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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 23.1967

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Gerhardt, Kurt: Alexander Ecker und der urgeschichtliche Mensch: Eine Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.44899#0216

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Kurt Gerhardt

stammt, welche auch Oken lehrte, und daß die im Jahre 1828 erfolgte Gründung der
Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte Okens Leistung war (Max Pfannen-
stiel 1951).
Ich möchte nur andeutend darauf hinweisen, welche Prägungen Ecker während seiner
Prosektorenzeit zwischen 1841 und 1844 in Heidelberg bei Friedrich Tiedemann und
anschließend in Basel, wo er von 1844 bis zum Frühjahr 1850 Professor für Anatomie
und Physiologie war, empfing oder empfangen haben dürfte. Es sind hier Begegnungen
geschehen, die wir vergeblich mit einer kausalgeschichtlichen Sichtweise begründen kön-
nen, die vielmehr in gleichsam surrealistischen Vollzügen eintraten, allerdings nicht
verfremdend wirkten, sondern — ganz im Gegenteil — die Vielfältigkeiten der wissen-
schaftlichen Persönlichkeit Eckers zu aktivieren vermochten. So wäre von Tiedemann zu
sagen, daß er sich in der Schädellehre Galls gut auskannte: Ecker hat später Wesentliches
über das Hirn erarbeitet; 1833 beschrieb Tiedemann einen von Pentland nach Paris
gebrachten künstlich deformierten altperuanischen Schädel, die prachtvolle beigegebene
Lithographie des Schädels hat Ecker sicherlich betrachtet, nicht ahnend, daß er selbst im
Jahre 1866 den ersten aus deutschem Boden ergrabenen artifiziell umgeformten Schädel,
gefunden in einem fränkischen (?) Reihengrabe bei Niederolm, publizieren würde.
Die bisher veröffentlichten biographischen Belege lassen leider das Verhältnis Eckers zu
Karl Wilhelmi (geb. 1786) völlig unklar; ich konnte nicht feststellen, ob Ecker jemals mit
diesem „Begründer der Altertumsforschung in Süddeutschland“ (Ernst Wahle 1933)
persönlich zusammengetroffen ist. Ecker selbst erwähnt in seinem biographischen Büch-
lein aus dem „Altenstübli“ (1886) nichts von dem ungewöhnlichen Manne, aber diese
kleine Chronik ist offensichtlich lückenhaft. Ein Zusammentreffen hätte ohne weiteres
während der Heidelberger Jahre Eckers stattfinden können, und zwar in den Häusern
seines Chefs Tiedemann und anderer Professoren, von welchen einige der seit 1830 be-
stehenden „Sinsheimer Gesellschaft“, deren Geist und Seele Wilhelmi war, angehörten.
Tiedemann hatte die menschlichen Gebeine der von Wilhelmi ausgegrabenen und publi-
zierten Sinsheimer Hügel bestimmt: bekanntlich liest man — schon aus Selbsterhaltungs-
trieb — die Publikationen seines Chefs; Ecker wird dies auch getan haben, und da Tiede-
manns Ausführungen inWilhelmis „Beschreibung der vierzehen alten Deutschen Todten-
hügeln etc“ (1830) standen, dürfte Ecker dieses köstliche, universalen Geist atmende
Werk bei dieser Gelegenheit kennengelernt haben. Aber Ecker könnte auch schon lange
vor seinem Antritt in Heidelberg (1841), sogar bereits in Freiburg, einen Hinweis auf
Wilhelmi erhalten haben: Heinrich Schreiber und Carl v. Rotteck, der Vater von Eckers
Jugendfreund Julius v. Rotteck, waren Mitglieder der Sinsheimer Gesellschaft. Viel
später beschäftigte sich Ecker mit Sicherheit, nämlich während seiner Studien zu den
„Crania Germaniae“ mit den Veröffentlichungen Wilhelmis: mehrere der von Wilhelmi
ausgegrabenen Schädel aus den Sinsheimer und Wiesenthaler Hügeln gelangten aus den
Heidelberger und Karlsruher Sammlungen in Eckers Hand und durch sie in die „Crania“.
Sowohl in diesem Werk als auch im handschriftlichen Urkatalog der Ecker-Sammlung
sind die diesbezüglichen Monographien Wilhelmis zitiert. Allerdings wäre es zu dieser
Zeit für eine persönliche Begegnung zwischen Wilhelmi mit Ecker zu spät gewesen:
Wilhelmi starb im Jahre 1857; und erst in diesem Jahre begann Eckers eigentliches
anthropologisches Schaffen.
 
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