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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Clemen, Paul: Die deutsch-nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0589

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-*^g> DÜSSELDORFER AUSSTELLUNG <Ö^-


RÜCKKEHR
OTTOS MIT
SEINER GE-
MAHLIN ELISABETH PETER JANSSEN pinx.

werden, giebt ^^T^ ,. ,iRSg ''*JfciJi"'&
das von deren Wir- ^^tä}'"
kung nicht immer den ^^^tV^
richtigen Begriff. Es ist ^BßiÜi^pP^I
im Grunde eine barbarische
Art, Monumentalwerke, die für
einen ganz bestimmten Raum, für
oft höchst seltsame und eigensinnige
Beleuchtungsverhältnisse gemalt sind,
ohne diesen Rahmen und ohne diesen Zu-
sammenhangvorführen zu wollen. Der letzte
grosse Cyklus Peter Janssens, die glänzenden
Wandgemälde in der Aula der Düsseldorfer
Akademie, war auf die Wand gemalt und darum
nie ausgestellt gewesen. Und während neun
langer Jahre war überhaupt nichts mehr von
dem Künstler in die Oeffentlichkeit gedrungen.
Jetzt bringt er einen grossen Teil der fast voll-
endeten Wandgemälde, die für die Aula der Uni-
versität zu Marburg bestimmt sind — Scenen
aus der hessischen Landesgeschichte und die
Bilderfolge zu der Sage von Otto dem Schütz.
Dazu aber eine ganze Reihe weiterer Werke,
die einen ungefähren Begriff von dem er-
staunlichen Umfang seines Könnens geben: Beobachter die universelle Herrschaft über
einen Entwurf und meisterhafte Skizzen zu die Form, die in allen diesen Werken spricht,
dem für den Rathaussal in Elberfeld be- Gerade die Skizzen zeigen eine Treffsicherheit
stimmten Wandgemälde, ein Porträt, Studien und Breite wie kaum bei einem Modernen,
und frische Skizzen aus Spanien, ein ent- Und aus allem klingt eine ganz unbändige,
zückendes Bild mit täppisch spielenden Faunen, aus einem urgesunden Fonds schöpfende
das wieder die ganze Kunst seiner Fleisch- Kraft, die in den grossen historischen Wand-
behandlung zeigt, wie vor sechzehn Jahren gemälden sich oft in einer frohen Derbheit,
seine „Jugend des Bacchus", und endlich selbst brutal äussert. Es sind jetzt gerade
das Hauptstück, den „Weg des Lebens". Es sechzig Jahre her, seit Fr. Th. Vischer die
ist eines der bedeutendsten Bilder auf der grosse Historienmalerei als Ziel der deutschen
ganzen Ausstellung. „Das Volk, das im Kunst pries. Heute will es uns schwer
Finstern wandelte, sieht ein grosses Licht." werden, hier noch ein Ziel der modernen
Morgendämmerung, bläuliche dünne Luft mit Kunst zu sehen. Wir stehen diesen Ge-
rosigen Wölkchen. Ein dichter Zug von schichtsbildern nicht anders gegenüber als
allerlei Volk drängt sich hinter den drei den modernen Geschichtsdramen und be-
Königen aus dem Morgenlande, die auf ihren wundern wie bei Wildenbruch die hohe
Maultieren voranreiten; wie von unsichtbarer Bühnentechnik und das grosse Pathos
Gewalt angezogen, drängend, und gedrängt und allenfalls: die angewandte Kostümkunde,
wälzt sich die Masse voran, dem Stern fol- Und wenn wir einen grossen Prunkraum uns
gend, dessen Kometenschweif am Horizont mit Monumentalgemälden geschmückt denken,
erbleicht. Die Gestalten sind alle erfüllt und so träumen wir uns den oberen Rand des
durchleuchtet von Andacht und Ergriffenheit, Saales wie mit Aufblicken in eine höhere,
eine wilde Sehnsucht peitscht sie vorwärts. reinere Sphäre versehen, wo ein edleres, voll-
Mit einer, seinem Freunde v. Gebhardt ver- kommeneres Menschengeschlecht in himm-
wandten Intensivität ist hier der tiefste und lischer Ruhe waltet — wie dies Puvis de
letzte Ausdruck gesucht. Mit höchster Be- Chavannes vor sich sah und wie es Hans
wunderung erfüllt einen jeden unbefangenen von Marees ahnte, ach leider eben nur von

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