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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Keller, Erwin [Bearb.]
Kulturgeschichtlicher Führer durch die Jubiläumsausstellung im Mainfränkischen Museum Würzburg, Festung Marienberg, vom 11. Juni bis 6. November 1983 — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 17: München: Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, 1983

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.74348#0104

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Vitrine 30
Merowingerzeitlicher Frauenschmuck,
Amulette und Geräte
Zum merowingerzeitlichen Frauenschmuck gehörten Haar-
nadeln (Nr. 1-3) und Ohrringe (Abb. 74) (Nr. 13-23), die von
der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts an in Grabfunden re-
lativ häufig vorkommen und um die Mitte des 6. Jahrhun-
derts unter romanischem Einfluß eine neue Blüte erleben.
Entsprechend verhält es sich mit Halsketten aus bunten
Glas- und Bernsteinperlen (Nr. 24-29), ferner mit Anhängern
aus Gold- und Silberblech (Abb. 73) sowie aus gefaßten
Goldmünzen (Nr. 4-12), die vom materiellen Wohlstand einer
kleinen Oberschicht zeugen.
Amulette (Abb. 75) begegnen uns seit dem Beginn der Mero-
wingerzeit nicht nur in abwechslungsreichen Formen, son-
dern auch in so großer Zahl, daß man auf einen weit verbrei-
teten Aberglauben schließen muß. Ausgebrochene Bären-
zähne (Nr. 37) gehören ebenso hierher wie große Glas-,

Stein-, Chalcedon- oder Bernsteinwirtel (Nr. 47-48, 50-54),
Bergkristallwirtel (Nr. 46-49) sowie gefaßte Bergkristallku-
geln (Nr. 43-45), Hirschgeweihscheiben (Nr. 39), Elfenbein-
ringe (Nr. 42), gebuckelte Bronzeringe (Nr. 41) und durchbro-
chene Bronzescheiben (Nr. 38, 40, 42).
Getragen wurden die Amulette an einem vom Rockgürtel
herabhängenden Lederband oder an einem Riemen, den
man an einem Bügelfibelpaar befestigte.
In hoher Blüte stand während der Merowingerzeit auch die
Kammacherei, deren Erzeugnisse (Nr. 30-36) in verschiede-
nen Formen und in unterschiedlicher Qualität von Mann
und Frau gleicherweise benutzt wurden (Abb. 55). Neben
einzeiligen Kämmen gab es zweizeilige und neben den lose
in einem Beutel mitgeführten auch solche, die man durch
kunstvoll gefertigte Futterale (Nr. 22, 35) schützte. (ke)


55 Die Kammacherei besaß während der Merowingerzeit einen hohen technischen Stand. Proben davon lieferte wieder-
um die Nekropole von Straubing-Alburg. Aus der Mitte des 5. Jahrhunderts stammt der Kamm mit dreieckiger Griff-
platte aus Grab 84 (oben links), der die elbgermanische Herkunft nicht verleugnen kann. An den anderen Stücken sind
vor allem die Futteralkonstruktionen (unten links und rechts oben) interessant. Grabnummern: 387 (links Mitte), 447
(unten links), 453 (Bildmitte), 447 (rechts oben).

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