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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 7
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Clemen, Paul: Untersuchungen und Ausgrabungen der Hohenstaufenpfalz in Kaiserswerth, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0072

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sprengt und damit die ganze Landseite des Äarbarossa-Baues zerstört. Was an der Rheinseite noch
stand, wurde im Laufe des j8. Iahrhunderts bis auf die beiden Untergeschofse des Materials wegen
abgebrochen. Auch weiterhin diente die Ruine als Steinbruch und wurde Lmmermehr abgebröckelt, in
den ^Ser Iahren des 16. Iahrhunderts erfolgten dann umfangreiche Planirungsarbeiten und im Iahre
18^5 wurde die ganze Gstseire des s)alas bis auf die Fundamente glatt abgetragen, ebenso wurde das
damals an der Gstseite noch in ^ m Höhe aufstehende Mauerwerk des Rlevischen Thurmes nieder-
gelegt. Die Anlage des Hochwasserdeichs quer durch das alte Gchloßterrain hat dann die alte Anlage
mit Ausnahme der noch hochaufstehenden Theile vollends verwischt.

Die Rennmiß des Vauwerkes in seiner Gestalt vor der Zerstörung beruht auf einer großen
Reihe von Stichen, theils aus dem 17. Iahrhundert, die größte Zahl mit Darstellungen der Belagerung
von 1762, einer der größten kriegstechnischen Leistungen dieser Zeit. Die Mehrzahl dieser Abbildungen
laßt sich aber auf zwei Originale zurückfuhren, die Rheinansicht der s)falz allein in Meißners
Thesaurus vom Anfang des 16. Iahrhunderts (Abb. folgt in nachster ^lummer) und die ziemlich exacce
Rheinansicht des ganzen Grtes in Merian's Topographie vom Iahre 16§6 (Abb. siehe Iahrgang I
des „Burgwarts", G. 61-). ^Zeide Blätter stimmen Ln dem Aufriß der eigentlichen s)falz vollkommen
überein, nur zieht auf dem Meißner'schen Stich vor dem Gchloß eine einfache RLngmauer sich
hin, die im Süden in einem viereckigen Hauschen endece. Zur Zeit Merians war diese Mauer durch
eine Bastionsbefestigung ersetzt und das Hauschen Lm Süden dadurch verdrangt. Die übrigen Gtiche
sind zum Theil augenscheinlich so minderwerthig, zum Theil so übereinstimmend mit den beiden ge
nannten Stichen, daß für eine Reconstruction auf sie kein zu großes Gewicht gelegt werden kann.

2Zereits im Iahre 18Z8 war die Ruine durch den Staat an die Stadtgemeinde Raiserswerth
übergegangen, die Unterhaltungspfiicht verblieb aber beim Staate. Im Iahre 1867 wurde auf Grund
einer aus dem preußischen -Landtag hervorgegangenen Anregung seitens der königlichen Staacs
regierung eine Summe von Z66 Mark jahrlich in den Ecac eingesetzt. Das allseitig wachsende Incerefse
an der Raiserpfalz wie auch der praktische Gedanke, eineir Ausflugsort für die benachbarten Industrie-
stadte zu schaffen, ahnlich wie Schloß Burg a. d. Wupper ihn für die großen Gtadte des bergischen
Hinterlandes bildet, führte im Sommer 1866 zur Bildung eines Lomites unter dem Vorsitz des könig
lichen Regierungsprasidenten Lreiherrn von Rheinbaben, das sich „eine bessere Uncerhaltung und
würdigere Herrichtung der Gchloßruine Raiserswerth und ihrer Uingebung nach den Grundsätzen der
heutigen Denkmalspflege" zum Ziel setzre. Die Grundlage zu allen weiteren s)rojeccen mußte natur-
gemäß eine genaue Feststellung des -Bestandes, nicht nur des aufstehenden Mauerwerkes, sondern auch
der im -Laufe des Iahrhundercs verdeckten Mauerzüge sein. Es gelang dem Lomite, dank dem Enc-
gegenkommen der interessirten Behörden und Lommunen, die erforderlichen Mittel in der Höhe von
rund 7666 Mark zu den umfangreichen Vorarbeicen einer genauen Aufnahme und der Ausgrabungen
in den großen Garcenterrains zusammen zu bringen.

Mit den Ausgrabungen wurde 26. September 1866 auf dein Terrain des eigentlichen palas
begonnen; diese erste Ausgrabungsperiode schloß am 15. December 1866 ab, nachdem ein großer Theil
der s)alasfundainente zwischen dem Dainin und der Ruine freigelegt war. Mit Rücksicht auf die zu
großen Rosten einer Ausgrabung durch Privatarbeicer wurde seitens der Röniglichen Regierung ein
Gefangencommando vom 16. April 1666 bis 15. Iuni 1666 zur verfügung gestellt, das das Terrain
des Palas vollkommen abräumte und die Grundmauern auf der nördlich gelegenen vorburg aufdeckte.
Die Leststellung der Grundmauern in den südlich und östlich des Palas gelegenen Außengebäuden
wurde dann vom 12. Vlovember bis 1. December 1666 durchgeführt. Die cechnische -LeLmng der
Ausgrabungen übernahm zunächst der Direccor des Bonner provinzialmuseums, vr. Lehner (vgl. den
Bericht in den Bonner Iahrbüchern, 165, G. 181), seit Anfang 1666 standen die Ausgrabungen uncer
der Gberleitung des Provinzialconservators und der speciellen örtlichen Aufsicht seines Assistencen
vr. Renard. Für die nothwendige exacce Aufnahme sowohl der aufstehenden Ruine wie der auf-
gedeckten Mauern wurde Herr Architekt GLsbert Erkens aus Röln gewonnen. (Schluß folgt.)
 
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