Vitrine 28
Tracht und Bewaffnung des Mannes in der Merowingerzeit
An einigen ausgewählten Teilinventaren aus Gräbern wer-
den die Männertracht und die Bewaffnung der Merowinger-
zeit dargestellt, die vom Zeitgeschmack ebenso abhängig
waren, wie vom Stand der Kriegstechnik und vom sozialen
Rang, d. h. von der wirtschaftlichen Leistungskraft der Be-
sitzer.
Nach Textilresten aus Gräbern sowie allgemeinen Überle-
gungen scheint der Mann im 5.-7. Jahrhundert n. Chr. ein
Hemd, einen knielangen Kittel und Bundhosen sowie
Schuhwerk aus Leder getragen zu haben. Besondere Be-
deutung hatte ein über dem Kittel angelegter Leibgurt als
Sitz apotropäischer Kräfte, zu dem in den Jahrzehnten vor
und um 500 lediglich eine Schnalle gehörte. Bestand sie
aus Eisen mit eingelegten Silberstreifen (Nr. 6), so verrät sie
spätrömisch-fränkische Formimpulse; trug sie jedoch Al-
mandin- bzw. Glaseinlagen (Nr. 8-9), oder war sie gar aus
Bergkristall gefertigt (Nr. 7), so kommen darin kunsthand-
werkliche Abhängigkeiten zum Ausdruck, die auf enge Ver-
bindungen zum Ostgotenreich Italiens schließen lassen
(Abb. 70).
Gegen Ende des 6. Jahrhunderts beherrschen „dreiteilige"
Gürtel aus Schnalle, Gegenbeschlag und Rückenbeschlag
das Feld, wobei letzterer als Aufhängevorrichtung für eine
Gürteltasche diente. Der silbertauschierte Fund von
Pflaumheim bei Aschaffenburg ist ein gutes Beispiel für
diesen Gürteltyp (Nr. 10-12).
In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts setzte sich unter
mediterranem Einfluß eine neue Modeströmung durch, die
eine beträchtliche Vermehrung der metallenen Besätze mit
sich brachte: Auf dem Hauptriemen saßen nun bis zu einem
Dutzend schildförmige Beschläge, von denen an kurzen
Nebenriemen Metallzungen herabhingen. Ein 1982 in Herr-
sching am Ammersee geöffnetes Männergrab ergab eine
entsprechende Gürtelgarnitur (Nr. 5), die zu den kostbar-
sten ihrer Art in ganz Bayern zählt (Abb. 69). Aus dem glei-
chen Grab stammt eine komplette Waffenausrüstung der
damaligen Zeit, bestehend aus dem zweischneidigen Lang-
schwert (Nr. 1), dem einschneidigen Hiebschwert (Nr. 2), ei-
ner Lanze (Nr. 3) und aus dem Schild, von dem sich nur der
die Hand schützende Eisenbuckel (Nr. 4) erhalten hat. Eine
Rekonstruktionszeichnung (Schaubild rechts) gibt die
Tracht und die Bewaffnung dieses zwischen 620 und 640
verstorbenen Mannes wieder.
Seit der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts begegnen bei
fränkischen und alamannischen Adelsgrablegen auch Pfer-
debestattungen mit Zaumzeug und Geschirr, wie im Grab-
fund von Mömlingen bei Miltenberg, der unter anderem eine
Knebeltrense (Nr. 13) sowie silbertauschierte Riemenvertei-
ler (Nr. 14-15) aus dem 7. Jahrhundert lieferte.
Hinter den hier vorgestellten Funden geben sich die Ange-
hörigen einer bevorrechtigten Bevölkerungsschicht zu er-
kennen. In Pflaumheim und Mömlingen handelte es sich
vermutlich um die Ortsnobilität, in Herrsching um einen
Mann, der rangmäßig gleich nach dem Herzog kam und
wahrscheinlich dem bayerischen Uradelsgeschlecht der
Huosi entstammte. (ke)
54 Obwohl auf altbayerischen Gräberfeldern Tonware zu
den Seltenheiten gehört, reichen die in Straubing-
Alburg freigelegten Beutelgefäße aus den Gräbern 437
(links) und 446 (Mitte) aus, die Formunterschiede zu
alemannischen, fränkischen oder thüringischen Er-
zeugnissen aufzuzeigen. Der Tonkrug aus Grab 234
(rechts) ist von so primitiver Machart, daß er von einem
in der Töpferei Unkundigen hergestellt worden sein
muß.
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Tracht und Bewaffnung des Mannes in der Merowingerzeit
An einigen ausgewählten Teilinventaren aus Gräbern wer-
den die Männertracht und die Bewaffnung der Merowinger-
zeit dargestellt, die vom Zeitgeschmack ebenso abhängig
waren, wie vom Stand der Kriegstechnik und vom sozialen
Rang, d. h. von der wirtschaftlichen Leistungskraft der Be-
sitzer.
Nach Textilresten aus Gräbern sowie allgemeinen Überle-
gungen scheint der Mann im 5.-7. Jahrhundert n. Chr. ein
Hemd, einen knielangen Kittel und Bundhosen sowie
Schuhwerk aus Leder getragen zu haben. Besondere Be-
deutung hatte ein über dem Kittel angelegter Leibgurt als
Sitz apotropäischer Kräfte, zu dem in den Jahrzehnten vor
und um 500 lediglich eine Schnalle gehörte. Bestand sie
aus Eisen mit eingelegten Silberstreifen (Nr. 6), so verrät sie
spätrömisch-fränkische Formimpulse; trug sie jedoch Al-
mandin- bzw. Glaseinlagen (Nr. 8-9), oder war sie gar aus
Bergkristall gefertigt (Nr. 7), so kommen darin kunsthand-
werkliche Abhängigkeiten zum Ausdruck, die auf enge Ver-
bindungen zum Ostgotenreich Italiens schließen lassen
(Abb. 70).
Gegen Ende des 6. Jahrhunderts beherrschen „dreiteilige"
Gürtel aus Schnalle, Gegenbeschlag und Rückenbeschlag
das Feld, wobei letzterer als Aufhängevorrichtung für eine
Gürteltasche diente. Der silbertauschierte Fund von
Pflaumheim bei Aschaffenburg ist ein gutes Beispiel für
diesen Gürteltyp (Nr. 10-12).
In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts setzte sich unter
mediterranem Einfluß eine neue Modeströmung durch, die
eine beträchtliche Vermehrung der metallenen Besätze mit
sich brachte: Auf dem Hauptriemen saßen nun bis zu einem
Dutzend schildförmige Beschläge, von denen an kurzen
Nebenriemen Metallzungen herabhingen. Ein 1982 in Herr-
sching am Ammersee geöffnetes Männergrab ergab eine
entsprechende Gürtelgarnitur (Nr. 5), die zu den kostbar-
sten ihrer Art in ganz Bayern zählt (Abb. 69). Aus dem glei-
chen Grab stammt eine komplette Waffenausrüstung der
damaligen Zeit, bestehend aus dem zweischneidigen Lang-
schwert (Nr. 1), dem einschneidigen Hiebschwert (Nr. 2), ei-
ner Lanze (Nr. 3) und aus dem Schild, von dem sich nur der
die Hand schützende Eisenbuckel (Nr. 4) erhalten hat. Eine
Rekonstruktionszeichnung (Schaubild rechts) gibt die
Tracht und die Bewaffnung dieses zwischen 620 und 640
verstorbenen Mannes wieder.
Seit der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts begegnen bei
fränkischen und alamannischen Adelsgrablegen auch Pfer-
debestattungen mit Zaumzeug und Geschirr, wie im Grab-
fund von Mömlingen bei Miltenberg, der unter anderem eine
Knebeltrense (Nr. 13) sowie silbertauschierte Riemenvertei-
ler (Nr. 14-15) aus dem 7. Jahrhundert lieferte.
Hinter den hier vorgestellten Funden geben sich die Ange-
hörigen einer bevorrechtigten Bevölkerungsschicht zu er-
kennen. In Pflaumheim und Mömlingen handelte es sich
vermutlich um die Ortsnobilität, in Herrsching um einen
Mann, der rangmäßig gleich nach dem Herzog kam und
wahrscheinlich dem bayerischen Uradelsgeschlecht der
Huosi entstammte. (ke)
54 Obwohl auf altbayerischen Gräberfeldern Tonware zu
den Seltenheiten gehört, reichen die in Straubing-
Alburg freigelegten Beutelgefäße aus den Gräbern 437
(links) und 446 (Mitte) aus, die Formunterschiede zu
alemannischen, fränkischen oder thüringischen Er-
zeugnissen aufzuzeigen. Der Tonkrug aus Grab 234
(rechts) ist von so primitiver Machart, daß er von einem
in der Töpferei Unkundigen hergestellt worden sein
muß.
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