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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 3.1969

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Nr. 2
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Mojžišová, Iva: Die Kunstgewerbeschule in Bratislava 1928 - 1938
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https://doi.org/10.11588/diglit.31181#0217

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Die Abteilung /Jr die im Jahre
1931 durch Jaromír Funke gegründet, ab 1935
voii František Kožehuba und schliesslich von
Karol Plicka geleitet wurde, konzentrierte sich
auf die Reklame-Photographie, Photomontage,
Reportage- und Portrait-Photographie.
Die Abteilung für AcrunhA leitete von ihrer
Gründung an, im Jahre 1931 Julia Kováčiková-
Horová und orientierte sich auf Gebrauchs Ke-
ramik, auf Gartenkeramik und Kleinplastiken.
Die Abteilung für leitete Ferdi-
nand Hrozinka. Die Abteilung besuchten Mö-
belentwerfer, Tischler, Tapezierer oder Schnitzer,
die hier die Regeln der modernen Möbelproduktion
und der Innenarchitektur überhaupt kennenlern-
ten.
Die Abteilung für entstand
erst im Jahre 1934 nnd wurde von František
Tröster geleitet. Es war eine Schule der Metall-
Kleinindustrie, Beleuchtungskörper, Metallmöbel,
Metallgalanterie und Reklame-Klemperei.
Zu den Besonderheiten der Schule zählten die
AfN.Jer-Aar.se für Zeichnen, Malen, Modellieren
und Weben, die bereits im Jahre 1929 eröffnet
wurden und am längsten von Fulla, Galanda,
Horová und Malý geleitet wurden.
Woraus ergab sich die innere Konzeption der
Schule?
Die Änderungen der Lebensverhältnisse, welche
durch den Krieg und den gesellschaftlichen Um-
sturz vertieft wurden, bedeuteten für das Europa
der Zwanziger] ahre den Höhepunkt der modernen
Revolution in der Kunst. Die neuentstandenen
Gegebenheiten sozialer und materieller Art ge-
statteten dem Kunstschaffen unter dem Banner der
Architektur eine Rückkehr ins gesellschaftliche
Leben.
Die geistigen Voraussetzungen dieser Ent-
wicklung wurzelten dabei noch tief im 19. Jahr-
hundert, ja sogar schon die Französische Revolu-
tion, die selbst zum Grabmal des letzten wirklichen
Stils — des Barocks wurde, bewog Novalis zum
Aufruf nach Erneuerung der Stileinheit nach Art
der mittelalterlichen Kathedralen. Es war kein
Zufall, dass die Äusserungen des Wunsches einer
Synthese der Bildenden Künste in einem Atemzug
einerseits mit dem sozialen Protest und anderer-
seits mit der Kriegserklärung an die Akademien,
oder später mit dem Durchsetzen von Schulen
neuen Typs verkündet wurden. Sowohl der na-

zarenische Lukas-Bund als auch die englischen
Praeraffaeliten, ja sogar noch die Begründer der
,,Brücke" verliessen manifestartig die Akademien.
Die ästhetisch-soziale Synthese von Ruskin und
Morris fand dann ein direktes Echo in der Gründung
der Schulen für Kunstgewerbe, in kunstgewerbli-
chen Museen, Fachassoziationen wie auch in der
Veranstaltung grosser synthetischer Ausstellun-
gen und mündete als gesamteuropäische Bewegung
in das Fin de Siede.
Eine jener Städte, die als erste Bedingungen für
die Entfaltung der Gebrauchskunst zu schaffen
begann, war Prag. Schon im Jahre 1885 entstand
hier gleichzeitig mit dem Kunstgewerblichen
Museum die Schule für Kunstgewerbe. Solch eine,
noch auf Grund kaiserlichen Beschlusses gegründe-
te Lehranstalt konnte jedoch nicht in ihrer Gänze
mit der Zeit Schritt halten und gestaltete sich mit
der Zeit zu einer Akademie für Gebrauchskunst.
Die Kunstgewerbeschule in Bratislava war mit
der prager Schule nur durch die Personen ihrer
Lehrer verbunden, die zum Grossteil ihre jüngsten
Absolventen waren. Sie selbst entsprang bereits
einer ganz anderen Atmosphäre.
Wenn die romantische Ruskin-Morris'sche Idee
geradewegs über Van de Velde's und Muthcsius'
Werkbund bis ins Weimarer Bauhaus einmündete,
hatte bereits die Integrierung der Technik ihr
romantisches Zeitalter — das Maschinenzeitalter
hinter sich. Jetzt erregte die Maschine nicht mehr
durch ihre Konstruktion, Geschwindigkeit oder
Kraft, sondern nur mehr durch ihr Wesentlichstes
— durch ihre Funktion. Die maximale Leistungs-
fähigkeit der Maschine erfordert eine Form, die
am vollkommensten ihrer mechanischen Aufgabe
entspricht. Diese Erkenntnis enthällte die ent-
scheidende Bedeutung der Funktion für die Form
des Gegenstandes und unter ihrem Wahrzeichen
standen die europäischen Zwanzigerjahre.
Bratislava, die Stadt jugendlicher Ambitionen,
empfand, wenn auch verspätet, die neuen ge-
danklichen Strömungen. Das geistige Milieu, das
hier entstand, sah verheissungsvoll aus. Auf das
Verständnis ihrer Chancen und auch Hemmungen
baute Vydra seinen Plan, der die Vorbereitung
einer grossen internationalen Lehranstalt vorsah,
zu der sich später noch eine Dramatische und
Musikschule, ein Theater und ein Konzcrtsaal
gesellen sollte, wie dies schon in des fertige archi-
tektonische Projekt F. Tröster's aufgenommen war.
 
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