XII, 10
DIE GARTENKUNST.
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sehen; von den regelmäßigen Parterres wurde nur ein wurden ohne bestimmte Anordnung über die Rasen-
kleines Stück unmittelbar am Schlößchen umgestaltet flächen ausgestreut und der am Oderufer sich hin-
und „englische Blumenpartie" benannt.. Später ging ziehende imponierende Laubengang mußte fallen,
man weiter und veränderte auch nach und nach die Es gelang leider nicht, Pläne aufzufinden, die den
übrigen geometrischen Teile im Sinne der damaligen heutigen Zustand zeigen, so daß ich mich mit der
englischen Gartenkunst (Abb. 5 v. J. 1821, Feder- Wiedergabe einiger Ansichten aus diesen beiden
Zeichnung.) Kleinodien deutscher Gartenkunst begnügen muß.
Ein Vergleich der abgebildeten Pläne zeigt diese all- Soweit ich erkennen konnte, hat der Schwedtcr
mähliche Aufsaugung der alten architektonischen Schön- Schloßgarten seine einstige architektonische Gestalt
heit ganz augenfällig. An der Pflanzung scheint wenig im allgemeinen wiedererhalten. Dem Schloß (Abb. 8)
geändert worden zu sein, die dichten Bosketts blieben ist auf der Wasserseite ein langgestrecktes, regelmäßiges
jedenfalls erhalten und an ein Durchlegen von male- Parterre vorgelagert, dessen Platz früher die Orangerie
rischen Sichten und Fernblicken dachte man noch einnahm.
nicht. Eine damals beabsichtigte weitere Umgestaltung Zu beiden Seiten, vor den Schloßflügeln, liegen
auch der letzten architektonischen Teile im landschaft- geometrische, durch gerade Wege geteilte Partien, die
liehen Stil deuten Bleistiftlinien auf
Abb. 5 südlich des Schlosses an.
Dies Projekt scheint jedoch nicht
zur Ausführung gekommen zu sein.
Die gleiche Entwicklung wie
die oben geschilderte hat der Garten
des Residenzschlosses an der Oder
genommen. Leider war es nicht mög-
lich, einen Situationsplan seines ur-
sprünglichen Zustandes aufzutrei-
ben. Die älteste Zeichnung ist eine
Ansicht des Schlosses von der Was-
serseite her aus dem Jahre 1736 (Ab-
bildg. 6). Sie zeigt die auf einer nied-
rigen Terrasse aufgestellte Orangerie
und die wahrscheinlich gerade fertig-
gestellte breite Auffahrtsrampe, die
vom Erdboden bis zum ersten
Stock führt.
Diese Rampe ritt damals der
„tolle" Markgraf empor und er-
schien plötzlich mit seinem Gefolge
zu Pferde im Speisesaal zu nicht ge-
ringem Schrecken seiner bei der
Tafel sitzenden Gemahlin und ihres
Hofes.
Die Abb. 7 zeigt den Schloß-
garten in seiner Gestalt vom Jahre
1829, die er gleichzeitig mit der
Umänderung des Monplaisir-Parkes
erhalten hat; auf dem Plänchen ist
er ausdrücklich als „neu verändert"
bezeichnet.
Die frühere geometrische Ge-
staltung läßt sich noch unschwer
erkennen, in dem nordöstlichen Teil
— man beachte die Nordnade 1,
die in den Schloßhof eingezeichnete
Windrose ist falsch orientiert —
kann man noch die die Wege be-
gleitende dichte Boskettpflanzung
verfolgen. Die zahlreichen kreis-
runden oder ovalen Blumenbeete Abb. 3. Schloßpark Monplaisir bei Schwedt a. d. O. (Mai 1757).
DIE GARTENKUNST.
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sehen; von den regelmäßigen Parterres wurde nur ein wurden ohne bestimmte Anordnung über die Rasen-
kleines Stück unmittelbar am Schlößchen umgestaltet flächen ausgestreut und der am Oderufer sich hin-
und „englische Blumenpartie" benannt.. Später ging ziehende imponierende Laubengang mußte fallen,
man weiter und veränderte auch nach und nach die Es gelang leider nicht, Pläne aufzufinden, die den
übrigen geometrischen Teile im Sinne der damaligen heutigen Zustand zeigen, so daß ich mich mit der
englischen Gartenkunst (Abb. 5 v. J. 1821, Feder- Wiedergabe einiger Ansichten aus diesen beiden
Zeichnung.) Kleinodien deutscher Gartenkunst begnügen muß.
Ein Vergleich der abgebildeten Pläne zeigt diese all- Soweit ich erkennen konnte, hat der Schwedtcr
mähliche Aufsaugung der alten architektonischen Schön- Schloßgarten seine einstige architektonische Gestalt
heit ganz augenfällig. An der Pflanzung scheint wenig im allgemeinen wiedererhalten. Dem Schloß (Abb. 8)
geändert worden zu sein, die dichten Bosketts blieben ist auf der Wasserseite ein langgestrecktes, regelmäßiges
jedenfalls erhalten und an ein Durchlegen von male- Parterre vorgelagert, dessen Platz früher die Orangerie
rischen Sichten und Fernblicken dachte man noch einnahm.
nicht. Eine damals beabsichtigte weitere Umgestaltung Zu beiden Seiten, vor den Schloßflügeln, liegen
auch der letzten architektonischen Teile im landschaft- geometrische, durch gerade Wege geteilte Partien, die
liehen Stil deuten Bleistiftlinien auf
Abb. 5 südlich des Schlosses an.
Dies Projekt scheint jedoch nicht
zur Ausführung gekommen zu sein.
Die gleiche Entwicklung wie
die oben geschilderte hat der Garten
des Residenzschlosses an der Oder
genommen. Leider war es nicht mög-
lich, einen Situationsplan seines ur-
sprünglichen Zustandes aufzutrei-
ben. Die älteste Zeichnung ist eine
Ansicht des Schlosses von der Was-
serseite her aus dem Jahre 1736 (Ab-
bildg. 6). Sie zeigt die auf einer nied-
rigen Terrasse aufgestellte Orangerie
und die wahrscheinlich gerade fertig-
gestellte breite Auffahrtsrampe, die
vom Erdboden bis zum ersten
Stock führt.
Diese Rampe ritt damals der
„tolle" Markgraf empor und er-
schien plötzlich mit seinem Gefolge
zu Pferde im Speisesaal zu nicht ge-
ringem Schrecken seiner bei der
Tafel sitzenden Gemahlin und ihres
Hofes.
Die Abb. 7 zeigt den Schloß-
garten in seiner Gestalt vom Jahre
1829, die er gleichzeitig mit der
Umänderung des Monplaisir-Parkes
erhalten hat; auf dem Plänchen ist
er ausdrücklich als „neu verändert"
bezeichnet.
Die frühere geometrische Ge-
staltung läßt sich noch unschwer
erkennen, in dem nordöstlichen Teil
— man beachte die Nordnade 1,
die in den Schloßhof eingezeichnete
Windrose ist falsch orientiert —
kann man noch die die Wege be-
gleitende dichte Boskettpflanzung
verfolgen. Die zahlreichen kreis-
runden oder ovalen Blumenbeete Abb. 3. Schloßpark Monplaisir bei Schwedt a. d. O. (Mai 1757).