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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Keller, Erwin [Oth.]
Kulturgeschichtlicher Führer durch die Jubiläumsausstellung im Mainfränkischen Museum Würzburg, Festung Marienberg, vom 11. Juni bis 6. November 1983 — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 17: München: Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, 1983

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74348#0070

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Vitrine 15
Figürliche Darstellungen der Hallstattzeit
Die der Hallstattzeit vorausgehenden Perioden der Bronze-
und Urnenfelderzeit kennen in Süddeutschland so gut wie
keine bildlichen oder figürlichen Darstellungen, weshalb
man annehmen darf, daß die Abbildung von Mensch und
Tier tabuisiert war. Einzige Ausnahme bildet das immer
wiederkehrende Motiv des Wasservogels, der oft im Zusam-
menhang mit einer stilisierten Sonnenscheibe begegnet.
Ein Weiterleben dieser Vorstellungen in der frühen Eisen-
zeit ist vor allen Dingen in Nordostbayern zu beobachten,
wo sich ein verstärktes Auftreten von Vogelbildern feststel-
len läßt. Dies erklärt sich aus der Zugehörigkeit dieses Rau-
mes zum Osthallstattkreis, während sich im nördlichen Un-
terfranken zudem Anlehnungen aus dem Gebiet der Lausitz
bemerkbar machen.

Im verbleibenden Bereich der Hallstattkultur wandelt sich
die Bilderfeindlichkeit unter den Einflüssen östlicher Rei-
terkulturen. In diesem Zusammenhang gewinnt das Pferde-
motiv eine besondere, weit über das Ornamentale hinaus-
gehende Bedeutung. Mensch und Tier werden sehr verein-
facht und in geometrischen Formen wiedergegeben (Abb.
29). Zwei mit der Spitze gegeneinander gestellte Dreiecke
stellen beispielsweise den Leib einer Frau dar, wobei einfa-
che Doppellinien Kopf, Arme und Beine andeuten. Auch die
Plastik ist stark abstrahiert (Abb. 30). Sie steht in großem
Gegensatz zur gleichzeitigen Kunst Griechenlands, der be-
reits eine ausgeprägte Dynamik innewohnt und damit auf
den kulturellen Abstand zwischen Hochkultur und Barbari-
kum hinweist. (wi)


29 Fischbach, Gde. Schirndorf, Lkr. Schwandorf. Inkru-
stierte Ritzzeichnung eines Leierspielers nach mittel-
meerischem Vorbild auf einem Grabgefäß der hall-
stattzeitlichen Nekropole.

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