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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 1
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Schaumberg, Oskar: Ruine am Rauenstein in Thüringen, I
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0007

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schwarze Bergwäiide, zu unseren Füßen das friedliche Dorf, ein liebliches Thal, ein rauschender
Gebirgsbach.

Die Rirche selbst ruht auf alten Gewölben der eigentlichen Burg. Gie hat Theile der einsrigen
Burg Ln sich aufgenommen und war einst die Schloß- und Burgcapelle sowie das Erbbegrabniß derer
von Gchaumberg zu R.auenstein. Doch Lst wohl mit Gicherheit anzunehmen, daß diese einst der
hl. Maria und dem hl. Georg geweihte Lapelle spater als die Burg selbst entstanden ist und bei einem
Um- oder V7eubau der lctzteren auf vorhandenen alten Gewölben außerhalb der eigentlichen Burg,
doch unmittelbar an diese grenzend und mit Lhr in Derbindung stehend, angelegt wurde. Gie ist, wie
Prof. Or. Lehfeldt in den „Bau- und Runst Denkmalern Thüringens" ausführlicher berichtet, ein schönes
kleines U)erk der Gothik, zurn Theil der früheren, zum Theil der spateren sleriode angehörend.
Besonders schön ist der Lhor, mit bemerkenswerther, durchaus demsch gebildeter Ranzel und pokal-

förmigem, nrassigem
Taufbecken aus dem
16. Iahrhundert. In
der (Lapelle selbst noch
vierv.Gchaumbergische
Grabsteine mic Gchrift
undwappen und früher
eine, jetzt leider ver-
schwundene, eiserne
v. Schaumbergische
Gedenkrafel. V7ach-
weislich wurde die La-
pelle 1Z-5Z und 1596
renovirt, zuletzt
1892/189Z.

Derviereckige, durch
Gesimse in drei Stock-
werke getheilte mach-
tige Thurm ist alter
als die Rirche selbst
und gehörte wahr-
scheinlich zu der frühe-
ren Befesrigung auf
dieser Geire der Burg.
Der einstige Durchgang
von der Burg zu der
Empore der Rirche
ist jetzt vermauert.

Unnrittelbar neben
der Rirche sehen wir

Abb. 2. Ruine Rauenftein, Ringmauer.

die Reste einer großen,
zugemauerten, zum
Theil noch in Schutt
und Geröll steckenden
eirrstigen Rundbogen-
Geffnung nrit gleich-
falls zugeinauertem,
großem, rechceckigem
Fenster und sonft ro-
manischen Formen.
WLr haben hier höchst-
wahrscheinlich dieR.este
der alten Begrabniß-
capelle und des Gruft-
raumes vor uns, jener
vier „Remenacen" oder
Todtengrüfce. von
denen Adanr von
Gchaumberg in seiner
Genealogie der Familie
15§5 ausführlich er-
zahlt, daß die Reme-
nate zunachst beinr
Thurm die Todten-
gruft der Dundorfer,
dann die nachfte die
der alcen Rnochcn-,
die dritte die der
Mupperger, die vierce
diederjungen Rnochen-

linie des Geschlechtö gewesen sei; hierhin verlegt Adam von Schaumberg auch die Stätte des schon im
15. Iahrhundert auf Rauenftein begründet gewesenen Familienarchivs, auf welches er in seiner
Genealogie hinweift.

'Zinter der Rirche geht es nun auf Gtufen über Gestrüpp und Gestein einen Abhang hinauf
und in die Trümmer der von Bäumen umgebenen und durchwucherten Burg HLnein. Die Hauptaus
dehnung des nach TIordoften ansteigenden E>urgplaceaus erftreckt sich von Güdwesten nach T^ord-
osten, schmaler ift die Ausdehnung von 7"lordwesten nach Südosten; der vordere niedrigere Theil
der Burg ist besser erhalten als der hintere, höher gelegene, dichter bewaldete Theil.

Am Aufstieg hincer der Rirche sehen wir zunächst den noch Ln zienrlicher Höhe erhalrenen
Rest eines in der Mitte geborstenen Thorbaues. Die beiden ^)feLler desselben stehen noch, das Ganze
wird durch einen aus der HLer noch gut erhaltenen Ringnrauer vorspringenden Rundthurm ßankirt.
 
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