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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 7
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Bibra, Reinhard von: Burggärten
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0073

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Burggärten.

ie deutschen Burgen und Ruinen verdanken den besonders fefselnden Eindruck, welchen
sie unserem Auge machen, nicht allein der Wirkung der baulichen Lormen, sondern der
stimmungsvollen Ergänzung des Bildes durch Busch und Wald, durch natürliche und
künstliche Anlagen.

Wo letztere vorherrschen, wo der ^lamr nachgeholfen wird, sollte dies aber stees
in einer Weise geschehen, die dem landschaftlichen Lharakter der Gegend, dem des Bauwerkes und dem
Rlima entspricht. Dabei kommt nicht nur der Baumwuchs, sondern auch die Weganlage in Becracht.
Bei diesen ist jedes suvrel sowie alle kühnen WLndungen zu vermeiden. Auch muß das Material der
Wege in Vezug auf die Farbe der Umgebung angepaßt sein.

Was den Baumwuchs betrifft, so war solcher in den altesten Zeiten von der V7ahe der ^Zurgen
ausgeschlofsen, weil dies die Uebersichtlichkeit und GLcherheit gegen Ueberfalle forderte. Es gab da wohl
Lin Burghofe eine einzelne LLnde oder zwischen den Gebauden ein „Ziergartlein", in der Regel aber
nur — wo nicht Weinbau vorherrschte — einen abseits gelegenen Nutzgarten für Gbst- und Gemüse-
bau, neben dessen gradlinigen Wegen einige Lilien, Goldlack oder Rosmarin blühten. Auch eine Laube
befand sich oft Ln demselben.

Wenn Wald vorhanden, so war er gewiß aus der T^ahe der Burg über Bogenschußweite
zurückgedrangt. Erst im 16. Iahrhundert, mit der Abnahme der Gchutzvorrichmngen, sehen wir Baum
anlagen in der V7ahe von Burgen entstehen. Daß Gchlösser, die im vorvergangenen Iahrhundert
erbaut sind, durch Gartenanlagen Lm Lharakter dieser Zeit unendlich gewinnen, ist bekannc und man
sollte die Anlagen — in der 7^7ahe der Gebaude wenigstens — erhalten, anstatt sie durch Rasenparcerre
mit Teppichbeeten zu ersetzen. So gut aber in jenes MLlieu beschnittene Hecken und Stamen passen, so
schlechr würden sie sich in der Umgebung einer mittelalterlichen Burg ausnehmen.

Laßt sich ein blumenreiches Ziergartchen im Innern der Burg nicht mehr herstellen und will
man in der nachsten Umgebung die nutzbaren Gartenanlagen mit geraden Wegen, wie sie alte Plane
aufweisen, nicht wieder erstehen lassen, so raume man eben der THacur ihre Rechte ein und mache die gesammte
Anlage parkartig. Iedenfalls verzichte man auf alles Rleinliche, wie Teppichbeece und dergleichen in
der Nahe einer Burg.

Auch muß man außer dem Lharakter der Gegend auch ihrer Vegetation Rechnung tragen und
sich hüten, exotische Pßanzen und Baume aufzuziehen. Eine Latalpa oder ?3uIo>vni3 imperiali8 paßt
— mag sie auch das Rlima vercragen — nicht in die 7^7ahe einer mittelalterlichen Vurg; eben so wenig
Lanna indica, l^icinu8 und andere Zierpflanzen fjaponiea!) oder ej:otLsche Loniferen als sogenannce
„Solitare". Unsere deutsche weißtanne (abies peetinaia) und unsere zierliche -Lerche ersetzen ?inu8
e3N3äen8i8 und dergl. vollkommen, ebenso wie Farnkraut zu den prachtigsten Zierpflanzen zahlt. Epheu
und Immergrün — auch wilder Wein — mit ihrer malerischen Wirkung lassen uns auf Oematis und
^.ri^toloekia verzichten. Unser Ahorn ist, abgesehen vom sicheren Gedeihen, weit schöner gebaut als die
Platane, wie sie bei uns gedeiht, und die Birke mit Lhrem reizenden Blatterspiel und silberleuchtenden
Stamme wird kaum von irgend einem exotischen Baum übertroffen. Welchen Werth unsere Rothcannen
und RLefern für die Winterlandschaft haben, brauchen wir eben so wenig zu preisen, wie die herrliche
Farbenwirkung unserer Buchenwalder im Herbste. Die Ltalienische Pappel aber paßt schon, vermöge
der Zeit ihrer Einführung in Deutschland, nicht in die Vlahe einer alten Burg.

Wer da Freude an exotischen pflanzen und Teppichbeeten hat, dem sei sie nicht benommen,
wenn die Lultur derselben den Vordergrund meidet und nicht in das BLld der Vurg fallt. Rosen sind
narürlich in allen Formen zulassig.

Gehr schöne Wirkungen lassen sich durch richtiges „2lusholzen" und „Zupflanzen" erzielen.
Besonders das letztere spielc bei vielen deutschen Burgen eine große Rolle. Wie oft ist an diese der
Wirthschaftshof dicht angebaut, oder es ist die ganze Burg zwischen den Hausern des Dorfes ein-
gezwangt. Da laßt sich denn durch geeignetes Zupflanzen — besonders mit schnellwüchsigcn Tannen —
manch unschöner Anblick verdecken. Dagegen wird ein Durchblick in die Dorfstraße oder im Park auf
 
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