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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 3.1969

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Nr. 1
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Petrová-Pleskotová, Anna: Príspevok k problematike maliarskej rodiny Zallingerocov
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https://doi.org/10.11588/diglit.31181#0061

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mente betrachten wir Andreas Zallinger ais Autor des
Altarbildes der Schenkwitzer Pfarrkirche aus dem Jahre
1783 — .,Die Hl. Anna unterrichtet die Jungfrau Maria".
Mit gewisser Reserve kann zum Oeuvre des Künstlers
auch das Portrait des Schemnitzer (Banská Stiavnica)
Kamergrafen Josef Colloredo gerechnet werden; dieses
Bild ist mit ,,Ant. Zallinger Pinx. 1791" signiert, doch
konnte bis jetzt seine Identität mit dem Maler Anton
Zallinger nicht eindeutig festgestellt werden; der Name
des letzteren erscheint im Jahre 1786 in Šamorín (Som-
merein) ; auch nicht mit dem gleichnamigen Maler, der im
Jahre 1783 das Bild ,,Der ungläubige Thomas mit
Christus" malte (dieses Bild befindet sich heute in
S zékesfehér vár - S tuhlweissenburg, Ilngarn ).
Mit der Jahreszahl 1798 sind von Andreas Zallinger
zwei Alterbilder der Trnavaer (Tyrnau) röm.kath.
Pfarrkirche signiert und datiert. Das Bild ,,Die Kom-
munion der Apostel", das schon früher in der Literatur
erwähnt wird, ist eine Variation der Komposition von
Maulbertsch's gleichnamiger Radierung, doch — wie es
scheint — haben beide Arbeiten ein gemeinsames Vorbild,
u. zw. eine Komposition G.B. Pittoni's. Das bis jetzt
unbeachtet gebliebene Pendantbild des Hl. Johann von
Nepomuk erinnert uns mit seiner Gestaltung wieder an
einige Maulbertsch'e Kompositionen. Eine genaue kompo-
sitonelle Replik Maulbertsch's Studie zum Bild des
Hl. Johann von Nepomuk in České Budějovice (heute in
den Sammlungen Wadsworth Athenea in Hartford)
ist Zallinger's Bild aus der röm.kath. Kirche in Závadka.
Der Werkstätte Andreas Zallinger's attribuieren wir eine
weitere, dem Kult des Hl. Johann von Nepomuk gewid-
mete Komposition, u.zw. das Bild des Seitenaltars
der gewesenen Trinitarier- (jetzt Jesuiten) -Kirche in
Trnava; es ist dies ein Werk schwächerer künstlerischer
Qualität, welches vielleicht schon unter der Mitwirkung
des Sohnes des Künstlers, Anton, entstand.
Wir glauben, dass gleichzeitig mit dem Bild des Hl.
Johann von Nepomuk der Trnavaer Pfarrkirche auch ein
kleineres Bild, die Heltigen Peter und Paul darstellend,
entstand; es befindet sich auf der Mensa desselben
Altars. Die letzte bekannte Arbeit des Künstlers ist die
Komposition ,,Die Hl. Anna unterrichtet die Jungfrau
Maria"; sie ist aus dem Jahr 1801 datiert und befindet
sich derzeit in der Städtischen Galerie in Bratislava.
Die Anfänge der Tätigkeit Andreas Zallingers in der
Slowakei bilden nach wie vor den Gegenstand von
Vermutungen. Ungeklärt bleibt vorderhand besonders
die Tätigkeit des Künstlers auf dem Gebiete der Wand-
malerei. Während die Annahme einer Mitarbeit Andreas
Zallingers an der Realisierung der Maulbertsch' sehen
Freske im Primatialpalast von Bratislava als berechtigt
erscheint, wird die Attribution der lineareren, an manchen
Stellen fast unmalerisch traktierten Fresken der Bratisla-
vaer Kapelle Corporis Christi und der Kuppel des Bra-

tislavaer Aspremont-Palais auch weiterhin in Frage
gestellt.
Im Lichte seiner bis jetzt festgestellten, bezw. ihm
lediglich hypothetisch zugeschriebenen Arbeiten erscheint
Andreas Zallinger als ein bescheidener, weniger talentierter
Epigone und Nachfolger F. A. Maulbertsch's, der sich
von seinem Lehrer seine bewährten kompositioneilen
Schemata und Lösungen ,,ausleiht". Ebenso übernimmt
er aus dem reichen Vorrat der Maulbertsch'schen Ge-
stalten einige Heiligentypen. Die Genealogie dieser
Kompositionen und Typen führt manchmal sogar bis zu
den Beispielen des frühen venezianischen Settecento.
Andreas Zallinger knüpft insbesondere an Maulbertsch's
Arbeiten vom Ende der fünfziger und aus den sechziger
Jahren des 18. Jahrhunderts an, doch während Maul-
bertsch's Schaffen in dieser Periode den Geist des freu-
digen, in bezug auf Form und Farben mit virtuoser
Leichtigkeit verspielten Rokoko wiederspiegelt, geht in
Zallinger's Epigonenausdruck diese Leichtigkeit und
Bravourösität verloren. In seinem Kolorit kommen in
einer robusteren Form einige Merkmale der älteren
barocken Stilwelle zum Vorschein. Trotz gewisser
Anzeichen, die darauf hinweisen, dass Andreas Zallinger
den Beitrag Maulbertsch's zur mitteleuropäischen Ma-
lerei nicht bereichert, sondern eher passiv daraus schöpft
und ihn zerkleinert, kann gesagt werden, dass seine
Arbeiten ein interessantes Ausklingen der Maulbertsch'
sehen Traditionen im slowakischen Milieu darstellen. Sie
werden in die breitere austro-italisierende Tendenz
eingereiht, die noch gegen Ende des 18. Jh. einen starken
Widerstand gegen den Druck des Klassizismus leistete
und die Lebensdauer der bis dahin applizierten Licht-
und koloristischen Ausdruckmittel der Malerei ver-
längerte.
Die zuletzt vorgenommenen archivalen Forschungen
haben Angaben bezüglich weiterer Mitglieder der Zallin-
ger-Familie zum Vorschein gebracht. Unter ihnen befindet:
sich vor allem der Sohn des Künstlers, Anton Franz
(geb. 2. 1. 1780 in Bratislava, gest. 9. 1. 1846 in Banská
Bystrica), ein Maler und Restaurator, der höchstwahr-
scheinlich in der Werkstätte seines Vaters auslernte und
später in Banská Bystrica tätig war; weiter Václav
(Wenzel) Zallinger, ebenfalls Maler, dessen Name in
den Steuerbüchern von Bratislava in den Jahren 1829—
1843 vorkommt.
Die Forschungsarbeiten bezüglich der Zallinger-Fa-
milie sind noch nicht definitiv abgeschlossen. Die lang-
jährige, sich auf mehrere Generationen erstreckende
Tätigkeit der Zallingers lässt annehmen, dass weitere
Arbeiten auftauchen werden, auf Grund derer es möglich
sein wird, die Position und Bedeutung dieser Maler-
familie im slowakischen künstlerischen Milieu zu Ende
des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch genauer
zu beleuchten.

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