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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Clemen, Paul: Die deutsch-nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0590

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DÜSSELDORFER AUSSTELLUNG -C^£=^

Ferne ahnte. Aber wen auch diese grossen und Willy Spatz mit ihren Monumental-
Geschichtsbilder kalt lassen, uneingeschränkte Schöpfungen. Beide haben in Schloss Burg
Zustimmung wird doch eben immer das emi- an der Wupper in den letzten Jahren eine
nente Können finden, das hier zu uns spricht. lange Reihe von Wandmalereien vollendet und
Janssen muss zugleich die gesamte Düssel- beide haben dabei einen ganz neuen persön-
dorfer Monumentalmalerei repräsentieren, liehen Stil entwickelt. Claus Meyer ist aber
Es fehlt als Monumentalkünstler ganz Fritz würdig vertreten mit einem Bilde, das ihn
Roeber mit seiner flüssigen Leichtigkeit und zum erstenmal auf religiösem Gebiete zeigt
seiner erstaunlichen Sicherheit der Formen- — der zwölfjährige Jesus — und einem ent-
gebung: seine letzten Schöpfungen müssen zückenden kleinen Genrebild (Abb. s. unten),
ausserhalb der Kunstausstellung in der Kuppel Eine der vornehmsten und feinfühligsten
des grossen Hauptausstellungsgebäudes auf- Künstlernaturen, die Düsseldorf zur Zeit be-
gesucht werden. Von Ernst Roeber ist nur sitzt. Pieter de Hooch und der Delftsche van
ein älteres Bild da, höchst charakteristisch der Meer hatten ihn in jungen Jahren allzusehr
für die Kunst der achtziger Jahre, Faust, in die Schule genommen und es schien fast,
Helena und Mephisto, eine freie poetische als ob er über diese seine Interieurs mit den
Weiterdichtung des Faustmotivs, mit einem Trinkern und Rauchern und schwatzenden
in jener älteren Technik glänzend gemalten Weibsbildern nicht hinauswolle. Ganz über-
weiblichen Akt, und eine mit ganz moder- raschend kam dann der frische Stil in seinen
nem Farbenempfinden gegebene Schlacht- Wandmalereien mit dem feinen genreartigen
scene, der Anprall einer Patrouille des Zugdarin,aberzugleich eineNeigungzurBreite,
5. westfälischen Ulanenregiments auf fran- die bei ihm bisher geschlummert hatte. Und
zösische Chasseurs, in der Dämmerung, mit welcher Ernst und welche Tiefe der Charakte-
grosser Verve, dabei ganz weich, mit viel ristik lebt in seiner Tempelscene. Der ungläu-
Luft gemalt. Es fehlen auch Claus Meyer bige Zweifler auf der vorderen Bank, die mit
durchbohrenden Blicken an den
Lippen des seltsamen Knaben
hängenden Hörer der Mitte, die
aus dem Dunkel des Hinter-
grundes sich langsam loslösenden
Kritiker — dazu hinten ein Aus-
blick in eine helle Genter oder
Brügger Strasse, wie sie Memling
gemalt haben würde. Hier ist für
den Künstler der bedeutende Stoff
zugleich ein Zwang zur künstle-
rischen Vertiefunggeworden. Und
man möchte Claus Meyer weiter
solch bedeutende Themen wün-
schen — ich meine nicht Histo-
rien, bei Leibe nicht Historien —
die nicht nur sein feines kolori-
stisches Empfinden, sondern auch
seine glänzende und echte Cha-
rakteristik verlangen. Willy Spatz
ist mit einer in feinen gelbgrünen
Ton getauchten „Ruhe auf der
Flucht", einem Bilde voll von
feierlicher Ruhe und Andacht,
vertreten(Abb.s.S.566), sonst nur
mit ein paar hübschen Kleinig-
keiten. Und er ist doch eine der
kraftvollsten und am tiefsten poe-
tisch empfindenden Künstlernatu-
ren in Jung-Düsseldorf. Mit einer
grossen Apotheose Homers tritt
claus meyer ein brief alex- Frenz auf, wieder in die
Deutsch-Nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf alten, phantastischen Bahnen wie


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