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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Keller, Erwin [Oth.]
Kulturgeschichtlicher Führer durch die Jubiläumsausstellung im Mainfränkischen Museum Würzburg, Festung Marienberg, vom 11. Juni bis 6. November 1983 — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 17: München: Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.74348#0016

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kanntmachung vom 7. September 1908 (S. 22 f.) die „Be-
stimmungen über die Tätigkeit und den Geschäftsgang des
Generalkonservatoriums der Kunstdenkmale und Altertü-
mer Bayerns erlassen" worden.
Um den Vollzug der Bodendenkmalpflege im Sinne der Ver-
ordnung zu gewährleisten, schuf man zwei Wissenschaft-
lerstellen sowie eine Technikerstelle und richtete eine Kon-
servierungsanstalt ein, die sowohl für die staatlichen als
auch die gemeindlichen und vereinseigenen Sammlungen
arbeiten sollte21).
Die Tätigkeitsgebiete der beiden Konservatoren waren rie-
sig, hatte doch der eine von München aus Ober- und Nieder-
bayern sowie die Oberpfalz und Schwaben zu betreuen, der
andere von Würzburg aus die drei fränkischen Bezirke und
die Pfalz (S. 13 f.). Ähnlich bescheiden wie die personelle
Anfangsausstattung fiel die finanzielle aus. Für die Bestrei-
tung des Ausgrabungswesens und anderer Forschungsvor-
haben standen ganze 8000 M. zur Verfügung, deren Verwal-
tung bisher bei der 1886 gegründeten akademischen Kom-
mission für Erforschung der Urgeschichte Bayerns lag. Die-
se Kommission ist 1908 aufgelöst23) und durch eine beim
Generalkonservatorium gebildete ersetzt worden, welche
fortan unter dem Vorsitz des Generalkonservators zusam-
mentrat und über die eingereichten Zuschußanträge ent-
schied. Ihr gehörten als Mitglieder die beiden archäologi-
schen Konservatoren an, ferner Vertreter der Anthropolo-
gie, der klassischen Archäologie, der Geologie sowie des
Verbandes der bayer. Geschichts- und Urgeschichtsver-
eine24).
Was die Verteilung der vorhandenen Gelder anbelangt, so
unterlag diese strengen Vorschriften und war an folgende
Bedingungen geknüpft: Die Empfänger, bei denen es sich
in der Regel um Historische Vereine oder Museen, aber
auch um nicht organisierte Mitarbeiter handelte, mußten
sich verpflichten, die gewährten Zuschüsse nur für den ge-
nehmigten Zweck zu verwenden. Sie hatten ordnungsge-
mäß abzurechnen, über ihre Tätigkeit ausführlich Bericht
zu erstatten und die erzielten Ergebnisse alsbald in den Ver-
einszeitschriften zu veröffentlichen. Ansprüche auf Ausgra-
bungsfunde konnten öffentliche Sammlungen anmelden,
denen wiederum die Aufgabe oblag, die zugewiesenen
Stücke zu konservieren und zu inventarisieren25).
Hinter diesen Regelungen wird ein wichtiges Organisa-
tionsprinzip der archäologischen Denkmalpflege sichtbar:
Die verbeamteten Wissenschaftler übten im Ausgrabungs-,
Museums- und Inventarisationswesen vornehmlich bera-
tende und anleitende Funktionen aus. Die Hauptlast der Ar-
beit lag bei den Historischen Vereinen und Museen, die so-
mit weit stärker als heute den Gang der Vor- und Frühge-
schichtsforschung bestimmten. Ohne ihre Mithilfe wäre ei-
ne funktionierende Bodendenkmalpflege undenkbar gewe-
sen. Schod bald nach der Übernahme ihrer Ämter gingen
die archäologischen Konservatoren deshalb daran, geeig-
nete Mitarbeiter zu suchen und diese im Rahmen der da-
mals praktizierten Methoden im Ausgrabungs-, Konservie-
rungs- und Inventarisierungswesen auszubilden.
Bereits 1910 fanden in München und Würzburg Mitarbeiter-
treffen statt, die sich ganz gezielt an bestimmte Personen-
gruppen wandten: „Als Teilnehmer denken wir uns in erster
Linie Herren, die in den Vereins- oder Lokalsammlungen
Bayerns als Konservatoren fungieren oder im Terrain bei

der Inventarisation der Bodenaltertümer Bayerns mitwir-
ken, aber auch Herren, die wenigstens im großen und gan-
zen einigermaßen auf prähistorischem Gebiet sich orien-
tiert haben, ihre Kenntnisse erweitern und vertiefen und
sich insbesondere praktisch üben wollen. Wir denken auch
an junge Herren, vor allem Philologen, die ihre Mußezeit
den prähistorischen Forschungen widmen und später in
den Lokalmuseen oder bei Ausgrabungen in Bayern sich zu
betätigen wünschen"26).
Georg Hager hatte ein zentralisiertes, in der Landeshaupt-
stadt München errichtetes Amt vor Augen, als er 1907 die
Denkschrift über die Neuorganisation des kgl. Generalkon-
servatoriums der Kunstdenkmale und Altertümer in Bayern
verfaßte. Im Bereich der Bodendenkmalpflege ließ sich die-
se Idee indes nur in Verbindung mit Außenstellen verwirkli-
chen, weil die Entfernungen von München aus viel zu groß
gewesen wären, um bei plötzlichen Denkmälergefährdun-
gen in den fränkischen Gebieten oder in der Pfalz rasch und
wirksam eingreifen zu können. Diese Möglichkeit bestand
aber auch durch die bereits 1908 in Würzburg eingerichtete
Expositur nicht im notwendigen Umfang, weshalb nach
dem zweiten Weltkrieg der Auf- und Ausbau weiterer Aus-
senstellen mit Vorrang betrieben wurde (S. 16). Die Devise
der Bodendenkmalpflege hieß also Dezentralisierung bei
gleichzeitiger Wahrung der inneren Einheit. Insofern ist den
„Faktoren des Landes", wie sich Ludwig Ohlenroth einmal
ausdrückte27), im gebotenen Maße Rechnung getragen wor-
den, und das Land wie die Bodendenkmalpflege fuhren und
fahren gut mit dieser Lösung.
Die Rolle, die früher die Historischen Vereine im Ausgra-
bungswesen spielten, ist im Laufe der Zeit mehr und mehr
an das Amt übergegangen, weil sich mit zunehmender Ver-
feinerung der Ausgrabungsmethoden herausstellte, daß
man der Sache durch den Einsatz ungeschulter Kräfte mehr
schadete als diente. Nach wie vor bilden die Historischen
Vereine indes wichtige Partner, wenn es darum geht, den
Gedanken des archäologischen Denkmalschutzes im Be-
wußtsein der Bevölkerung zu verankern. Nach wie vor ist
das Amt auch auf die Unterstützung ehrenamtlicher Mitar-
beiter speziell im Bereich des Fundmeldewesen angewie-
sen. Aus diesem Grunde werden auch heute noch Mitarbei-
tertreffen veranstaltet, um jenen, die unter vielen persönli-
chen Opfern der Landesarchäologie dienen, den gebühren-
den Dank abzustatten und sie über das Geschehen auf dem
Gebiete der Vorgeschichtsforschung zu informieren.

Die Haushaltsentwicklung
Es sind bescheidene Beträge gewesen, die bei der Grün-
dung des Amtes für die „Pflege und Erforschung der prähi-
storischen Denkmale" bereitgestellt wurden. Mit 1000 M.
glaubte man die Betriebskosten der Konservierungsanstalt
abdecken und mit 2000 M. die „Erhaltung vorgeschichtli-
cher und römischer Denkmäler" gewährleisten zu können.
Für die „Erforschung der Urgeschichte Bayerns" stand eine
„budgetmäßige Position" von 8000 M. zur Verfügung, deren
Abrufung im Wege des Antragsverfahrens möglich war (vgl.
S. 12)29).
Vergegenwärtigen wir uns, daß der Generalkonservator
damals ein Jahresgehalt von 5730 M. bezog, ein Konserva-

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