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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 19.1894

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Heft 3
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Six, Jan: Die Eriphyle des Polygnot
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https://doi.org/10.11588/diglit.38032#0370

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336

J. SIX

Die Stelle gehört offenbar zu denjenigen, bei deren Herstel-
lung Robert 1 rücksichtsloser vorgegangen, als es bei einer
kritischen Ausgabe erlaubt gewesen wäre’1. Wie mir scheint
nicht mit Glück. Die Worte (X, 29,7), wie sie die Hand-
schriften bieten, mögen der Heilung bedürftig sein, ihr Sinn
lässt sich aber erschliessen. Καί Εριφύλη τναρ’ αΰτην (έστίν)
εστώσα δια ρέν του χιτώνος άνέχουσα άκρους παρά τον τράχηλον
τούς δακτύλους, τού χιτώνος δε έν τοϊς κοίλοις εικάσεις των χειρών
εκείνον τον opgov αΰτην έ'χειν. So die Handschriften. Ich muss
es anderen überlassen, den griechischen Text vorwurfsfrei zu
gestalten ; der Sinn kann nur dieser sein : 1 Und Eriphyle steht
bei ihr und hält durch ihren Chiton die Fingerspitzen an ih-
ren Hals; man kommt durch die Haltung der Hände zu der
Vermutung, dass sie verborgen unter ihrem Chiton jene Kette
trage
Mir scheint der Gedanke völlig klar und zutreffend. Eri-
phyle kann, wie im Leben, nicht von dem verhängnisvollen
Schmuck ablassen, den offen zu tragen sie sich scheut; unter
ihrem Gewand legt sie die Finger immer wieder dort an den
Hals, wo die Kette brennt.
W ie man sich die Hände unter dem Überschlag des Chiton
zu denken habe, lehrt eine reizende kleine Erzfigur, die mit
Polygnot gleichzeitig ist. Sie diente, von zw?ei Eroten umflat-
tert, als Spiegelstütze, ln Altkorinth gefunden 2 befindet sie
sich in der Sammlung der archäologischen Gesellschaft zu
Athen (Χαλκά 400) und ist in Dumont’s Ceramiques de la
Grece propre 11 Taf. 35 S. 249 veröffentlicht3.
Die Figur, welche mit linkem Spielbein aufrecht dasteht,

1 A. a. O. S. 5.
2 Diese Fundnotiz beruht auf einer nachträglichen Aussage des Ent-
deckers, die in das Inventar der arch. Gesellschaft eingetragen ist.
3 Vgl. Μυλωνάς, Ελληνικά κάτοπτρα Taf. 2 S. 24 Nl’. 11. ΆΟηναιον I S. 173.
Guhl und Koner, Lehen der Griechen 0 S. 317. Bernoulli, Aphrodite S. 83,9.
An allen diesen Stellen ist die Figur für Aphrodite erklärt, obgleich Pot-
tier, hei Dumont S. 452/3, ausdrücklich hervorhebt, dass diese Benennung
nichts Zwingendes hat. Vgl. auch Revue arch. N. S, XVII S. 408.
 
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