Vitrine 19
Römischer Schatzfund von Weißenburg
(3. Jahrhundert n.Chr.)
Sicherlich der bedeutendste Zufallsfund der jüngsten Zeit
ist jener von Weißenburg i. Bay. In der Nähe des erst vor we-
nigen Jahren entdeckten und ergrabenen Römerbades war
Ende Oktober 1979 bei der Anlage eines Spargelbeetes ein
umfangreicher römischer Materialfund entdeckt und gebor-
gen worden. Wie so oft bei wichtigen Zufallsfunden schie-
nen es, in den Augen des Entdeckers, die Umstände nicht
zu erlauben, daß Denkmalpfleger oder Fach-Prähistoriker
herangezogen und abgewartet werden konnten. Deshalb
existiert über die Fundsituation keine fachkundige Fest-
stellung, so daß hierüber keine Aussage möglich ist. Es sol-
len die Gegenstände in zwei unmittelbar benachbarten
Gruppen, geschützt von Bronzegefäßen, im Boden gelegen
haben. Als jedenfalls wenig später die Außenstelle Nürn-
berg des Landesamtes für Denkmalpflege an der Fundstel-
le Nachuntersuchungen anstellte, konnte zwar zur Situa-
tion nichts mehr beobachtet, aber immerhin noch einiges
vom Finder Übersehene geborgen werden.
Durch vielerlei Hilfe gelang es, den Fund im April 1980 für
den Freistaat Bayern (Prähistorische Staatssammlung) zu
erwerben. Bei der Übernahme bestand der Fund aus 156
Objekten. Von diesen waren aus Silber 11 Votive (Abb. 37) in
einer Größe zwischen 20 und 30 cm mit der Darstellung von
verschiedenen Gottheiten. Drei bronzene Gesichtsmasken
und ein Hinterhaupthelm aus Eisen und Bronze verbinden
den neuen Fund mit den Verwahrfunden von Straubing und
Eining und weisen auf eine militärische Komponente hin.
Die Votivbleche dagegen ebenso wie die 21 Bronze-
Statuetten, die 22 Bronze-Gefäße (Eimer, Krüge, Schalen,
Teller etc. und ein Weinsieb), eine Lampe, eine Schüssel
und verschiedene der Eisengegenstände weisen auf eine
gewisse Parallelität mit dem Dolichenus-Fund von Mauer
a. d. Uri hin. Es wird sich allem Anschein nach bei diesem
Weißenburger Fund um Gegenstände handeln, die zum gro-
ßen Teil aus einem Heiligtum, vielleicht sogar aus dem
Lager-Heiligtum des Kastells Biricianis, stammten.
Bei der Konservierung stellten sich an den Gesichtsmas-
ken bemerkenswerte Inschriften heraus, zeigte sich an den
Bronzefiguren eine erstaunliche Qualität und überraschte
die wiederholte Anordnung von kleineren Beifiguren zur
großen Statuette auf demselben Sockel. Als besonders be-
merkenswertes und qualitätvolles Beispiel sei eine Apoll-
Statuette (Gesamthöhe 26 cm) vorgestellt, bei der der Gott
seine Linke auf eine mit Drachenköpfen geschmückte Leier
stützt und als Sockel eine durchbrochene Säulen-Bogen-
Konstruktion von ganz besonderem Reiz Verwendung ge-
funden hat. Zwei Statuetten von Venus und eine von Juno
haben Arm- bzw. Fußbänder aus Goldblech, wohl ebenso
als Weihegabe, wie eine Merkurstatuette mit einem silber-
nen gedrehten Halsring und einem Silberhut geschmückt
ist (Abb. 66). Unter den Eisengegenständen ist das bemer-
kenswerteste Stück ein Klappstuhl mit Bronzebeschlägen.
Zu erwähnen sind weiter eine Kette mit Schloß, ein Dreifuß,
eine Schnellwaage mit Gewicht, ein Hufschuh neben weite-
ren Ketten, Beilen, Sägen, Bohrern und anderem.
Da solche Silbervotive von anderen Fundorten in das Ende
des 2. Jahrhunderts bzw. Anfang des 3. Jahrhunderts n.
Chr. zu datieren sind und die Parallelfunde ebenfalls im 3.
Jahrhundert in den Boden gekommen sind, muß auch die
Vergrabung des Fundes von Weißenburg im 3. Jahrhundert
erfolgt sein, wobei aus historischen Erwägungen nur das
zweite Drittel mit seinen Alamanneneinfällen in Frage
kommt. Später wird der Fund seinen Platz im „Römer-
museum Weißenburg" als einem staatlichen Zweigmu-
seum der Prähistorischen Staatssammlung finden. (hjk)
37 Weißenburg, Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen. Silber-
votiv an die Göttertrias Minerva, Merkur und Apollo.
Höhe 26,5 cm.
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Römischer Schatzfund von Weißenburg
(3. Jahrhundert n.Chr.)
Sicherlich der bedeutendste Zufallsfund der jüngsten Zeit
ist jener von Weißenburg i. Bay. In der Nähe des erst vor we-
nigen Jahren entdeckten und ergrabenen Römerbades war
Ende Oktober 1979 bei der Anlage eines Spargelbeetes ein
umfangreicher römischer Materialfund entdeckt und gebor-
gen worden. Wie so oft bei wichtigen Zufallsfunden schie-
nen es, in den Augen des Entdeckers, die Umstände nicht
zu erlauben, daß Denkmalpfleger oder Fach-Prähistoriker
herangezogen und abgewartet werden konnten. Deshalb
existiert über die Fundsituation keine fachkundige Fest-
stellung, so daß hierüber keine Aussage möglich ist. Es sol-
len die Gegenstände in zwei unmittelbar benachbarten
Gruppen, geschützt von Bronzegefäßen, im Boden gelegen
haben. Als jedenfalls wenig später die Außenstelle Nürn-
berg des Landesamtes für Denkmalpflege an der Fundstel-
le Nachuntersuchungen anstellte, konnte zwar zur Situa-
tion nichts mehr beobachtet, aber immerhin noch einiges
vom Finder Übersehene geborgen werden.
Durch vielerlei Hilfe gelang es, den Fund im April 1980 für
den Freistaat Bayern (Prähistorische Staatssammlung) zu
erwerben. Bei der Übernahme bestand der Fund aus 156
Objekten. Von diesen waren aus Silber 11 Votive (Abb. 37) in
einer Größe zwischen 20 und 30 cm mit der Darstellung von
verschiedenen Gottheiten. Drei bronzene Gesichtsmasken
und ein Hinterhaupthelm aus Eisen und Bronze verbinden
den neuen Fund mit den Verwahrfunden von Straubing und
Eining und weisen auf eine militärische Komponente hin.
Die Votivbleche dagegen ebenso wie die 21 Bronze-
Statuetten, die 22 Bronze-Gefäße (Eimer, Krüge, Schalen,
Teller etc. und ein Weinsieb), eine Lampe, eine Schüssel
und verschiedene der Eisengegenstände weisen auf eine
gewisse Parallelität mit dem Dolichenus-Fund von Mauer
a. d. Uri hin. Es wird sich allem Anschein nach bei diesem
Weißenburger Fund um Gegenstände handeln, die zum gro-
ßen Teil aus einem Heiligtum, vielleicht sogar aus dem
Lager-Heiligtum des Kastells Biricianis, stammten.
Bei der Konservierung stellten sich an den Gesichtsmas-
ken bemerkenswerte Inschriften heraus, zeigte sich an den
Bronzefiguren eine erstaunliche Qualität und überraschte
die wiederholte Anordnung von kleineren Beifiguren zur
großen Statuette auf demselben Sockel. Als besonders be-
merkenswertes und qualitätvolles Beispiel sei eine Apoll-
Statuette (Gesamthöhe 26 cm) vorgestellt, bei der der Gott
seine Linke auf eine mit Drachenköpfen geschmückte Leier
stützt und als Sockel eine durchbrochene Säulen-Bogen-
Konstruktion von ganz besonderem Reiz Verwendung ge-
funden hat. Zwei Statuetten von Venus und eine von Juno
haben Arm- bzw. Fußbänder aus Goldblech, wohl ebenso
als Weihegabe, wie eine Merkurstatuette mit einem silber-
nen gedrehten Halsring und einem Silberhut geschmückt
ist (Abb. 66). Unter den Eisengegenständen ist das bemer-
kenswerteste Stück ein Klappstuhl mit Bronzebeschlägen.
Zu erwähnen sind weiter eine Kette mit Schloß, ein Dreifuß,
eine Schnellwaage mit Gewicht, ein Hufschuh neben weite-
ren Ketten, Beilen, Sägen, Bohrern und anderem.
Da solche Silbervotive von anderen Fundorten in das Ende
des 2. Jahrhunderts bzw. Anfang des 3. Jahrhunderts n.
Chr. zu datieren sind und die Parallelfunde ebenfalls im 3.
Jahrhundert in den Boden gekommen sind, muß auch die
Vergrabung des Fundes von Weißenburg im 3. Jahrhundert
erfolgt sein, wobei aus historischen Erwägungen nur das
zweite Drittel mit seinen Alamanneneinfällen in Frage
kommt. Später wird der Fund seinen Platz im „Römer-
museum Weißenburg" als einem staatlichen Zweigmu-
seum der Prähistorischen Staatssammlung finden. (hjk)
37 Weißenburg, Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen. Silber-
votiv an die Göttertrias Minerva, Merkur und Apollo.
Höhe 26,5 cm.
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