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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 12
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Krollmann, Christian: Zur Geschichte der Burg Reichenberg bei St. Goarshaufen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0118

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Zur Geschichre der Burg Reichenberg bei Gt. Goarshausen.

von L. 'Rrollinann.

außerordenrlich merkwurdig dre Burg Reichenberg als Werk der deurschen Profan-
architekcur Lst — schon Wilhelrn Dilich, der alce Burgenforscher, nennc sie rn serner
hessrschen Lhronik „ern wundersam Gebau" — so gering srnd doch die geschicht-

lrchen ^lachrrchten über dieselbe. Wann sre gegründet ist und von wem, entziehc srch
unserer Rennmiß. Als erste urkundlrch beglaubigte V7achricht erfahren wir, daß Adolf
von ^lassau 1289 einen Antherl an der Burg besaß, den er an Ulrrch von Hanau verpfandece. 1ZO2
wurde Reichenberg als Ergenchum der Grafen von Ratzenelnbogen durch Rönig Albrechc im Rampfe
gegen serne rheinischen Widersacher zerstörc.

Wenn also dre Ueberlieferung besagt, Graf Wrlhelm I. von Ratzenelnbogen habe die Burg
erbaut, so kann sich das nur auf ernen Umbau oder ^leubau bezrehen, den dreser rm Iahre 1Z19, mic
Uncerstützung des Erzbischofs Baldurn von Trier, vornahm und rm Iahre lZ2§ in der Hauptsache,
wie es scheint, vollendet hatte.

Dürftig genug srnd diese
Nachrichten, sre strmmen aber
mernes Erachtens mrc dem was
die Becrachtung der Rurnen des
Hochschlosses selbst lehrt, vortreff-
lrch überein. Werfen wrr einen
Blick auf den nach Meister Dilichs
Urzeichnung von 1607 wieder-
gegebenen Grundrrß der inneren
Burg (Abb. 16, aus „Rhernrsche
Burgen nach Drlich", mit Ge-
nehmrgung des Verlages). Gre
glrederc sich rn zwer Haupttheile,
den langgestreckcen, einer Gchild-
mauer ahnlrchen, von zwei Berg-
frreden (der südlrche Lst 181Z ern-
gestürzc) flankircen Bau und den
nach außen halbrunden, großen

Abb. Reichenberg,

Schnitt durch den östlichen Hauptbau.

Aus „Rheinische Burgen nach Dilich".

Saalbau mit seinen Anbaucen; ersterer begrenzt den Burghof nach Westen, letzterer nach Gsten, beide aber
kehren, wie der Grundrrß lehrt, rhre Vertheidigungsseite dem Msten zu. Das ergeben die Rundbogennischen
Lm Erdgeschosse des Westbaues und die nach Msten gehenden scharcenahnlichen ^enster Lm mittleren Geschosse
desselben. Da nun auch, was den Styl angeht, der Westbau als der alcere erscheint, außerdem sich
an der Westseice desselben, resp. der beiden Bergfriede, Ansätze von geringeren Gebauden zeigen, die,
wie Dilich berichtet, niemals vollendec wurden, so schließe ich daraus, daß der Westbau bei der Er-
oberung von 1Z02 in der Hauptsache schon vorhanden war, aber seinen Zweck nicht vollstandig erfüllt
hatte, weshalb Graf Wilhelm bei dem ^leubau von 1Z19 den Saalbau mit den gewaltigen Reller-
anlagen auf die zwar abfallende, aber doch nicht genügend steile östliche Angriffsseite setzte. Da auf diese
Weise genügend Raum gewonnen wurde, blieb der hincer der ehemaligen Schildmauer liegende westliche
Hof, der nach außen hin so ziemlich sturmfrei war, bei der weiteren Bebauung unberücksichtigt. Die
Schildmauer selber aber wurde in ihren oberen Geschossen zu Wohnzwecken ausgebauc. Der Raum
über dem Thore diente als Rapelle; Dilich berichcet dies, ebenso noch die Akten des 18. Iahrhundercs, nach
denen auch die anderen Räume Ln diesem Bau noch benutzt wurden. Immerhin waren es nur sehr
kleine Zimmer und selbstverständlich waren die Gemächer des großen Saalbaues und seiner Anbauten
die eigentlichen Wohnräume der auf Reichenberg residirenden Herren und später ihrer Amtleme.

ls-79 kam Reichenberg mit den übrigen Besitzungen der Grafen von Ratzenelnbogen an Hessen,
das dort einen Mberamcmann sitzen hatte. Im ZO jährigen Rriege hatte es viel zu leiden, 16Z9 erobercen
 
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