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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Keller, Erwin [Oth.]
Kulturgeschichtlicher Führer durch die Jubiläumsausstellung im Mainfränkischen Museum Würzburg, Festung Marienberg, vom 11. Juni bis 6. November 1983 — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 17: München: Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, 1983

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74348#0072

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Vitrine 16
Hallstattzeitliche Keramik aus Nordbayern
(7.-5. Jahrhundert v. Chr.)
Die hier — im unteren Teil der Vitrine — ausgestellten Ge-
fäße der älteren Hallstattzeit stammen aus Grabfunden der
Oberpfalz, Oberfrankens und dem nordöstlichen Teil Unter-
frankens. Sie wurden den Verstorbenen als Bestandteile
umfangreicher Keramikausstattungen (Geschirrsätze) für
das Jenseits mitgegeben. Die Keramik dieser nordbaye-
risch-oberpfälzischen Kulturprovinz, zu der damals auch die
östlichen Randgebiete Mittelfrankens gehörten, läßt meh-
rere lokale Gruppen erkennen, die sich in ihrer Gesamtheit
jedoch von den keramischen Produkten anderer Regionen,
z. B. Bayerisch-Schwabens, deutlich unterscheiden. Be-
zeichnend für die nordostbayerische Tonware sind
schwarzbraun gebrannte Gefäße, deren Wandung meist
noch graphitiert und mit geometrischen Vertiefungen in
Schnitt- oder — weitaus häufiger — in Rollrädchentechnik
verziert war. Typisch für diesen Raum ist aber auch noch ei-
ne andere, farbige Keramikgattung: Polychrom verzierte
Gefäße mit kirschroter, schwarzer, braunroter und — sel-
tener — weißer Bemalung. Eingetiefte, weiß inkrustierte

Verzierungen aus eingestempelten Dreiecken und Kreis-
augen sowie schmalen Rillen zählen dagegen eher zu den
Seltenheiten. Häufiger sind dann wiederum Gefäße mit
einem weißgelben, bisweilen auch hellbräunlichen Über-
zug, denen rote und schwarze Muster aufgemalt sind. Die
dieser Gruppe eigentümlichen, fast kanonartig festgeleg-
ten Dekors — unter ihnen dreiteilige Radialsysteme, Ha-
kenkreuze und stilisierte figürliche Darstellungen — waren
jedoch nicht nur reine Verzierungselemente, sondern oft-
mals auch schematisierte Reduktionen größerer Bildmotive
mythisch-magischen Inhalts.
Offenbart somit diese Tonware nordostbayerischer Prä-
gung mehr die regionale Eigenentwicklung ihres Verbrei-
tungsgebietes, so dokumentieren die im oberen Teil der
Vitrine gezeigten jüngerhallstattzeitlichen Keramikfunde
aus Unterfranken vornehmlich die Existenz einer feudal-
ähnlichen Gesellschaftsordnung am Mittelmain, deren füh-
rende Personengruppe sich in mehrfacher Hinsicht am
Luxusniveau und Verhalten der hallstattzeitlichen Feudal-


31 Riedenheim, Lkr. Würzburg. Reich verziertes Gefäß der Hallstattzeit. Höhe 36 cm.

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