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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1887

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Heft 11/12
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Vom Büchertisch
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.6902#0085

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4- 7 9 -4'

^om Düchenkisch.

Ferd. v. Feldegg, Architekt, Lehrer an der k. k. Staatsgewerbe-
schule zu Wien. Grundriß der kunstgewerblichenFormen-
lehre. A. Pichler's Wittwe & Sohn. Wien ^87.

Das vorliegende Buch, eine „ornamentale Analytik", schließt
sich — wie nicht anders möglich — eng an Semper's grundlegende
Arbeit „der Stil" an, eignet sich aber vermöge seines kleinern Umsangs
viel mehr als Schul- und Lehrbuch, als Semper's Werk, welchem be.
kanntlich so viel hohe Gelehrsamkeit innewohnt, daß es nur von dem
humanistisch Geschulten völlig verstanden werden kann. Das unermeßliche
Material, das Semper in's Feld sühren mußte, um die Bildungs-
saktoren jedes kunstgewerblichen Gebildes — Zweck und Stoff — wieder
in ihr Recht einzusetzen, konnte bei einem knapperen dem Unterrichte
enger angepaßten — „Excerpt" süglich auf ein bescheideneres Maaß
reduzirt werden. Dieß ist hier nach Text und Illustrationen in voll-
kommen befriedigender Weise geschehen. Der Verfasser entwickelt die
Grundlagen kunstgewerblichen Schaffens niit einer Klarheit und
Bündigkeit, wie sie nur die völlige Beherrschung des Stoffes er-
möglicht; man lese z. B. die schlichten und zutreffenden Erklärungen
von Eurhytmie, Symmetrie, Proportion. Für die Veranschaulichung
der Verwandtschaft der verschiedenen Techniken sind die tabellarischen
Uebersichten von großem Interesse, wenn man auch z. B. über das
kfereinziehen der Maurcrei und der Lithographie in den Rahmen des

Ganzen verschiedener Ansicht sein kann. Sehr angenehm berührt bei
allen sonstigen Vorzügen auch die absichtliche Vermeidung aller über-
stüssigen Fremdwörter. 6.

I. v. Schmädel. Ueber moderne Graphik (Vortrag). Separat-
abdruck aus dem „Bayer. Industrie- und Gewerbeblatt".

Das verständniß für die Herstellung der verschiedenartigen Bild-
drucke steht bekanntlich so ziemlich im umgekehrten verhältniß zu
ihrer Verbreitung; es liegt das weniger daran, daß sich beim großen
Haufen kein Verständniß dafür zeigt, sondern vielmehr in dem Mangel
kurzgefaßter, klarer Darlegungen über das Wesen der verschiedenen,
namentlich der neueren Reproduktionsmethoden. Wenn Liner durch viel-
seitiges Wissen und praktische Thätigkeit, und durch prägnante, das
Wesentliche mit schneidender Schärfe darlegende Ansdrucksweise berufen
schien, diesem Mangel abzuhclfen, so war cs der Verfasser dieses Vortrags.
Bei dem unendlichen Reichthum des Wiffenswcrthen, der sich heutzutage
jedem auf Bildung Anspruch Machenden ausdrängt, ist es nicht genug
zu loben, daß der Verfasser die Form des Vortrags bei seiner Schrift
bcibehalten hat; die dadurch veranlaßte Kürze wird dem Büchlein,
das mit erklärenden Abbildungen ausgestattet ist, einen größeren Leser-
kreis verschaffen, als langathmige Auseinandersetzungen. 6.

Unsere kunstgewerblichen MustenblsVen.

Tafel 3;. Bibliothek-Einrichtung im kgl. Schlosse zu
Bukarest. Entworfen und ausgeführt in den Werkstätten des
kgl. bayr. Hofmöbelfabrikanten Anton Pässenbacher, München.
Diese hervorragende Bibliothek-Ausstattung, deren Entwurf und Aus-
führung trotz den manchfachen französischen Einflüssen am Rumänischen
Hofe durch den kunstsinnigen König Larol I. einer deutschen Firma

übertragen wurde, ist in ihren üppigen Renaissance-Formen und den
sehr bedeutenden Dimensionen (der Saal ist 20 m lang, m breit,
7 m hoch) von imposanter architektonischer Wirkung und hat die
volle Anerkennung des hohen Auftraggebers gefunden. Die vorliegende
Abbildung zeigt die südliche Schmalwand mit Hauxteingang und Treppe
zur Gallerie, welche zirka n m hoch liegt. Letztere läuft in einer

Breite von \,20 m an der Westwand über den Schränken fort
und erleidet durch halbrunde Balkone mit vergoldeten schmiedeisernen
Gittern wohlthuende Unterbrechungen, während die bei dem Aufgang
zum ersten Podest sich ergebende Ecke zu einem behaglichen Ruheplätzchen
mit Bänken, Tisch und Wandschränkchen eingerichtet ist. vor den
Fensterpfeilern der Dstwand stehen mächtige Bücherschränke und die
dadurch gebildeten tiefen Fensternischen sind mit Bänkchen und Tisch-
chen versehen. An der Nordwand hat eine mit reicher architektonischer
und figürlicher Holzschnitzerei dekorirte große Lheminee-Verkleidung
Aufstellung gesunden. Die oberen, leergebliebenen Theile der Wände
schmücken große Gobelin-Imitationen von vorzüglicher Wirkung, welche
aus dem Atelier von Jos. Wagner (Firma Anton Wagner in
München) stammen und Hinweise auf die neuere rumänische Geschichte
enthalten. Die Decke wurde auf ausdrücklichen Wunsch des hohen

Auftraggebers jener im Trexpenhause des National-Museums befindlichen,
aus dem Schloß in Dachau stammenden Holzdecke nachgebildet. —
Mit Genugthuung konstatiren wir die in künstlerischer und technischer
Hinsicht gleich vollkommene Ausführung und freuen uns über ein Werk,
welches so recht dazu angethan ist, der Tüchtigkeit des deutschen Kunst-
Handwerks auch im Ausland immer mehr Anerkennung zu verschaffen.

Tafel 32. Doppelflinte. Für diese prächtige Jagdwaffe, welche in
rohem Zustand der reuommirtcn Gewehrfabrik von Imman. Messert
entnommen wurde, entwarf Graveur H u g o K olb die reiche Dekoration,
welche derselbe, soweit sie Mctallarbeit, auch selbst aussührte, während
die Elfenbeineinlagen von Büchsenschäfter Emil Werner (sämmtlich
in Suhl) nach Kolb's Zeichnungen ausgeführt wurden. So schön auch
letztere, sowie die Tiefätzungen der damascirten Läufe entworfen und
ausgeführt sind, so werden sie doch an technischem und künstlerischem
 
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