alle Länder und jeder europäische Fürst hielt es für vereinzelten Versuchen einiger Großgrundbesitzer in
seine Pflicht, ebenso wie er seine Hofhaltung nach dem den Jahren 1750 — 1770, ihre Parks nach englischem
Vorbilde des Roi Soleil umgeformt hatte, auch seinen Muster umzugestalten, doch erst Sckell, nach mehr-
Schloßpark nach Versailler Muster anlegen zu lassen, jährigen Studien in England, um 1780 den landschaft-
Dcr Hofgarten wurde also in streng französischem liehen Park in Deutschland einführte. In den folgenden
Sinne gestaltet. In der Achse des Schlosses wurde im Jahren, in denen die Fürsten und Herren allerorts daran-
Anschluß an den cour d'honneur eine monumentale gingen, ihre ihnen unleidlich gewordenen geometrischen
Avenue von 100 m Breite geschaffen, die noch heute Gärten nach landschaftlichen Motiven zu ändern, ent-
mit ihren uralten Roßkastanien ein Wahrzeichen der standen auch die naturalistischen Partien in den
Stadt bildet (Abb. 1). Die Schloßfreiheit ist 1 km Schwedter Schloßgärten. Anfangs (Abb. 3 v.J. 1797)
lang und nach dem Muster der aus derselben Zeit begnügte man sich im großen und ganzen damit, die
stammenden Straße „Unter den Linden1' zu Berlin waldartigcn Teile mit verschlungenen Wegen zu ver-
 
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