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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Keller, Erwin [Bearb.]
Kulturgeschichtlicher Führer durch die Jubiläumsausstellung im Mainfränkischen Museum Würzburg, Festung Marienberg, vom 11. Juni bis 6. November 1983 — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 17: München: Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.74348#0033

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Ludwig Wamser
75 Jahre archäologische Denkmalpflege
in Unterfranken

Das 75jährige Bestehen der Abteilung Bodendenkmalpfle-
ge des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und
die Würdigung ihrer Tätigkeit im Rahmen einer großen Son-
derausstellung in Würzburg ist Anlaß genug zu einer Rück-
besinnung auf die Geschichte denkmalpflegerischen Wir-
kens gerade auch in dieser Stadt. Richtete doch das ,Kö-
nig!. Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Alter-
tümer Bayerns", das nachmalige Bayerische Landesamt
für Denkmalpflege, bereits 1908, als ihm die „Pflege der
prähistorischen Denkmale" übertragen wurde, „zur sachge-
mäßen und beschleunigten Erledigung" dieser neuen Auf-
gabe in Würzburg einen selbständigen Amtssitz ein, die
spätere Zweigstelle Franken der Abteilung für Vor- und
Frühgeschichte. Ihr Arbeitsgebiet erstreckte sich auf die
Regierungsbezirke Ober-, Mittel- und Unterfranken sowie
die Bayerische Pfalz, während die archäologischen Belan-
ge der Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern,
Oberpfalz und Schwaben von München aus wahrgenom-
men wurden. Damit ist die Würzburger Dienststelle erheb-
lich älter als die übrigen Außenstellen Bayerns, die alle erst
im Laufe der letzten drei Jahrzehnte entstanden.


3 Dienstsiegel der Zweigstelle Würzburg. Stark vergrö-
ßert.

Mit der Leitung der neugegründeten Würzburger Dienststel-
le betraute das Generalkonservatorium Dr. Georg Hock
(Abb. 4,1) als den — so die offizielle Bezeichnung — „in
Würzburg exponierten Konservator des Königl. Generalkon-
servatoriums der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns".
Aus der klassischen Archäplogie kommend hatte sich
Hock, der sowohl von väterlicher als auch von mütterlicher
Seite einer alteingesessenen Familie zu Großostheim bei
Aschaffenburg entstammte, schon seit Jahren hervorgetan
und dürfte deshalb aufgrund seiner Vorbildung, bisherigen
Leistungen, Kenntnis des Landes und Verbundenheit mit
seiner fränkischen Heimat für die ihm zugedachte Aufgabe
wie kein zweiter geeignet erschienen sein. Mit ihm begann
die eigentliche wissenschaftliche Erforschung der Vor- und
Frühgeschichte Frankens, während das Gebiet der Pfalz
schon bald durch Dr. Friedrich Sprater, den späteren Direk-
tor des Historischen Museums der Pfalz in Speyer betreut
wurde. 1923 zum Hauptkonservator ernannt, war Hock 28
Jahre lang bis zu seinem frühen Tode 1936 ein unermüdli-
cher Sachwalter der fränkischen Landesarchäologie, der es
verstand, Verständnis und Sinn für die Belange des ihm an-
vertrauten Referats in weitesten Kreisen zu wecken. 1918
habilitierte er sich und wurde zum Privatdozenten mit Lehr-
auftrag für Prähistorie an der Universität Würzburg ernannt,
1924 erhielt er den Titel, 1928 auch den Rang eines außeror-
dentlichen, 1935 die Amtsbezeichnung und Rechte eines or-
dentlichen Universitätsprofessors. Dazu war er Vorsitzen-
der des Verbandes bayerischer Geschichts- und Urge-
schichtsvereine, ein Beweis für das Ansehen, das er in wei-
ten Kreisen genoß. Außerdem war er ordentliches Mitglied
des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches, 1.
Vorsitzender des fränkischen Kunst- und Altertumsvereins,
Gründungsmitglied des Frankenbundes, Beirat des Histori-
schen Vereins von Unterfranken und Wahlmitglied der Ge-
sellschaft für fränkische Gebiete.
In den ersten Aufbaujahren nahm Hock die planmäßige Er-
fassung des vor- und frühgeschichtlichen Denkmälerbe-
standes tatkräftig in Angriff, indem er an die einzelnen Ge-
meinden Fragebögen versandte und veranlaßte, daß alle
bekannten Grabhügel und Befestigungen in Katasterblätter
1:5000 eingetragen wurden. Obwohl diese Tätigkeit durch
die rasch anwachsenden Aufgaben der praktischen Denk-
malpflege nicht in dem vorgesehenen Maße durchgeführt
werden konnte, bildete sie dennoch eine wichtige Grund-
lage für die spätere Inventarisation der obertägigen Gelän-
dedenkmäler.
Von seiner umfangreichen Grabungstätigkeit verdienen ins-
besondere die erste größere Flächengrabung im Bereich
der bekannten germanischen Siedlung bei Baldersheim im
Lkr. Würzburg (1930-32) und seine wichtigen Untersuchun-
gen in der frühmittelalterlichen Eiringsburg bei Arnshausen
im Lkr. Bad Kissingen (1910) hervorgehoben zu werden,
über deren Ergebnisse er auch in einschlägigen Abhandlun-
gen berichtete. Erwähnt seien ferner seine Veröffentlichun-
gen über die Rössener Kulturstufe im Maingebiet (1929),
steinzeitliche Funde von Forchheim (1925), die Schnurkera-
mische Kultur in Mainfranken (1931/32), die Urnenfelderstu-
fe im bayerischen Maingebiet (1914), Erdställe in Mainfran-
ken (1933), seine wiederholten Berichte über neue römische
Funde im bayerischen Untermaingebiet (1911-14, 1922,
1929) oder über die Vorgeschichte Würzburgs (1933). Die Er-

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