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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 3.1969

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Nr. 2
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Andrä, Erwin: Die Auswirkungen des Bauhauses in der DDR
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https://doi.org/10.11588/diglit.31181#0337

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und sich mit der Erfüllung dieser Maxime im
Dienste der Gesellschaft zu stellen. Weiterhin
werten wir sehr hoch die erfolgreichen Bemühun-
gen den. alten akademischen Geist zu überwinden,
um ein neues Lehrer-Schülerverhältnis zn finden
und daß versucht wurde, den Zusammenhang
aller Künste, darunter die Architektur, herzustel-
len.
Uns ist heute bewußt, daß viele dieser guten
und klugen Ideen an der Gesellschaftsordnung des
damaligen deutschen Staates scheitern mußten,
denn die fortschrittlichsten Geister des Bauhauses
waren mit ihren Gedanken der gesellschaftlichen
Entwicklung weit voraus, ihre Gedanken mnßten
daher vielen Leuten als utopisch erscheinen.
Die von mir dargelegten Wesensmerkmale der
Idee des Bauhauses, die hier sicher nicht erschöp-
fend dargestellt und nmfassend dargelegt wurden,
sind in unserer Gesellschaftsordnung anwendbar
und sind ihr, meine ich, auch gemäß. Denn ihre
Verwirklichung sind nur unter den bei uns ve-
ränderten Produktionsverhältnissen und dem Auf-
bau unserer neuen humanistischen Gesellschaft
möglich.
Herr Doktor Wingler erklärte in seinen Aus-
führungen, daß einzelne Entwicklungsetappen
des Bauhauses verschieden akzentiert waren.
Er sagte, daß es am Bauhaus erst eine Gemein-
schaft der Schaffenden gab, die durch die Ge-
meinschaft der Konsumenten abgelöst wnrde,
bis Mies van der Rohe die Qualität zum obersten
Prinzip erhob. Ich möchte meinen, daß für uns
diese drei Kriterien verschiedene Seiten ein und
derselben Sache sind, dialektisch mit anderen
Kriterien eine Einheit bilden und unabdingbarer
Bestandteil jeder Überlegung um die Ausbildung
sein müssen. Wir haben sie deshalb auch zur
Grundlage unserer Konzeption gemacht.
Nun einiges zu unserer Hochschule, damit sie
wissen, mit wem Sie es zu tun haben.
Unsere Hochschule liegt in Halle, mitten in
einem großen Industriegebiete, dam Chemie-
zentrum unserer Deutschen Demokratischen Re-
publik. Wir hatten vor 5 Jahren 110 Studenten,
haben jetzt 180 und 20 Fernstudenten und werden
1970 250 Direkstudenten und 80 Fernstudenten
haben; davon bekommen ca. 95% ausreichende
Stipendien. Wir haben zur Zeit 36 Lehrkräfte und
Assistenten und Oberassistenten und eine Reihe
von Lehrbeauftragten aus der Industrie und aus

wissenschaftlichen und technischen Institutionen.
Wir kooperieren in einigen wissenschaftlichen
Disziplinen mit der Mart.in-Luther-Universität
in Halle und der Technische Hochschule Halle-
Merseburg. Zur Erfüllung von Forschungs- und
Entwicklungsarbeiten stehen uns ca. 30 künst-
lerisch-wissenschaftliche Mitarbeiter in diesem
Bereich zur Verfügung. Wir haben insgesamt 130
Beschäftigte. Unsere Hochschule hat Verträge
mit großen Industriebetrieben und Vereinigungen
Volkseigener Betriebe. Wir haben weiterhin 6
Betriebe aus dem Konsumgüterbereich der Hoch-
schule direkt angeschlossen, die mir als Rektor
der Hochschule genau so unterstehen wie alle
anderen Mitarbeiter. Diese Betriebe haben zn-
sammen ca. 800 Beschäftigte und bringen eine
Produktion von 20 Millionen M jährlich. Aus For-
schungs- und Entwicklungsvorhaben finanziert
unsere Hochschule ca. ein Drittel des Gesamt-
haushaltes. Mir scheint dies wichtig, weil auch am
Bauhaus gerade die Wege der Finanzierung und
der ökonomischen Durchdringung von Lehre
und Entwicklung eine wichtige Rolle spielten.
Ich sagte eingangs, daß es wichtig ist, daß
jeder Ausbildung eine klare Idee oder geistige
Konzeption zugrunde liegen muß. Unsere Idee
und geistige Konzeption ist der Aufbau einer
sozialistischen Gesellschaftsformation in unserer
Republik. Aus dieser geistigen Konzeption ergeben
sich alle anderen Schlußfolgerungen für die Lehre,
für die Forschung und Entwicklung, sowohl für den
Aufbau und die Struktur, wie auch für alle anderen
Probleme die mit der Ausbitdung Zusammen-
hängen. Ich glaube, daß einer solchen Idee nur
eine komplexe Umweltgestaltung gerecht wird.
Wir haben deshalb unsere Hochschule auch von
diesem Gesichtspunkt aus formiert, haben alte,
materialbedingte Ausbildungsrichtungen abgebaut
und die Struktur entsprechend den Anwendungs-
bereichen konzipiert.
So haben wir eine Sektion für die Gestaltung
der Arbeitsumwelt und der Arbeitsmittel gebildet.
Eine Sektion Gestaltung im Bereich des Wohnens,
der Bildung und Erholung, dazu aus der Tradition
unserer Hochschule heraus ein Institut für Werk-
kunst, das unmittelbar zur Umweltgestaltung
gehört. Als weiteres Element haben wir ein
Institut für Gestaltung im Bereich des industriali-
sierten Bauens projektiert. Es ist verständlich, da
wir entsprechende Werkstätten neben unseren

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