Wien vom i8. November. Morgen soll hier eine 1
stit längerer Zeit nicht geschehene Feierlichkeit Statt
haben, indem nämlich einige vo.n des russischen Kai- !
fers Majestät ernannte Maltheser Ordensritter, wäh-
rend eines in der Metropolitankirche abgesungenen Hoch-
amtes von Sr. Exzellenz dem Maltheser Großprior
in den östreichischen Erdstaaten, Hrn. Grafen Joseph
von Kolloredo, den Ritterschlag erhalten werden.
Man will wissen, daß sich m Klagenfurt unlängst
eben zur Zeit, als der Obereinnehmer dssiger Banko-
kasse, wegen seiner vierjährigen treuen Dienste, den
Titel eines k. Raths erhielt, ein Kassadefizit entdekt
habe. So sehr sowohl die Hof- als Landerstellen von
der Rechtschaffenheit und Unschuld desObeceinnehmers
überzeugt waren, so mußte doch, des Beispiels wegen,
eine Untersuchung angeordnet, und dem Qberdeamten
Stadtarrest gegeben werden. Und man befürchtete
wirklich, daß die Kassazion nachfolgen würde. Auf
einmal machte man bei der hiesigen k. k. vereinigten
Hofstelle die Entdekkung, daß die abgängige Summe
zweimal in Empfang gestellet worden seye. Der ober-
ste Hofkanzler, GrafLazanzky, machte diese Entdekkung
der eben hier anwesenden Tochter des Obereinnehmers
durch ein Billet aus dec Rathssizzung bekannt, welches
dieselbe ihrem Vater sogleich durch Estaffette zuschikte.
Man glaubt, daß der gute Alte, der sich alle Rechnungs-
dienste für die Zukunft verbeten hat, als k. k. Hofcath
werde jubelirt werden. Dem Vernehmen nach sollen
dieser Tagen gegen zoStaats- und andere Verbrecher
nach den Festungen zu Grätz, Brünn und Munkatsch
in Verwahrung abgeführt worden seyn.
Bat a a i e n.
Die öffentlichen Blätter im Haag haben bekannt ge-
macht, daß es nicht wahr seye, wie gesagt wurde, daß
die neue batavische Regierung den Befehl ertheilt habe,
stch in den öffentlichen Akren der Uiberschrlft: Freiheit,
Gleichheit, Bruderliebe: nicht mehr zu bedienen..
Haag vom 19. November. Der gesezgebende Kör-
per hat in einer seiner lezten Sizzungen ein Gesez ange-
nommen, wodurch die Verordnung der Generalstaaten
vom 27. März 1795 gegen die Ausfuhr der Schiffsbau-
materialien, so wie auch der Beschluß des Direktoriums,
vom 2z. Okt. 1798 , wonach kein in Großbrittanien
geladenes Schiff in den Häfen der Republik eingelassen
werden M, aufgehoben werden.
Erne Summe, welche vermöge eines der geheimen
Artikel der Konvenzion vom 29. August zu Ausglei-
chung der Ansprüche der verschiedenen aus Holland ab-
ziehenden Korps an den General Augereau bezahlt
werden soll, beträgt eine Million.
England.
Ein junger Edelmann, Sir Henri Brawne Hayes,
war vor kurzem, wegen Entführung eines Frauenzim-
mers, zum Tode verurtheilt worden; der König hat
aber die Todesstrafe in eins ewige Landesverweisung
verwandelt, und vor ohngefähr 14 Tagen ist der Un-
gleiche aus seinem Gefängnisse zu Schiffe gebracht
worden, um nach Botany-Bay transportirt L« werden-
Beschluß der Parlamentsverhandlungen vom z. und
4. Nov. Wir endigen diese Auszüge mit einigen Stel-
len aus der Rede des Ministers Addmgton, der am
4. d. im Unterhause zulezt sprach. „Einige ehrenwer-
the Mitglieder, sagte er, haben sich zwar sehr schmei-
chelhaft für und über mich geäußert, jedoch gegen den
Frieden gesprochen, besonders aus dem Grunde, weil
er die Umtriebe der Jakobiner begünstigen würde. Was
wird aber eins derselben denken, wenn ich ihm sage,
daß.der Frieden ein Donnerschlag für die vereinigten
Irländer gewesen ist? Was wird mein ehrenwerther
Freund (Windham) denken, wenn ich ihm sage, daß
Englands und Irlands Jakobiner, wie er, Klaglieder
anstimmen? Sehr ehrenwecthe Mitglieder haben in
der That gezeigt, daß sie, frei von dem Zwange ihrer
ehemals bekleideten Stellen, eine mit ihrem vorherigen
Betragen sehr wenig übereinstimmende Sprache führen
' konnten. Mein Freund (Windham) hat mit einer Ui-
berfülle von Aufrichtigkeit gesagt, daß der Frieden mit
Frankreich unmöglich seye, solange Frankreich seine
Sitten nicht geändert habe. Also nicht mehr für poli-
tische Systeme und Länderbesiz sollen wir unS schlagen,
sondern für eine Sittenserbesserung? Man behauptet,
daß unsere Hilfsquellen unerschöpflich sind, und ich be-
haupte, daß eben, um dieselben zu erhalten, wie sie
sind, und im Stand zu bleiben, einen kräftigen Wider-
stand zu thun, wenn wir eines TagS den Krieg wieder
anfangen müßten, die Minister zum Frieden gerathrn
haben; ich setze hinzu, daß es den Urhebern und Ver-
theidigern der Negozwzionen von Lille nicht gut ansteht,
die vorliegenden Präliminarien zu verwerfen, und daß,
wenn es auch strafbar seyn sollte, Frieden mit der Re-
publik zu machen, sie doch dieses nicht sagen dürfen.
Unsere Konkurrenz mit Frankreich darf von nun an
nicht mehr feindlich seyn ; sie muß sich auf Handel und
Künste beschränken. Für Männer vnn Energie können
unsere Aussichten durchaus nichts Furcht erwekkendeS
haben.
London vom 14. November. Die Konvenzisn
zwischen dem Kaiser von Rußland, welche man gestern
im Parlamente diskutirts, wurde, nach langen De-
batten , mit einer großen Mehrheit gutgeheissen. Die-
semnach beschloß jede Kammer, Ihrs kaiferl. Majestät
eine Beistimmungs-Adreffe zu präsentiren. Lord Green-
ville, in dem Oberhause, und Lord Temple, in dem Un-
terhause, hatten lange Reden dagegen gehalten, und
ihre Adhäsion verweigert.
Lord Karysford ist gestern von Berlin zurükgekom«
men, wo er wahrscheinlich durch Herrn Wickham ersezt
werden wird.
Der König von Preussen unterhandelt einen Kom-
merztraktat mit unserm Hofe; vermittelst desselben soll
die Einfuhr der englischen Waaren in die preussischen
Staaten erlaubt seyn. ,
Vorige Woche wurde zu Limerik von den Schulern
eine Komödie gespielt. Mehr als 200 Zuschauer dräng-
ten sich in den Saal; Aeltern, Geschwister, Verwandte,
Fttunde» Plötzlich kracht es, und der BodendeöSaals,
stit längerer Zeit nicht geschehene Feierlichkeit Statt
haben, indem nämlich einige vo.n des russischen Kai- !
fers Majestät ernannte Maltheser Ordensritter, wäh-
rend eines in der Metropolitankirche abgesungenen Hoch-
amtes von Sr. Exzellenz dem Maltheser Großprior
in den östreichischen Erdstaaten, Hrn. Grafen Joseph
von Kolloredo, den Ritterschlag erhalten werden.
Man will wissen, daß sich m Klagenfurt unlängst
eben zur Zeit, als der Obereinnehmer dssiger Banko-
kasse, wegen seiner vierjährigen treuen Dienste, den
Titel eines k. Raths erhielt, ein Kassadefizit entdekt
habe. So sehr sowohl die Hof- als Landerstellen von
der Rechtschaffenheit und Unschuld desObeceinnehmers
überzeugt waren, so mußte doch, des Beispiels wegen,
eine Untersuchung angeordnet, und dem Qberdeamten
Stadtarrest gegeben werden. Und man befürchtete
wirklich, daß die Kassazion nachfolgen würde. Auf
einmal machte man bei der hiesigen k. k. vereinigten
Hofstelle die Entdekkung, daß die abgängige Summe
zweimal in Empfang gestellet worden seye. Der ober-
ste Hofkanzler, GrafLazanzky, machte diese Entdekkung
der eben hier anwesenden Tochter des Obereinnehmers
durch ein Billet aus dec Rathssizzung bekannt, welches
dieselbe ihrem Vater sogleich durch Estaffette zuschikte.
Man glaubt, daß der gute Alte, der sich alle Rechnungs-
dienste für die Zukunft verbeten hat, als k. k. Hofcath
werde jubelirt werden. Dem Vernehmen nach sollen
dieser Tagen gegen zoStaats- und andere Verbrecher
nach den Festungen zu Grätz, Brünn und Munkatsch
in Verwahrung abgeführt worden seyn.
Bat a a i e n.
Die öffentlichen Blätter im Haag haben bekannt ge-
macht, daß es nicht wahr seye, wie gesagt wurde, daß
die neue batavische Regierung den Befehl ertheilt habe,
stch in den öffentlichen Akren der Uiberschrlft: Freiheit,
Gleichheit, Bruderliebe: nicht mehr zu bedienen..
Haag vom 19. November. Der gesezgebende Kör-
per hat in einer seiner lezten Sizzungen ein Gesez ange-
nommen, wodurch die Verordnung der Generalstaaten
vom 27. März 1795 gegen die Ausfuhr der Schiffsbau-
materialien, so wie auch der Beschluß des Direktoriums,
vom 2z. Okt. 1798 , wonach kein in Großbrittanien
geladenes Schiff in den Häfen der Republik eingelassen
werden M, aufgehoben werden.
Erne Summe, welche vermöge eines der geheimen
Artikel der Konvenzion vom 29. August zu Ausglei-
chung der Ansprüche der verschiedenen aus Holland ab-
ziehenden Korps an den General Augereau bezahlt
werden soll, beträgt eine Million.
England.
Ein junger Edelmann, Sir Henri Brawne Hayes,
war vor kurzem, wegen Entführung eines Frauenzim-
mers, zum Tode verurtheilt worden; der König hat
aber die Todesstrafe in eins ewige Landesverweisung
verwandelt, und vor ohngefähr 14 Tagen ist der Un-
gleiche aus seinem Gefängnisse zu Schiffe gebracht
worden, um nach Botany-Bay transportirt L« werden-
Beschluß der Parlamentsverhandlungen vom z. und
4. Nov. Wir endigen diese Auszüge mit einigen Stel-
len aus der Rede des Ministers Addmgton, der am
4. d. im Unterhause zulezt sprach. „Einige ehrenwer-
the Mitglieder, sagte er, haben sich zwar sehr schmei-
chelhaft für und über mich geäußert, jedoch gegen den
Frieden gesprochen, besonders aus dem Grunde, weil
er die Umtriebe der Jakobiner begünstigen würde. Was
wird aber eins derselben denken, wenn ich ihm sage,
daß.der Frieden ein Donnerschlag für die vereinigten
Irländer gewesen ist? Was wird mein ehrenwerther
Freund (Windham) denken, wenn ich ihm sage, daß
Englands und Irlands Jakobiner, wie er, Klaglieder
anstimmen? Sehr ehrenwecthe Mitglieder haben in
der That gezeigt, daß sie, frei von dem Zwange ihrer
ehemals bekleideten Stellen, eine mit ihrem vorherigen
Betragen sehr wenig übereinstimmende Sprache führen
' konnten. Mein Freund (Windham) hat mit einer Ui-
berfülle von Aufrichtigkeit gesagt, daß der Frieden mit
Frankreich unmöglich seye, solange Frankreich seine
Sitten nicht geändert habe. Also nicht mehr für poli-
tische Systeme und Länderbesiz sollen wir unS schlagen,
sondern für eine Sittenserbesserung? Man behauptet,
daß unsere Hilfsquellen unerschöpflich sind, und ich be-
haupte, daß eben, um dieselben zu erhalten, wie sie
sind, und im Stand zu bleiben, einen kräftigen Wider-
stand zu thun, wenn wir eines TagS den Krieg wieder
anfangen müßten, die Minister zum Frieden gerathrn
haben; ich setze hinzu, daß es den Urhebern und Ver-
theidigern der Negozwzionen von Lille nicht gut ansteht,
die vorliegenden Präliminarien zu verwerfen, und daß,
wenn es auch strafbar seyn sollte, Frieden mit der Re-
publik zu machen, sie doch dieses nicht sagen dürfen.
Unsere Konkurrenz mit Frankreich darf von nun an
nicht mehr feindlich seyn ; sie muß sich auf Handel und
Künste beschränken. Für Männer vnn Energie können
unsere Aussichten durchaus nichts Furcht erwekkendeS
haben.
London vom 14. November. Die Konvenzisn
zwischen dem Kaiser von Rußland, welche man gestern
im Parlamente diskutirts, wurde, nach langen De-
batten , mit einer großen Mehrheit gutgeheissen. Die-
semnach beschloß jede Kammer, Ihrs kaiferl. Majestät
eine Beistimmungs-Adreffe zu präsentiren. Lord Green-
ville, in dem Oberhause, und Lord Temple, in dem Un-
terhause, hatten lange Reden dagegen gehalten, und
ihre Adhäsion verweigert.
Lord Karysford ist gestern von Berlin zurükgekom«
men, wo er wahrscheinlich durch Herrn Wickham ersezt
werden wird.
Der König von Preussen unterhandelt einen Kom-
merztraktat mit unserm Hofe; vermittelst desselben soll
die Einfuhr der englischen Waaren in die preussischen
Staaten erlaubt seyn. ,
Vorige Woche wurde zu Limerik von den Schulern
eine Komödie gespielt. Mehr als 200 Zuschauer dräng-
ten sich in den Saal; Aeltern, Geschwister, Verwandte,
Fttunde» Plötzlich kracht es, und der BodendeöSaals,