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-er eine so große Last nicht tragen konnte, stürzte em.
Das Jammergeschrei, das Heulen, das Gewinsel,
welches in der Dunkelheit aus dem Schulte aufstieg,
läßt sich nicht beschreiben... Niemand blieb zwar todt
auf dem Plazze; aber manche sind so verwundet, daß
sie nicht davon kommen können; vielen muß man Ar-
me und Beine abnehmen, weil sie auf eine unheilbare
Weise gebrochen sind.
H e l v e z i e n.
Bern vom 17. November. Noch ist der kleine
Rath nicht erwählt. Da indessen nun auch der Sena-
tor Pfister angekommen ist, und Anderwerth täglich
erwartet wird, so soll unverzüglich zu dieser Wahl ge-
schritten werden.
Die Vollziehungsgewalt hat den Bündner Prafek-
turrath gänzlich aufgehoben, und den B. Gcngel von
Chur, gewesenes Mitglied der Tagsazzung, zum Prä-
fekt des Kantons Rhäzien ernannt.
Dec Regierungsstatthalter des Kantons Tessin, B.
Ruskoni, ist entlassen und durch den B. Sanhi, Prä-
sident des Distriktsgerichts zu Bellinzona, ersezt wor-
den.
Die drei in fränkischem Dienste stehenden helvezi-
schen Hakbbrigaden verlassen die Schweiz, und begeben
sich nach Frankreich und Italien. Die erste Haldbriga-
de ist nach Grenoble, die zweite nach Mailand und die
dritte nach Marseille abmarschrrt.
In einer seiner lezten Sizzung hat der Senat die
Vollziehungsgewalt zu Maßregeln gegen die Ruhestö-
rer und Aufwiegler beauftragt. ES herrscht in meh-
rern Kantonen noch eine starke Gahrung, besonders im
Zürichischen, im Aargau, Luzern und Leman.
Türker.
Konstantinopel vom 26. Oktober. Ein Theil
der Flotte des Kapitänpascha ist aus Egypten schon
hier angekommen; sie hat einige hundert fränkischen
Kriegsgefangene mitgebracht, welche in das Sklaven-
gebäude einstweilen gebracht wurden. Sie werden nur
so lange hier bleiben, bis die Schiffe, welche sie nach
Frankreich bringen sollen, bereit sind in See zu gehen.
Der Kapitänpascha ist auch, wie man sagt, bei den
Dardanellen angekommen; er erwarte nur einen gün-
stigen Wind, um sich in hiesige Hauptstadt zu begeben.
Dänemark.
Der König der Dänen beschäftigt sich gegenwärtig
hauptsächlich damit, das Kommerz für seine Länder,
besonders für Norwegen in Aufnahme zu bringen. Er
will zu diesem Zwekke eine neue Stadt, unfern Chri-
stiana ankegen lassen, in welcher die Spedizion für das
Innere in Norwegen besorgt werden soll.
Die Uniformen der Land - und Seeoffiziere sollen
abgeändert werden, und die der iezteren sich vorzüglich
durch reiche Goldborderien auszeichnen.
Frankenrepublik.
Am 16. Brümar haben die Konsuln, auf den Be-
richt des Kriegsministers, beschlossen, daß die Mili-
täppersonen, welche sich für den Dienst der Republik

einschiffen, berechtigt sind, ihren Gattinnen, Kindern,
oder andern, einen The l ihrer Gehalle, jedoch nicht
mehr als das Quart, zu delegiren, so daß also, wäh-
rend khrer Abwesenheit, ihnen nur derjenige Theil der
Gehalte ausbezahlt wird, den sie sich vorbehalten haben.
Am 25. Brümär gab Lord Kornwallis sechs ange-
sehenen Engländern, unter denerrsich Lord Minto be-
fand, eine Mahlzelt. Nach derselben gingen sie in die
Oper, wo Lord Kornwallis mit großem Enthusiasmus
ausgenommen wurde, und bis zu Thränen darüber ge-
rührt war.
Man schreibt aus Bayonne, daß Herr Regrettr,
Graf von Campo-Alange, zum bevollmächtigten Mi-
nister Sr. katholischen Majestät, bei dem Kongresse zu
Amiens ernannt worden ist.
Man wird nicht ohne Interesse die Bemerkungen
eines Pariser Journals über das m Paris vor einigen
Tagen mit Mozard's Entführung aus dem Serail eröff-
nete deutsche Theater lesen, so sehr auch die Vorliebe
des Franzosen für einheimische Kunst und Sprache
daraus hervorleuchten mag. Schon der Eingang läßt
nicht viel gutes erwarten. Es ist darin von den Vor-
zügen der italienischen Sprache für Musik und Gesang
die Rede, mit dem Zusazze, daß dessen ohngcachtet das
italienische Theater in Paris nicht allgemein beliebt seye»
Der Zulauf, heißt es in der Folge, war zahlreich;
allein ein großer Theil der Physiognomien gehörte
Westphälingern oder Israeliten an. Die Neuheit hat-
te indessen doch auch viele Franzosen hrrbeigezogen, be-
sonders die Sänger und Sängerinnen unserer Theater.
Man erkannte sie, mitten unter den aufgeheiterten
Stirnen und den fröhlichen Ergießungen LerUiberrher--
ner, an ihrem Stillschweigen und an ihren beinahe Be-
stürzung ausdrükkenden Minen. Die aufgetrettenen
Künstler waren Madame Lang und Madame Lüders -
dann die Herrn Haag, Walter, Elmenreich und Hof-
mann. Madame Lüders, als Blonde, hat ungeteil-
ten Beifall erhalten; Figur, Gesang und Spiel, alles
entzükte an ihr; dafür sollen aber auch Franzosen zu
ihrer Bildung beigetragen haben. An Madame, Lang,
welche die Rolle der Konstanze spielte, fand man, daß
wenn sie einstens mit Ruhm und Glanz auf deutschen
Bühnen erschien, sie mehr gewesen seyn müsse, als sie
nun ist; ihre Töne waren bald zu schreiend, bald zu
schwach; ihre Pantomime, so wie die des Herrn Haag,
der Selim war, war steif und hölzern. Herr Walter,
als Belmonte, glich in seinem Kostüm und in feinen
Manieren einem Donquichotte; mit wenig Brust ver-
bindet er indessen eine reine Singmethode, und die
deutsche Sprache vsrliehrt in seinem Munde etwasoon
ihrer Härte. Herr ElmcnceiK hat sein großes miE-
fches Talent und den Umfang feiner Stimme in der
Rolle des Osmin gluklick genug en tfaltet; die Szene der
Trunkenheit hat er vrslercht mit zu vieler Wahrheit ge-
spielt, welches den guten Deutschen sehr geschie-
nen haben mag. Herr Hofmann, als Pednlto, h.rd
durch Figur und lebhaftes Spiel gefallen. VGA
MoM's Musik heißt §6: er scheine die italienischeMe-
 
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