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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 1
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0011

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7

des Steinwerks liegt über dem Dielen-
fußboden enrsprechend erhöht und ist
durch eine Treppe zu erreichen, von
der man auch auf die Galerie ge-
langr, dic die übrigen Räume des
Hauses zugänglich machr. Sind
mehrere Geschojse im Sreinwerk vor-
handen, so werden dieselben durch
eine in demselben befindliche Dreppe
erstiegen. (Vergl. Abb. S und 7.) Das
oberste Geschoß ist durch ein großes,
bis in das Dach reichendes Spiybogen-
gewölbe abgeschlojsen. Der über dem
Reller liegende Hauprraum dienre für
gewöhnlich als prunkraum und war
mit Ramin, mir Holzräfelungen, mit
Lleiverglasung, sowie durch die die
Balkendecke ftüyenden, mirRopfbändern
und Unrerzügen versehenen Holzsäulen
u.s. w. geziert und bildere, von dem
Schmutz und Gerriebe der Srraße enr-
rückr, mit dem Llick in den Haus-
garren eine Stärre, wo die Familie an
Sonn- und Festragen der beschaulichen
Ruhe pflegen konnre. Im Obergeschoß
waren die werrhvolleren waaren aufbewahrr. Zweifellos
haben derartige Bauren auch in Rriegs- und 2lufruhr-
zeiren einen sicheren Schlupfwinkel geboten, da die hoch-
liegenden, außerdem mir schweren eisernen Girrern und
eisernen inneren Fensterläden versehenen Räume diebes-und
kugelsicher waren; auch der einzige Zugang von der Diele her
war mir einer schweren eisernen Dhür sicher geborgen. Und
in der Dhar haben viele dieser Sreinwerke Iahrhunderte
hindurch Rriegsstürme und Feuersbrünste überdauert, wenn
sie auch von den die Fachwerke zerstörenden Flammen rorh
geleckr, vom werter gebräunt und vom Zahn der Zeir
benagt sind. Heure stehen sie noch in den Gärren und
bilden malerische wahrzeichen der Stadt. weil sie
mächrige, schwer abzubrechende Steinmajsen enthalren,
wagr sich die Specularion selten an sie heran. Doch auch
ihr Schicksal wird besicgelr sein, wenn die im Aeußern
der Stadr sich enrfalrende Baurhätigkeit ihren Rückschlag
auf das Stadtinnere ausüben wird. Mögen die Osna-
brücker dafür sorgen, daß diese wahrzeichen ihrer Stadr
erhalren bleiben, sowobl in ihrem eigenen Inreresse als
in dem der Bau- und Runstgeschichre. Zum Schlusse
sei noch bemerkr, daß man ähnliche Bauwerke als
„Bauernburgen" auch auf dem Lande anrriffr. wir

finden in der
Nähe Osna-
brücks im Lippe-
schen und Olden-
burgischen der-
arrige Srein-
werke, die un-
mirrelbar den
städtischen enr-
lehnr sind. Sie
sindhiermeistens
freistehende,
Abb. 7. thurmartige

Grundriß des Hauptraumes im Sreinwerk. Lauten, die die-

selbe Einrichtung zeigen wie die städri-
schen Steinwerke. wie vr. Brandi
in den Mirrheilungen des Historischen
Vereins zu Gsnabrück mittheilr, enr-
hält das Steinwerk auf dem Schulzen-
hofe zu Rüssel Reller, wohngeschoß
und doppclren Boden. während Reller
und Boden außer den Thüren nur
mit spärlichen und kleinen Lichröff-
nungen versehen sind, ist das wohn-
geschoß mit Ramin, Abort, Gossenftein,
wandschränken und mehreren kleinen
Nischen ausgestattet; es ist scheinbar
zum längeren wohnen in Zeiten der
Gefahr eingerichter. Das Steinwerk
auf dem Hofe des Lolon Offers zu
Ppe zeigr ähnliche Einrichrung, es ist
nur noch mehr auf ernste Verthei-
digung zugeschnitten, indem es mit
dem wohnhause und dem Brunnen
unterirdisch verbunden ist. Außerdem
hat es schräge, den Zugang beherr-
schende Schießscharren.

F. Schultze-^ildesheim.

Mederherstellungen.

2llze>'.

Für die Unterhaltung der Schloßruine zu Alzey har
der hessische Landtag Mark bewilligt.

Burg a. d. wuxxer.

Der Aufbau des Lergfrieds ift in voller Arbeit.
Der Dhurm ist bis zur Höhe von S m fertiggestellt. —
Ganz bedeutend war der Besuch der Burg in den pfingst-
tagen. Am ersten Feiertage 2S2(> zahlende Besucher, am
zweiren Feiertage 34M.

Bütow (pommern).

An dem alten Schlosse zu Bütow, das, wie wir
melderen, im vorigen Iahre auf ein halbtausendjähriges
Bestehen zurückblicken konnte, sind die Eckrhürme erneuert
und bis zur Eindeckung fertiggestellt.

Alarksburg.

Die bereirs begonnenen Arbeiren der Vereinigung
auf der Marksburg berrafen zunächst Herstellung von
für den wirrhschaftsbetrieb erforderlichen ^lebenräumen.
Für die Zimmer der Lurgschenke hat die Berliner Firma
Lieck ör Heider passende Daperen geftiftet. — Der Be-
such der alren Vefte war in den pfingsttagen bereits
ganz erheblich, täglich mehrere hundert personen, und
har sich mit Leginn der Reisezeit noch bedeutend ge-
steigerr. — Im Aufrrage der Vereinigung wird von
Bodo Ebhardt und L. Arollmann ein Marksburg-
Führer herausgegeben, der noch in diesem Monat er-
scheinen wird. Lesonderen Dank verdient die große
Dheilnahme und Arbeit, welche Herr Bürgermeister
Schulte der Marksburg widmet, nicht weniger die großen
Aufwendungen der Stadr Äraubach für die wegebauten
zur Burg (ZMS Mark) und dic eifrige Mitarbeit des
Herrn Lauführers ^ließ.
 
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