-b-££> DÜSSELDORFER AUSSTELLUNG
adolf männchen in der kirche
Deutsch-Nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf
in seinem Erstlingsbilde, dem goldenen Zeit- aus seinen chinesischen Tagebüchern. Nur
alter zurücklenkend, und damit zugleich auf flüchtig nennen kann man hier Franz Kiede-
den sicheren Boden seiner persönlichen Kunst, rich mit seinem grossen „St. Martin", den
Hans Kohlschein, ein Schüler Claus Meyers, Alleskönner Gustav Marx mit seinen flotten
der erst flügge geworden, bringt ein grosses Jagdwerken, H. E. Pohle mit einem kräftig
Bild: „Die Schlesische Landwehr bei Waterloo" farbig gemalten weiblichen Akt und ein paar
— von grosser Kraft und einem hohen künst- glänzenden Dekorationen, Rud. Huthsteiner
lerischem Ernst Zeugnis ablegend. Wie eine mit seinem feinen und delikaten, an Claus
Sturmwelle flutet die Landwehr, unaufhaltsam Meyer erinnernden „Feierstunde", Josse
vorwärts getrieben, über die niedere Boden- Goosens mit seiner breit hingestrichenen und
erhebung, aus dem Nebel löst sich die zweite innig empfundenen „Mutterfreude". Nach der
Welle los. Das Ganze höchst geschickt zu- alten Definition, die für alle Kunstgattungen
sammengestimmt, dazu eine ausserordentliche saubere Etiketten suchen, sind das alles Genre-
Kraft der Charakteristik. Einer ist leider stücke. Und dies arme Genre soll der eigent-
Düsseldorf entfremdet, den man künftig un- liehe Wurm am Marke der Düsseldorfer Kunst
gern missen wird: Otto Heichert. In seiner gewesen sein. Aber ich glaube nicht, dass es
Kunst einte sich ein gesunder Realismus mit von diesem Genre hier mehr giebt als etwa
einer packenden Kraft und eine Neigung zu in München und Wien. Die gemalte Anekdote
einer grosszügigen Typik, die oft fast etwas und Novelle — die ist wohl in jener, die
Symbolisches hat. Da sind seine beiden Einleitung bildenden kleinen, halb historischen
riesigen, vielleicht allzu riesigen Mönche, die Gruppe vertreten, neben ein paar der feinsten
mit trotziger Kraft die Egge durch den Boden und liebenswürdigsten Vautiers (s. Abb. S. 563)
ziehen — und sein holztragendes Weib von Bilder von dem siebenundsiebzigjährigen Ferd.
so ruhiger Sicherheit und Grösse der Sil- Fagerlin und von dem jetzt achtzigjährigen
houette wie bei Bastien Lepage. Theodor Hubert Salentin : aber die gehören ja längst
Rocholl mit einem kecken Reiterstück, einer der Geschichte an. Und doch ist in dieser
mit bekannter Bravour gemalten Kürassier- anmutig plaudernden Kunst, die nur allzu-
scene und einer flott vergrösserten Skizze viel sagen wollte, das Beste von der älteren
Die Kunst für Alle XVII.
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adolf männchen in der kirche
Deutsch-Nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf
in seinem Erstlingsbilde, dem goldenen Zeit- aus seinen chinesischen Tagebüchern. Nur
alter zurücklenkend, und damit zugleich auf flüchtig nennen kann man hier Franz Kiede-
den sicheren Boden seiner persönlichen Kunst, rich mit seinem grossen „St. Martin", den
Hans Kohlschein, ein Schüler Claus Meyers, Alleskönner Gustav Marx mit seinen flotten
der erst flügge geworden, bringt ein grosses Jagdwerken, H. E. Pohle mit einem kräftig
Bild: „Die Schlesische Landwehr bei Waterloo" farbig gemalten weiblichen Akt und ein paar
— von grosser Kraft und einem hohen künst- glänzenden Dekorationen, Rud. Huthsteiner
lerischem Ernst Zeugnis ablegend. Wie eine mit seinem feinen und delikaten, an Claus
Sturmwelle flutet die Landwehr, unaufhaltsam Meyer erinnernden „Feierstunde", Josse
vorwärts getrieben, über die niedere Boden- Goosens mit seiner breit hingestrichenen und
erhebung, aus dem Nebel löst sich die zweite innig empfundenen „Mutterfreude". Nach der
Welle los. Das Ganze höchst geschickt zu- alten Definition, die für alle Kunstgattungen
sammengestimmt, dazu eine ausserordentliche saubere Etiketten suchen, sind das alles Genre-
Kraft der Charakteristik. Einer ist leider stücke. Und dies arme Genre soll der eigent-
Düsseldorf entfremdet, den man künftig un- liehe Wurm am Marke der Düsseldorfer Kunst
gern missen wird: Otto Heichert. In seiner gewesen sein. Aber ich glaube nicht, dass es
Kunst einte sich ein gesunder Realismus mit von diesem Genre hier mehr giebt als etwa
einer packenden Kraft und eine Neigung zu in München und Wien. Die gemalte Anekdote
einer grosszügigen Typik, die oft fast etwas und Novelle — die ist wohl in jener, die
Symbolisches hat. Da sind seine beiden Einleitung bildenden kleinen, halb historischen
riesigen, vielleicht allzu riesigen Mönche, die Gruppe vertreten, neben ein paar der feinsten
mit trotziger Kraft die Egge durch den Boden und liebenswürdigsten Vautiers (s. Abb. S. 563)
ziehen — und sein holztragendes Weib von Bilder von dem siebenundsiebzigjährigen Ferd.
so ruhiger Sicherheit und Grösse der Sil- Fagerlin und von dem jetzt achtzigjährigen
houette wie bei Bastien Lepage. Theodor Hubert Salentin : aber die gehören ja längst
Rocholl mit einem kecken Reiterstück, einer der Geschichte an. Und doch ist in dieser
mit bekannter Bravour gemalten Kürassier- anmutig plaudernden Kunst, die nur allzu-
scene und einer flott vergrösserten Skizze viel sagen wollte, das Beste von der älteren
Die Kunst für Alle XVII.
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