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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1887

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Heft 9/10
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Krell, Paul F.: Jagd und Jagdgeräthe in alter Zeit, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6902#0067

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Jagdfries, 'nach dem im k. Kuxferstich-Labinet befindlichen Stich von Virgil Solls.

Srtijti mi» ZaadaMA in alter Zeit.

von Prof. Dr. p. L. Krell?

^ie Jagd ist heutzutage, so viele leidenschaftliche
Verehrer sie auch noch besitzt, doch im Ganzen
eine Angelegenheit, welche das Leben des
Volkes wenig berührt; sie wird von hohen
Herrn als angenehme Abwechslung und als
eine noble Passion angesehen und bildet im Uebrigen, man
kann fast sagen, ein still betriebenes vergnügen einzelner
gut situirter Leute. Staatsmännern, Künstlern und anderen
Personen, welche eine schwere Kopfarbeit zu leisten haben,
und viele Zeit in der Stube zubringen müssen, dient sie als
gesundheitsförderliche Ausspannung.

Die allgemeine Aufmerksamkeit wird aber selten auf
sic hingelenkt, die Presse nimmt nicht mehr von ihr Notiz,
als von anderen Sportvergnügungen auch, und es kostet
schon Ncühe, auf den Landtagen Angelegenheiten, welche
für den Jäger von höchstem Interesse und für den richtigen
Bestand und Betrieb der Jagd von Wichtigkeit sind, auf's
Tapet zu bringen; der Nation sind eben hundert andere
Dinge heutzutage wichtiger.

Wenn wir aber von der Jagd früherer Zeit
sprechen, so reden wir von einem Gegenstand, der weit
über ein Jahrtausend lang zu denjenigen gehörte, welche
das öffentliche Interesse in allererster Linie in Anspruch
nahmen, von einer Angelegenheit, welche in ihrem oft ver-
hängnißvollen Eingreifen in das Leben des Volkes dem
Krieg nicht allzuweit nachstand. Das ist, wie wir glauben,
Grund genug, sich das Jagdwesen alter Zeit einmal genauer
anzusehen, auch für jene, welche an und für sich der Jagd
gleichgültig gegenüberstehen, namentlich in Einsicht auf das
Kunstgewerbe, welches manche Anregung daraus em-

pfangen kann. Wir werden uns indeß bei unserer Schilder-
ung im Wesentlichen auf die Zeit der Renaissance und auf
Deutschland beschränken.

Wie für die politischen und die sozialen Zustände bildet
die Renaissance auch für die Jagd, da deren eigenartige
Gestaltung von jenen Faktoren abhängt, eine besondere Epoche.
Zu völligem verständniß ist es aber nöthig, einen Blick auf
die Jagd der vorhergehenden Zeiten zu werfen.

Zustände in derZeitvor d er Völkerwander-
ung. In jenen Tagen als unser Volk aus dem Nebel
der Vorzeit in den Dämmerschein der Geschichte heraustritt,
waren die beiden Hauptpole, um die sich sein Leben drehte,
die Jagd und der Krieg. Die Germanen behielten auch
nach ihrer Ankunft in Europa die gewohnte Jagd- und
Weidewirthschaft bei. Der Ackerbau, in der Periode der
Wanderung natürlich geringfügig betrieben, blieb auch nach
erlangter Seßhaftigkeit für's Erste noch untergeordnet.

Zu dieser Art zu leben bedurfte man auch bei der
geringen volkszahl von damals großer Landstrecken, aus-
gedehnter Jagd- und Weidegründe, viel Wald und Heide.
In der That bedeckten auch ungeheure, fchwerdurchdring-
liche Wälder einen großen Theil unseres Vaterlandes und
es gab außerdem weite Strecken, welche wüst dalagen und
Sümpfe in Wenge.

Die Jagd war indeß nicht nur der Nahrung wegen
eine Nothwendigkeit und Lebensbedingung; man nmßte
auch die wilden Thiere, den Bären, den Luchs, Wolf
und Auerochsen vermindern, wollte man nicht selbst von
ihnen umgebracht werden oder wenigstens durch dieselben seine
Hausthiere verlieren.

*) In gegenwärtiger Abhandlung wurden namentlich die folgenden literarischen Hilfsmittel benützt: Maximilian I. geheimes Jagd-
bnch und von den Zeichen des Hirsches, eine Abhandlung des XIV. Jahrhunderts, herausgegeben von Th. G. von Karajau J858. — Jacques
Du Fouilloux, La Venerie {56{, übersetzt unter dem Titel: Neuw Jagd- und Weydwerkbuch, ^582. — Bayrische Vorstordnung ;5S8. —
Mandate des Lhurfürften Ferdinand Maria von Bayern gegen das wildxrädtschießen {665. — Ejans Fried, von Flemming, der
vollkommene teutsche Jäger, nebst einem immerwährenden Jägerkalender ^7n,9— \?2q.. — Jo h. Theo d. Freiherr zu Schollenberg und Reuthe
(Simon Rottmanner) Anmerkungen über das bayerische Mandat, welches in Betreff der Wildschützen und Landkultur den {. August erschlichen,
aber von dem Thurfürstlichen Hofrath und Hofkammer zur Ehre und zum Nutzen des Vaterlandes unterdrückt worden. ^778. — G. Landau,
Beiträae zur Geschichte der Jagd und Falknerei in Deutschland (die Geschichte der Jagd und der Falknerei in beiden Hessen) ^849. — Viollet-le-Duc,
Dictionnaire raisonnd du mobilier fran^ais de l’dpoque carolingienne ä la renaissance 1858. — Franz von Kobell, Wildanger, Skizzen aus
dem Gebiete der Jagd und ihrer Geschichte mit besonderer Rücksicht auf Bayern {85<). — Specht, Geschichte der Waffen ^870. — «Duellen zur
Geschichte der Feuerwaffen, herausgegeben vom Germanischen Museum ^872. — Fr. v. Wagner, das Jagdwesen in Württemberg \876. —
I. v. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des XVIII. Jahrhunderts, 2. Aufl., Z87A. —
Herm. weiß, Kostümkunde 2. Ausl., 188^. — Essenwein, Kulturhistorischer Bilderatlas des Mittelalters ;883. — Georg Ludwig Hartig,
Lehrbuch für Jäger und die cs werden wollen, ;o. Aufl., t88q. _ <5. x. Hartig, Lexikon für Jäger und Jagdfreunde, zz. Aufl., ;88<* —.

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Zeitschrift des bayer. Aunstgewerbe-vereins München.

*887. Heft 9 6 ^0 (Bg. 2).
 
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