136
Männlichkeit in seinem Charakter verband, zwei Eigenschaften, welchen
die Damen am wenigsten widerstehen. Es war Graf Herrmann von
Sulz, der östreichische Landvogt in den vordem Landen. Schon diese
Stellung mußte ibn empfehlen; aber er stammte auch aus einem der älte-
sten und vornehmsten Geschlechter von Schwaben. Seine Väter verwal-
teten einst die große Grafschaft der Baar, und nachdem sie dieses Amt zu
Gunsten des Hauses Fürftenberg dem Reiche anheim gegeben, verlieh ihnen
der Kaiser die erbliche Präsidentenwürde des Hofgerichts zu Rothweil. Durch
ibre Freigebigkeit gegen die Klöster, ihre Fehden und Theilungen war der
sulzische Neichtbum freilich sehr geschwächt worden, Hermann indessen
hatte diesen Verlust ziemlich wieder ersezt durch eine Reihe neuer Beleh-
nungen und Pfandschaften. Der Graf besaß das Geschik, sich überall ein-
flußreich zu machen; bei dem Herzog von Oestreich genoß er das ganze
Vertrauen eines Günstlings. In seiner Amtsverwaltung war er streng,
in Streitigkeiten leidenschaftlich und gewaltthätig, überhaupt ein stolzer,
aristokratischer Herr im Geiste des damaligen Adels.
Dieser Graf Hermann warb bei der habsburgischen Wittwe um
Ursula's Hand — aber nicht für sich, sondern für seinen Sohn Rudolf.
Frau Neza(3) mochte sich geschmeichelt fühlen, ihre Tochter so vortheil-
haft zu verbinden; die Sache entschied sich schnell — schon am Sankt Ul-
richstag vierzehnhundert und acht, kaum zwei Monate nach dem Hingange
Graf Johanns, wurden die Ehepakten besiegelt. Sie sczten fest, daß nach
zwei Iabren die wirkliche Vermählung der Brautleute geschehen, dadurch
von Ehercchts wegen die Grafschaft des Klekgaues, wie die Herrschaften
Rothenburg und Krenkingcn an Graf Rudolf übergehen, die Wittwe
Mutter aber die Burg Balm mit ihrer Zugehör als Leibgeding erhalten
soll. Die zwei Jahre verflossen und Ursula wurde die Gemahlin Graf
Nudolfs. Ihre Ehe war fruchtbar — aus dem Habsburgisch -sulzischen
Blut gieng ein neues Geschlecht klekgauischer Landgrafen hervor.
Em Punkt aber, welchen jene Ehepakten mit Stillschweigen übergan-
gen, führte bald zu Zerwürfnissen, welche in ihrem Verfolge Vieles dazu
beitrugen, das Glük der sulzischen Familie zu untergraben. Die rh ein-
auische Schirmvogtci war dieser Punkt. Graf Hermann hielt
seinen Sohn als Erben von Habsburg-Laufenburg für hinlänglich berech-
tigt, dieses Amt anzusprechen; das Gotteshaus dagegen übertrug es dem
Herzog von Oesterreich. Damit war den Grafen ein arger Streich ge-
G) n es von Landenberg , die Wittwe Graf Johanns, welche bei ihrer Heirath
vom Kaiser hatte müssen priviligirt werden, weil ihr Geschlecht nur ein rit-
termä'ßiges war.
Männlichkeit in seinem Charakter verband, zwei Eigenschaften, welchen
die Damen am wenigsten widerstehen. Es war Graf Herrmann von
Sulz, der östreichische Landvogt in den vordem Landen. Schon diese
Stellung mußte ibn empfehlen; aber er stammte auch aus einem der älte-
sten und vornehmsten Geschlechter von Schwaben. Seine Väter verwal-
teten einst die große Grafschaft der Baar, und nachdem sie dieses Amt zu
Gunsten des Hauses Fürftenberg dem Reiche anheim gegeben, verlieh ihnen
der Kaiser die erbliche Präsidentenwürde des Hofgerichts zu Rothweil. Durch
ibre Freigebigkeit gegen die Klöster, ihre Fehden und Theilungen war der
sulzische Neichtbum freilich sehr geschwächt worden, Hermann indessen
hatte diesen Verlust ziemlich wieder ersezt durch eine Reihe neuer Beleh-
nungen und Pfandschaften. Der Graf besaß das Geschik, sich überall ein-
flußreich zu machen; bei dem Herzog von Oestreich genoß er das ganze
Vertrauen eines Günstlings. In seiner Amtsverwaltung war er streng,
in Streitigkeiten leidenschaftlich und gewaltthätig, überhaupt ein stolzer,
aristokratischer Herr im Geiste des damaligen Adels.
Dieser Graf Hermann warb bei der habsburgischen Wittwe um
Ursula's Hand — aber nicht für sich, sondern für seinen Sohn Rudolf.
Frau Neza(3) mochte sich geschmeichelt fühlen, ihre Tochter so vortheil-
haft zu verbinden; die Sache entschied sich schnell — schon am Sankt Ul-
richstag vierzehnhundert und acht, kaum zwei Monate nach dem Hingange
Graf Johanns, wurden die Ehepakten besiegelt. Sie sczten fest, daß nach
zwei Iabren die wirkliche Vermählung der Brautleute geschehen, dadurch
von Ehercchts wegen die Grafschaft des Klekgaues, wie die Herrschaften
Rothenburg und Krenkingcn an Graf Rudolf übergehen, die Wittwe
Mutter aber die Burg Balm mit ihrer Zugehör als Leibgeding erhalten
soll. Die zwei Jahre verflossen und Ursula wurde die Gemahlin Graf
Nudolfs. Ihre Ehe war fruchtbar — aus dem Habsburgisch -sulzischen
Blut gieng ein neues Geschlecht klekgauischer Landgrafen hervor.
Em Punkt aber, welchen jene Ehepakten mit Stillschweigen übergan-
gen, führte bald zu Zerwürfnissen, welche in ihrem Verfolge Vieles dazu
beitrugen, das Glük der sulzischen Familie zu untergraben. Die rh ein-
auische Schirmvogtci war dieser Punkt. Graf Hermann hielt
seinen Sohn als Erben von Habsburg-Laufenburg für hinlänglich berech-
tigt, dieses Amt anzusprechen; das Gotteshaus dagegen übertrug es dem
Herzog von Oesterreich. Damit war den Grafen ein arger Streich ge-
G) n es von Landenberg , die Wittwe Graf Johanns, welche bei ihrer Heirath
vom Kaiser hatte müssen priviligirt werden, weil ihr Geschlecht nur ein rit-
termä'ßiges war.