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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,1.1901-1902

DOI Heft:
Heft 3 (1. Novemberheft 1901)
DOI Artikel:
Batka, Richard: Die Guntramlegende
DOI Artikel:
Schultze-Naumburg, Paul: Kulturarbeiten, [13]: Garteneingänge
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https://doi.org/10.11588/diglit.7613#0113

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hymnus bezeugen das. Das allerschönste aber ist der Schluß. Ohne
eigentlich groß in dcr Erfindung zu sein, atmet diese Szene doch echte,
warme, rcine Empfindung, ist vortrcfflich angelegt, prachtvoll gesteigert
und entläßt den ergriffenen Hörer in mildverklärter Oes-clur-Stimmung.
„Freihild, leb ivohl!"

Man dürfte länger bei den Vorzügcn des ohne Zweifel groß-
gedachten Werkes verwcilen, wcnn nicht die krampfhaften Bemühungen
der Straußliteratur, dem „Guntram" eine epochemachende Bedeutung
beizulegen, nötiglen, diese Hpperbel auf das richtige Maß zurückzu-
führcn. Dic Legende, daß hier ein von den Bühnen mit schwerem Un-
recht vcrnachlässigtes Werk vorlicge, das dcreinst noch zu hohen Ehren
kommen dürfte, ist unhaltbar. Jedenfalls stehen die ungemeinen
Schwierigkeiten der Ausführung zum künstlerischen Gehalt des „Guntram"
in kcinem rechten Vcrhältnis, und wcnn man's da und dort gibt, so
bedeutct das ein ideales Opfer, das nicht dem Werke gilt, sondern dcm
Meister, dem dieses Schmcrzenskind, wohl auch infolge mancher Er-
innerungen, die sich daran knüpfen, noch immcr am Herzen liegt.
Strauß selbcr hat durch andere, ältere und neuere Schöpfungen am
meisten dazu beigetragen, daß wir dcn .Guntram" nur als eine inter-
essante Phasc, nicht als cincn Angclpunkt sciner Entwickelung betrachtcn
dürfen. R. Batka.

Kullurarbeilen. iz.

Gartcncingänge.

Einc der, sagen wir: komischstcn Gegenüberstellungen von neucr
und altcr Kultur, die hicr im Bildc vorgcführt werden, sind mir Nr. st
und sO. Jn beiden Füllcn war sast die gleiche Aufgabe zu lösen: die
Treppenanlage zu cinem auf terassenfürmig anstcigendem Terrain liegenden
Garten. Jn der altcn Anlagc ist dic Aufgabe nicht allein mir Phan-
tasic gelöst, sondcrn sic schmicgt sich auch auf das engste den natürlichen
Vedinguiigen an, so daß ihre Bcnutzung lcicht und angenehm wird.
Man lasse sich bcim Bctrachtcn dcs crsten Bildes nicht durch die starkcn
Futtcrmauern des Terrains zu der Meinung irrcführcn, daß crst diesc
kostspicligcn Bautcn dcr Anlage die Schünhcit verliehcn. Auch ohnc
dicse Futtcrmauern, nümlich indcm sie durch einc Rasenböschung hinauf-
sticge, würde dic Trcppe dcm Augc von Reiz und dem Fuße angcnehm
zu bctrcten sein, wenn sich auch der Charaktcr des Ganzen ändern würde
— man stclle sich nur das sich crgcbcnde Bild in der Phantasie vor. Das
sthlechte Prinzip dcr Trcppe 2 licgt darin, daß hier das Gcfährliche
sowohl wie das Nüchternc einer so stcilcn, nirgends unterbrochenen
Treppc nicht vermieden wordcn ist. Man incint den Hals zu brechen,
wenn man die Treppc auch nur ansieht. Könncn wir uns vorstellen,
daß sie zu eineni Heim führt? Sie täglich hinaufsteigen zu müssen,
erscheint als Qunl für dcn, zu welchem die Steinc noch rcden. Zu
wem abcr die Nmgebung nicht durchs Auge rcdct, je nun, dem erzählt
sic auch nichts Schönes. Er mag seine Abgestumpftheit in Ruhe cr-
tragcn, cr wciß eben gar nicht, wclche Füllc von Erquicklichcm ihm
damit verloren geht.

z. Rovemberbcst 1901
 
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